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Studien zeigen

Holz- und Kaminöfen erhöhen Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken

Frau sitzt an gemütlichem Ofen – Studien zufolge erhöhen die dadurch freigesetzte Feinstaubpartikel das Risiko für Lungenkrebs
Ohne Frage: Das größte Risiko für Lungenkrebs ist Rauchen. Aber auch der Feinstaub aus dem heimischen, mit Holz befeuerten Ofen, ist sehr schädlich. Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

10. Dezember 2024, 16:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Holz- und Kaminöfen machen einen langen Winterabend ultimativ gemütlich. Doch bei der Verbrennung von Holz in Innenräumen gelangen kleine Teilchen in die Raumluft, die unserer Gesundheit schaden. Viele Studien zeigen ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Auch wenn Rauchen die führende Ursache für die häufig tödlich endende Erkrankung darstellt: Warum nicht mal prüfen, ob vom eigenen Kaminofen eine Gesundheitsgefahr ausgeht?

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Energieeffizienz, Klimaschutz, Wohnraumpolitik – viele Haus- und Wohnungsbesitzer fühlen sich von der Politik bevormundet. Besonders bei der Begründung Klimaschutz, scheint es, als fühlten nicht wenige, der Bundeskanzler reiße ihnen persönlich den Ofen aus der Wohnung. Dabei sind die neuen Regelungen für Holz- und Kaminöfen ab 2025 (alte Kaminöfen stilllegen, alternativ nachrüsten) durchaus sinnvoll. Denn – und das ist vielleicht der Kommunikationsfehler unserer Politiker: Die eigene Gesundheit würde den ein oder anderen vielleicht eher von der Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen überzeugen. Der heimische Kamin erhöht, wenn er alt ist oder schlecht gewartet, das Risiko für Lungenkrebs. Das zeigen zahlreiche Studien.

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Welche Luftschadstoffe gibt es und wie wirken sie auf die Gesundheit?

Die Luftqualität in Deutschland ist besser geworden – doch nicht genug, um negative Auswirkungen auf die Gesundheit auszuschließen. Auch, wenn Smog-Perioden die Sterblichkeit nicht mehr nach oben treiben, wabert durch unsere Luft noch zu viel Gesundheitsschädliches. In Städten besonders verursacht der Straßenverkehr hohe Konzentrationen an Stickstoffdioxid. Das ist insbesondere für Menschen mit Asthma ein Problem, weil sich ihre Bronchien dadurch dauerhaft verengen können. Dann macht noch Ozon unserer Gesundheit zu schaffen, das die Atemwege in Mitleidenschaft zieht. Dritter Schwerenöter: Feinstaub.

Die mit ihm einhergehenden Gesundheitsgefahren reichen von Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in der Luftröhre sowie den Bronchien oder den Lungenalveolen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems (Herzfrequenzvariabilität).1 Entstehungsorte: Verkehr und generell jede Form der Verbrennung. Besonders dicht dran sind wir am heimischen Holz- oder Kaminofen.

17 Studien zu Feinstaub aus Öfen und Lungenkrebs analysiert

Weil Lungenkrebs die Krebsart mit den meisten Todesursachen weltweit ist, ist die Forschung hier besonders bemüht, Risikofaktoren zu identifizieren.2 2021 etwa konnten chinesische Forscher 17 Einzelstudien aus unterschiedlichen Teilen der Welt analysieren. Alle behandelten diese spezielle Frage: Hängt das Risiko einer Person für Lungenkrebs und ihr Sterberisiko damit zusammen, ob und wie sehr sie Feinstaub-Partikeln ausgesetzt war oder ist, wie sie einige Holz- und Kaminöfen in Privathaushalten ausstoßen? Die Forscher hatten ihre Metaanalyse damals in der Fachzeitschrift „Oncotarget“ veröffentlicht.3

Auch interessant: Warum es nicht egal ist, wenn man nach der Lungenkrebsdiagnose weiterraucht

Verbrennen von Holz im heimischen Kamin erhöht Lungenkrebs-Risiko

Die chinesischen Forscher kamen zu diesem Schluss: Verbrennen von Holz in Öfen und Kaminen in Innenräumen erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken und daran zu sterben. Und zwar auch dann, wenn man es nur gelegentlich tut. Weiterhin zeigen die Zahlen, dass vier von fünf Patienten innerhalb von fünf Jahren daran sterben. Nicht mal jeder Zehnte lebt nach der Diagnose noch zehn Jahre oder länger.

