
5. April 2024, 12:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Prostatakrebs zählt zu den am häufigsten vorkommenden Krebsarten bei Männern. Im Jahr 2020 zählte man in Deutschland über 65.000 Neuerkrankungen des Tumors an der Vorsteherdrüse, weltweit registrierte man 1,4 Millionen Fälle. Eine neue Studie prognostiziert, dass diese Zahlen bis 2040 enorm ansteigen sollen.
Prostatakrebs bleibt oftmals lange unentdeckt, da Symptome meist spät auftreten. Häufig ist das Geschwulst dann schon groß geworden und auf die Harnröhre übergegangen.1 Auch Tochtergeschwülste – Metastasen genannt – können sich im Verlauf der Erkrankung außerhalb der Prostata bilden und so für Beschwerden sorgen. Häufig äußert sich die Bildung eines solchen Tumors durch bspw. vermehrten Harndrang und Schwierigkeiten beim Urinieren. Auch eine schmerzhafte Ejakulation und eine weniger starke Erektion oder gar Impotenz können Hinweise sein. Falls diese Anzeichen lange nicht wahrgenommen oder ignoriert werden, besteht die Gefahr, dass in einem späten Stadium die Wahrscheinlichkeit einer Genesung abnimmt – und die Krankheit sogar zum Tod führen kann. Wie viele Todesfälle in Zukunft auf Prostatakrebs zurückzuführen sein könnten, untersuchte nun die „Lancet“-Kommission.2
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Übersicht
Erschreckend hohe Zahlen der Prostatakrebs-Todesfälle
Wie der Lehrstuhl für urologische Chirurgie der Universität Aberdeen, der an der Studie mitwirkte, berichtet, sollen sich die Prostatakrebsfälle bis zum Jahr 2040 verdoppeln.3 Im Jahr 2020 verzeichnete man noch 1,4 Millionen Neuerkrankungen – 20 Jahre später sollen etwa 2,9 Millionen Menschen laut der Prognose der Forscher von diesem Krebs jährlich betroffen sein.
Was die Todesfälle aufgrund von Prostatakrebs angeht, blicken die Wissenschaftler mit einem ängstlichen Blick in die Zukunft. Die Rechnungen ergeben, dass innerhalb der 20 Jahre die Sterberate von Prostatakrebs betroffener Männer um 85 Prozent ansteigen soll. Während 2020 weltweit noch von 375.000 Todesfällen die Rede war, sagen die Forscher etwa 700.000 Todesfälle für 2040 voraus.
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Bedeutung der Ergebnisse für den medizinischen Sektor
Einen hohen Anstieg der Zahlen können die Wissenschaftler insbesondere Ländern mit einem niedrigen bis mittlerem Einkommen zuordnen. Dagegen beobachtete man bei Ländern mit einem höheren Einkommen eher einen Rückgang der Prostatakrebs-Sterberate.
Vor allem in Ländern mit einem niedrigen Einkommen erkranken viele Männer an metastasierendem Prostatakrebs, der eine fortgeschrittene Form der Krankheit darstellt. Dabei breitet sich der Krebs im Körper aus und geht häufig auf die Knochen über. In diesem späten Stadium ist die Wahrscheinlichkeit, zu genesen, viel geringer, als bei einer Diagnose im frühen Stadium. „Das Problem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist, dass die späte Diagnose von Prostatakrebs die Norm ist. Es bedarf verbesserter Aufklärungsprogramme, um die Menschen besser über die wichtigsten Anzeichen und die nächsten Schritte zu informieren, auf die sie achten sollten. Die Umsetzung dieser Programme in Verbindung mit Investitionen in kosteneffiziente Frühdiagnosesysteme wird der Schlüssel zur Verhinderung von Todesfällen durch Prostatakrebs sein, da die Zahl der Fälle mit einer alternden Weltbevölkerung unweigerlich steigt“, weist James N’Dow, Professor an der Universität Aberdeen und Arbeitsgruppenvorsitzender der Lancet-Kommission, hin.
Er macht deutlich, dass die hohe Prostatakrebs-Sterberate sowohl wirtschaftliche als auch soziale Auswirkungen haben könnte. „Männer in diesen Ländern sind sehr oft die Hauptverdiener einer Familie, sodass ihr Tod oder ihre schwere Erkrankung zu großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Familien führen kann.“ Wenn man sich nun aber darauf konzentriere, mehr aufzuklären und Früherkennungsprogramme bereitzustellen, können die prognostizierten Zahlen vielleicht umgangen werden. Auch der Aufbau der Kapazitäten für Chirurgie und Strahlentherapie müsse man in diesen Ländern fördern.

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Einordnung der Studie
Die Zahlen der Neuerkrankungen und Todesfälle durch Prostatakrebs machen mehr als deutlich, dass es einer Verbesserung in den Ländern bedarf, deren Aufklärung und Früherkennungsprogramme noch nicht richtig ausgebaut sind. Weitere Ergebnisse der Studie stellen die Forscher am 6. April auf dem Kongress der Europäischen Vereinigung für Urologie in Paris vor.
Allerdings weisen die Wissenschaftler selbst darauf hin, dass ihre Prognose allein nicht ausreicht. Es sind noch weitere Forschungen zu Prostatakrebs notwendig. Das ist besonders im Hinblick auf das Vorkommen der Erkrankung in Bezug auf die Ethnie wichtig. Denn bislang konzentrieren sich die Studien auf europäische Männer in hoch entwickelten Ländern. Schwarze Männer, insbesondere mit westafrikanischer Abstammung, weisen jedoch ein höheres Risiko auf, an Prostatakrebs zu erkranken und auch daran zu sterben. Die Gründe hierfür sind allerdings noch unklar.