25. August 2021, 5:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ausgelassen mit Freunden feiern und die Nacht zum Tag machen – für viele junge Menschen gehört Alkohol einfach dazu. Was sie dabei häufig nicht bedenken: Wie dramatisch sich hoher Alkoholkonsum auf ihre Arterien und damit auf die Gesundheit ihres Herz-Kreislauf-Systems auswirken kann.
Während moderates Alkoholtrinken laut Forschungen offenbar durchaus auch positive gesundheitliche Wirkungen haben kann, steht wohl außer Frage, dass zu viel Alkohol nicht gut ist. Dennoch gehören gerade für junge Menschen, die erste Party-Erfahrungen sammeln, leckere und häufig eben auch viele Drinks einfach dazu. Wie fatal das sein kann, zeigt eine neue britische Studie. Sie fand heraus, dass hoher Alkoholkonsum bei 17- bis 24-Jährigen dramatische Folgen für ihre Blutgefäße haben kann. Damit einhergehend: ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen später im Leben.
Übersicht
Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und steifen Blutgefäßen
Mit zunehmendem Alter werden Arterien steifer und weniger elastisch. Ein fortschreitender Prozess, der als Ursache für Herzkrankheiten und Schlaganfälle gilt.1 Bestimmte Gewohnheiten wie das Trinken und Rauchen scheinen hier zusätzlich negative Effekte zu haben – und zwar schon in jungen Jahren, wie bereits frühere Forschungen entdeckt hatten.2 Wissenschaftler des University College in London sahen sich diesen Umstand nun genauer an.
Studie mit 1655 Menschen im Alter von 17 bis 24 Jahren
Die Studie, die jetzt auf auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) vorgestellt wurde, fokussierte sich auf 17- bis 24-Jährige.3 Also auf eine Altersspanne, die als die Lebensphase angesehen wird, in der Teenager und junge Erwachsene mit Alkohol und regelmäßigem Trinken in Berührung kommen. Untersucht wurden Alkoholkonsum und der Zustand der Blutgefäße von 1655 junge Menschen von 17 bis 24 Jahren der „Avon Longitudinal Study of Parents And Children (ALSPAC)“.4
Ablauf der Studie
Die Leiter der Studie fragten bei den Probanden ihre Trinkgewohnheiten ab – zunächst im Alter von 17 Jahren und ein weiteres Mal mit 24 Jahren. Anhand beider Antworten wurden der Alkoholkonsum der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:
- kein Alkohol
- mittlerer Alkoholkonsum (4 Drinks oder weniger an einem typischen Tag, an dem Alkohol getrunken wird)
- hoher Alkoholkonsum (mehr als 5 Drinks an einem typischen Tag, an dem Alkohol getruken wird).
Außerdem wurden die Blutgefäße der Probanden untersucht, indem die Pulswellengeschwindigkeit (engl. pulse wave velocity, kurz: PWV) gemessen wurde. Die Erhöhung des PWV deutet auf eine Versteifung der Arterien hin.5
Anhand der erhobenen Daten prüften die Forschenden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Zustand der Blutgefäße gab. Dabei wurden auch mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht und sozioökonomischen Status berücksichtigt. Bei den 24-Jährigen wurden zudem noch weitere Werte erhoben, nämlich Body-Mass-Index, Blutdruck, LDL-Cholesterin, Blutzucker und CRP-Konzentration. Die Studienergebnisse wurden entsprechend bereinigt.
Hoher Alkoholkonsum und seine Wirkung auf die Blutgefäße
Die Arteriensteifigkeit stieg während des Untersuchungszeitraums – also in der Zeitspanne zwischen 17 und 24 Jahren – um durchschnittlich 10,3 Prozent an. Bei Frauen wurde ein höherer Anstieg beobachtet als bei Männern. Bemerkenswert: So wie der durchschnittliche Wert des Alkoholkonsums anstieg, so stieg auch die Steifigkeit der Blutgefäße an. Der Alkoholkonsum hat also einen direkten Einfluss auf die Gesundheit. In dem Maße, in dem man in jungen Jahren Alkohol trinkt, in dem Maße schadet man auch seinen Blutgefäßen.
Auch die Wirkung von Rauchen untersucht
Neben dem Alkoholkonsum untersuchten die Wissenschaftler auch den Einfluss von Rauchen auf die Blutgefäße. Auch hier zeigte sich eine schädigende Wirkung, allerdings nicht in derselben Weise wie beim Alkohol. Die Steifheit der Blutgefäße stieg nicht in demselben Maße an wie der durchschnittliche Wert fürs Rauchen. Und während starke Raucher zwar einen größeren Anstieg der Arteriensteifigkeit aufwiesen als Nichtraucher, erreichte dies nur bei Frauen statistische Signifikanz.
Dagegen unterschieden sich die Veränderungen der Blutgefäße im Alter zwischen 17 und 24 Jahren zwischen Ex-Rauchern und Nichtrauchern nicht. Studienleiter Hugo Walford erklärt: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei jungen Trinkern und jungen Frauen, die stark rauchen, Arterienschäden auftreten. Nichtraucherinnen und Ex-Raucherinnen wiesen ähnliche Veränderungen der Arteriensteifigkeit auf, was darauf hindeutet, dass ein Rauchstopp die Gefäßgesundheit in diesem jungen Alter wiederherstellen kann.“
Fazit: Aufklärung ist wichtig
Der Wissenschaftler sieht die Studienergebnisse als großes Warnsignal und als Zeichen, dass in der Gruppe der Teenager und jungen Erwachsenen noch viel besser aufgeklärt werden müsse. „Junge Menschen glauben vielleicht, dass Trinken und Rauchen keine langfristigen Schäden verursachen. Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass diese Verhaltensweisen junge Menschen auf einen Lebensweg bringen könnten, der mit einer frühen Arterienversteifung beginnt und schließlich zu Herzerkrankungen und Schlaganfällen führen kann“, lautet Walfords Fazit.
Gesundheitliche Risiken Überraschendes Studienergebnis zu Alkoholkonsum bei Männern
Studie zeigt Moderater Alkoholkonsum kann bei Menschen mit Herzleiden positiv wirken
Forschungserkenntnisse 6 Faktoren, die das Leben laut Studien um mehr als 10 Jahre verlängern können
Quellen
- 1. Mattace-Rasco F. U. S., van der Cammen T. J. M., Hofman A. et al. Arterial Stiffness and Risk of Coronary Heart Disease and Stroke. Circulation / AHA/ASA Journals. (2006, aufgerufen am 24.08.2021)
- 2. Charakida M., Georgiopoulos, G., Dangardt F. et al. Early vascular damage from smoking and alcohol in teenage years: the ALSPAC study. European Heart Journal (2019, aufgerufen am 24.08.2021)
- 3. Walford A. et al. Alcohol use in young adults is associated with early ageing of blood vessels. ESC Congress 2021
- 4. University of Bristol. Avon Longitudinal Study of Parents And Children (ALSPAC) (aufgerufen am 24.08.2021)
- 5. Mengden T., Hausberg M., Heiss C. et al. Arterielle Gefäßsteifigkeit – Ursachen und Konsequenzen. Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. Kardiologe (2016, aufgerufen am 24.08.2021)