Häufigste Krebstodesursache Weltweit

Zahlen: Lungenkrebs ist mit 18 Prozent aller Krebstodesfälle die häufigste Krebstodesursache weltweit. Laut den aktuellen Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Agency for Research on Cancer (IARC) verursacht Lungenkrebs die meisten krebsbedingten Todesfälle, sowohl bei Männern als auch bei Frauen: nämlich 1,8 Millionen jährlich. Führender Risikofaktor ist Rauchen (verantwortlich für etwa 80 bis 90 Prozent der Fälle); ein anderer ist Luftverschmutzung.4,5

Gefahr geht von PM2,5-Partikeln aus

Was genau geschieht beim Holzverbrennen in Öfen und Kaminen, das der Gesundheit so sehr schaden kann, dass irgendwann Lungenkrebs diagnostiziert wird? Das sind die sogenannten PM2,5-Partikel: Feine Partikel in der Luft mit einem Durchmesser von maximal 2,5 Mikrometern, also 0,0025 Millimetern, die unter anderem beim Verfeuern entstehen.

PM2,5-Partikel sind so klein, dass sie tief in die Lunge eindringen und sogar in den Blutkreislauf gelangen können. Das kann zu unterschiedlichsten Problemen führen: Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und eben Lungenkrebs. Und ganz grundsätzlich verschlechtert sich durch die Exposition bestehende Krankheiten, was die Lebenserwartung natürlich auch verkürzt.

Holzverbrennung in Privathaushalten nahm weltweit zu – Lungenkrebsrate auch

Zimmeröfen – ganz besonders alte Kaminöfen, offene Kamine, billige, verrußte und verstopfte Öfen – sind natürlich nicht die einzige Quelle von PM2,5-Partikeln. Sie entstehen generell bei Verbrennungsprozessen, etwa als Emissionen von Diesel- und Benzinmotoren, beim Bau und Abriss oder auch bei Waldbränden. Was die Analyse aber zeigt: Die einzige Quelle von PM2,5-Emissionen, die in den letzten 20 Jahren zugenommen hat, ist die Verbrennung von Holz in Privathaushalten. Deshalb ist das Thema relevant.

Was noch Giftiges beim Verbrennen entsteht: Neben Feinstaub entstehen auch giftige Gase, wenn man Holz im Kaminofen verbrennt. Das bekannteste ist wohl Kohlenmonoxid, was zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen kann. Der Gesundheit schaden können aber auch Formaldehyd, Dioxine, Furane, Stickoxide sowie flüchtige organische Verbindungen wie Benzol.

Die Metaanalyse zeigte weiterhin: Durch diese Entwicklung stieg im selben Zeitraum die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu sterben, um 12 Prozent (Europa und Asien). In Nordamerika gar um 15 Prozent. In Asien erkranken heute durch PM2,5-Partikeln 9 Prozent mehr Menschen an Lungenkrebs als noch vor 20 Jahren (Europa drei Prozent). Wohlgemerkt: Diese Steigerung ist rein mit den Verbrennungspartikeln assoziiert. Risikofaktoren wie Rauchen – mit Abstand der Größte für Lungenkrebs – sind in dieser Entwicklung außen vor.

Mehr zum Thema

Kein feuchtes, lackiertes oder verleimtes Holz verbrennen – ungesund!

Welche Öfen besonders viel Feinstaub wie PM2,5 in den Raum abgeben (und deshalb ausgetauscht oder mit durch den Einbau von speziellen Filtern nachgerüstet werden müssen) sowie Tipps, um den Feinstaub-Ausstoß zu reduzieren, lesen Sie bei den Kollegen von „myHomebook“. Wichtig zu wissen: Verbrennt man feuchtes, lackiertes oder verleimtes Holz, erhöht man die Emissionen noch zusätzlich. Optimalerweise hat man gespaltenes Holz mindestens zwei Jahre gelagert, bevor es für gemütliche Wohnzimmer-Winterabende sorgt. Nicht in den Kamin gehören zudem alte Zeitungen, Eierkartons, Zeitschriften sowie Papier und Pappe. Das kann sowohl dem Kaminofen, der Umwelt, als auch der eigenen Gesundheit schaden.

Themen Krebs

Quellen

  1. Umweltbundesamt: Feinstaub (2022, aufgerufen am 10.12.2024) ↩︎
  2. Deutsche Krebsgesellschaft. Lungenkrebs, Bronchialkarzinom: Definition und Häufigkeit. (aufgerufen am 20.12.2024) ↩︎
  3. Huang F., Pan B., Wu J. et al (2021): Relationship between exposure to PM2.5 and lung cancer incidence and mortality: A meta-analysis. Oncotarget. ↩︎
  4. World Health Organisation: Cancer Key facts (2022, aufgerufen am 09.12.2024) ↩︎
  5. International Agency for Research on Cancer: Global cancer burden growing, amidst mounting need for services (2024) ↩︎
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