19. Juli 2021, 14:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Australische Forschende haben erstmals in einer Studie ermittelt, wie sich Kaffee in großen Mengen auf die Knochengesundheit auswirken. Offenbar kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung des essenziellen Nährstoffes Kalzium – damit steigt langfristig das Osteoporose-Risiko.
Koffein ist die beliebteste „Freizeitdroge“ der Welt. Immerhin konsumiert ein Großteil der Erwachsenen mindestens ein koffeinhaltiges Getränk am Tag. Wer allerdings mehr als 800 Milligramm zu sich nimmt – das entspricht ungefähr acht Tassen Kaffee – riskiert massiven Kalzium-Mangel. Damit steigt einer aktuellen australischen Studie zufolge langfristig das Osteoporose-Risiko.
Übersicht
77 Prozent Kalzium-Verlust bei Gruppe mit hohem Koffein-Konsum
Viele klinische Studien zu Koffein und dessen Wirkung auf die Gesundheit befassen sich vor allem mit der Frage, wie sich die stimulierende Substanz auf Herz, Gehirn oder Kreislauf auswirkt. Forschende der University of South Australia haben jetzt erstmals als Teilstudie untersucht, welche Folgen hohe Koffein-Mengen für Nieren und Kalzium-Haushalt haben können. Dafür kauten gesunde Erwachsene in der doppelblinden klinischen Studie über einen sechsstündigen Behandlungszeitraum fünf Minuten lang ein Koffein- oder ein Placebo-Kaugummi in zweistündigen Abständen (Gesamtkoffein 800 Milligramm).
Bei der Koffein-Gruppe wurde anschließend ein erhöhter Kalzium-Verlust von 77 Prozent im Urin festgestellt. Dies könne sich auf Dauer negativ aus die Knochen auswirken, heißt es. Die Studie wurde im „British Journal of Clinicial Pharmacology“ veröffentlicht.1 „Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Koffein beträgt etwa 200 Milligramm – ungefähr zwei Tassen Kaffee. Acht Tassen Kaffee zu trinken, mag zwar viel erscheinen, aber es gibt Gruppen, die in diese Kategorie fallen“, erklärt Studienautorin Dr. Stephanie Reuter dazu in einer Universitätsmitteilung. 2
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Forscherin: übermäßiger Kaffee-Genuss Risikofaktor für Osteoporose
Kalzium ist ein essenzieller und mengenmäßig der wichtigste Nährstoff im Körper, welcher für feste Knochen und gesunde Zähne sorgt. Besonders Kinder, Schwangere und Frauen jenseits der Menopause müssen auf eine ausreichende Versorgung achten. Kalzium-Mangel kann zu Osteoporose (Knochenschwund) führen. Bei Betroffenen baut sich die Knochensubstanz nach und nach ab. Dadurch werden sie instabiler und brüchiger. In Deutschland erkranken jährlich schätzungsweise 800.000 Menschen an der schmerzhaften Krankheit.3 Für die Forscherin Stephanie Reuter ließe sich mit moderatem Kaffee-Genuss zumindest ein Risikofaktor für Kalzium-Mangel vermeiden: „Koffein in Maßen hat sicherlich seine Vorteile. Aber es ist wichtig zu verstehen, wie ein übermäßiger Konsum das Risiko einer sehr vermeidbaren Krankheit wie Osteoporose erhöhen könnte.“
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Kalzium-Verlust gilt auch für Energy Drinks
Die Forschenden beobachten zudem mit Sorge, dass zahlreiche Berufsgruppen hohe Koffein-Dosen nutzen, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Dazu gehören Schichtarbeiter, Profisportler oder Angehörige des Militärs. Als besonders problematisch wird der massenhafte Konsum von Energydrinks unter Teenagern gesehen. „Heranwachsende sind besonders gefährdet, da sich ihre Knochen noch im Wachstum befinden.“
Ob durch Kaffee oder Energydrinks – dass zu viel Koffein zu Kalzium-Verlust führt, sollte laut Studie dringend in das Bewusstsein der Bevölkerung übergehen. Als Nächstes soll nun untersucht werden, wie sich unterschiedliche Koffeinmengen kurz-, beziehungsweise langfristig auf die Knochengesundheit auswirken.
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Quellen
- 1. Reuter, SE, Schultz HB, Ward MB, Grant CL, Paech GM, Banks S, Evans AM. The effect of high-dose, short-term caffeine intake on the renal clearance of calcium, sodium and creatinine in healthy adults. British Journal of Clinicial Pharmacology. (2021)
- 2. University of South Australia. Caffeine cuts close to the bone when it comes to osteoporosis. (2021)
- 3. Osteoporose.de. Daten und Fakten. (aufgerufen am 19.7.2021)