28. Mai 2020, 17:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Mund-Nasen-Schutz ist vielerorts Pflicht. Doch immer öfter sieht man Menschen, die die Maske nur über dem Mund tragen. FITBOOK fragte u.a. den Hygiene-Papst Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow, was das bringt.
Die ganze Welt trug längst Maske. Nur in Deutschland diskutierte man noch im April, ob ein Mund-Nasen-Schutz überhaupt was gegen das Coronavirus bringe. Die Vernunft siegte: Mittlerweile gehört die Schutzmaske zum Straßenbild dazu. Allerdings wird aus dem Mund-Nasen-Schutz immer öfter ein reiner Mundschutz. Denn viele Menschen tragen die Maske halbherzig nur über dem Mund, lassen die Nase frei. Das mag das Atmen erleichtern. Auch das lästige Beschlagen der Brille fällt weg. Für manche gar ist das Ausdruck des Protests gegen die Einschränkungen in Corona-Zeiten. Aber bietet das dann noch den notwendigen Schutz?
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Experte warnt vor falsch getragenem Mund-Nasen-Schutz
Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow ist Facharzt für Hygiene und Leiter des Hygiene-Instituts des Regiomed-Klinikverbunds. Als hierzulande im Frühjahr noch über den Sinn einer Maske gestritten wurde, sagte er gegenüber FITBOOK in einem früheren Artikel: „Ein Mund-Nasen-Schutz schützt vor dem Virus! Das verrät ja der Name schon.“
Wohlgemerkt, die Maske schützt nur, wenn sie richtig getragen wird. Was passiert, wenn man die Maske nur als Mundschutz trägt, erklärt Zastrow auf erneute Anfrage: „Wenn der Mund-Nasen-Schutz unterhalb der Nase oder gar unterhalb des Kinns getragen wird, dann kann er nicht schützen. Denn die Barriere ist weg und die Tröpfchen mit den Viren können ungehindert den Nasen-Rachen-Raum verlassen bzw. beim Träger eindringen. Dann wird er erkranken.“
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Auch der Internist Dr. med. Matthias Riedl stellt klar, dass es wichtig ist, die Maske richtig zu tragen: „Bei Nasenatmung ist es dem Erreger egal, ob er in die Rachenschleimhaut eindringt oder in die der Nase. Andersherum kann beim Niesen oder kräftigen Ausatmen Aerosol auch aus der Nase verteilt werden. Es ist also für Empfänger wie für Sender gleichermaßen nicht unwichtig.“
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Wo das Coronavirus am häufigsten eindringt
In dem Zusammenhang ist ganz interessant, was ein internationales Forscherteam herausgefunden hat. Die Wissenschaftler untersuchten, wo das Coronavirus am ehesten in den menschlichen Körper eindringt. Haupteinfallstor ist nicht der Mund, sondern die Nase. In ihrer Studie, die sie im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten, erklären die Wissenschaftler zwei Zelltypen dafür verantwortlich. Das Coronavirus haftet demnach an den schleimproduzierenden Becherzellen und den Flimmerzellen vermehrt an.