15. Juli 2024, 17:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Alter schwinden nicht nur die körperlichen Fähigkeiten, sondern häufig auch die kognitiven. Während man den Körper mit Sport fit halten kann, kommt der kognitive Part meist zu kurz. Forscher haben nun aber herausgefunden, dass HIIT-Workouts nicht nur die körperliche Gesundheit fördern, sondern auch die des Gehirns – und das in einer kurzen Zeit.
Mit zunehmendem Alter sind viele Menschen von einem natürlichen Rückgang der kognitiven Fähigkeiten betroffen. Das betrifft etwa das Gedächtnis oder auch die generelle Konzentrationsfähigkeit. Es gibt aber einige Wege, um dem entgegenzuwirken oder auch den „Verfall“ zu verlangsamen. In einer kürzlich erschienen Studie1, die in der Fachzeitschrift „Aging and Disease“ publiziert wurde, haben Wissenschaftler untersucht, wie hochintensives Intervalltraining (HIIT) die Hippocampus-abhängigen kognitiven Funktionen bei älteren, gesunden Individuen beeinflussen kann. Es kam heraus, dass HIIT (hochintensives Intervalltraining) nicht nur die körperliche Fitness verbessert, sondern auch signifikante und nachhaltige Vorteile für die Gesundheit des Gehirns bietet.
Übersicht
HIIT gegen kognitiven Verfall
Viele Menschen sind von Altersdemenz, einschließlich Alzheimer, betroffen. Und tatsächlich wird bis 2050 erwartet, dass mehr als 130 Millionen Menschen daran erkranken werden. Klar ist, dass man neuere, bessere und innovativere Wege sucht, um dem vorzubeugen. Forscher der University of Queensland haben nun herausgefunden, dass HIIT, also hochintensives Intervalltraining, sich sehr gut auf die Gesundheit des Gehirns äußert.
Die Forscher erwähnen zudem, dass körperliche Bewegung generell ein vielversprechender Ansatz zur Linderung altersbedingter kognitiver Defizite im Hippocampus ist. Dieser ist ein wichtiger Teil des Gehirns und quasi die Schaltzentrale zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis.
Methoden der Studie
Die gesamte Studie fand in einer eigens errichteten Klinik an der University of Queensland statt. Dabei dauerte die Trainingsphase sechs Monate, der Nachbeobachtungszeitraum fünf Jahre. Die Teilnehmer waren zwischen 65 und 85 Jahre alt. Sie mussten in der Lage sein, auf Englisch zu kommunizieren, und durften keine Vorgeschichte von Schlaganfällen, Herz- oder Gehirn-Operationen oder Gehirn-Traumata haben.
Ein vorheriges Screening musste bestätigen, dass sie kein hohes Risiko für kardiale Ereignisse während des Trainings mitbrachten. Zudem durften sie keine derzeit diagnostizierte psychische Erkrankung oder kognitive Beeinträchtigung haben. Zusätzlich war erforderlich, dass sie keine Medikamente gegen Demenz oder psychiatrische Erkrankungen einnahmen und einen gesunden Body-Mass-Index aufwiesen. Eine generelle Bereitschaft und die Fähigkeit, das Trainingsprogramm für die gesamte Dauer durchzuführen, war ebenfalls eine Voraussetzung.
Die Teilnehmer wurden nach der Auswahl zufällig in drei Gruppen eingeteilt. Die Zuweisung erfolgte mittels versiegelter Umschläge, basierend auf der Reihenfolge der Rekrutierung und nur nach Geschlecht sortiert. Allerdings wussten die Forscher nicht, welcher Teilnehmer welcher Gruppe zugeteilt wurde; aus praktischen Gründen wussten allerdings zumindest die Ergebnisprüfer und Trainer über die Gruppenzuweisungen im Vorhinein Bescheid.
Nach dem ersten Screening wurden zunächst 194 Teilnehmer in die Studie aufgenommen. Von diesen fast 200 Teilnehmern schlossen am Ende 151 Teilnehmer die sechsmonatige Trainingsphase ab.
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So lief die Studie ab
Wie bereits erwähnt, absolvierten die Probanden über einen Zeitraum von sechs Monaten jeweils drei Trainingseinheiten von 36 bis 45 Minuten pro Woche. Insgesamt macht das 72 Trainingseinheiten. Die Trainingsintensität wurde dabei individuell verordnet und regelmäßig über die Herzfrequenz überwacht.
Zunächst absolvierten alle Gruppen ein 10-minütiges Aufwärmen, gefolgt von einer 30- bis 35-minütigen Trainingseinheit mit einer festgelegten Intensität. Bei den Gruppen handelte es sich um sogenannte „Intensitätsgruppen“. Das heißt, dass sie in LIT (Low Intensity Training), MIT (Medium Intensity Training) und HIIT (High Intensity Interval Training) unterteilt wurden. Dabei wurden je nach Gruppe verschiedene Übungen durchgeführt. Die LIT-Gruppe hatte beispielsweise viele Dehneinheiten. Auf dem Trainigsplan der Probanden mit MIT stand hingegen eher zügiges Gehen, wohingegen die HIIT-Gruppe schnell laufen sollte.
Die Forscher führten zudem jeden Monat kognitive Tests durch. Im insgesamt 60 Monate andauernden Nachbereitungszeitraum wurden die Tests alle sechs Monate wiederholt.
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In der ganzen Trainingsphase schnitt nur die Gruppe mit dem hochintensiven Intervalltraining besser ab, beziehungsweise zeigte monatlich eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Dies wurde anhand des Paltea-Tests („Paired Associates Learning Test“) deutlich. Hier machte die HIIT-Gruppe am wenigsten Fehler. Zudem stellten die Forscher fest, dass sportliche Betätigung die Produktion der Neuronen im Hippocampus steigerte. Dadurch verbesserte sich auch die kognitive Leistungsfähigkeit.
Laut den Forschern wurde die größte Verbesserung nach sechs Monaten Training erreicht. Zu Beginn der Studie und nach sechs Monaten Training gab es aber keine signifikanten Unterschiede bei physiologischen Parametern wie Gewicht, BMI, Griffstärke oder Blutdruck zwischen den Gruppen.
Beim Paltea-Test handelt es sich um einen neuropsychologischen Test, der speziell entwickelt wurde, um die Funktion des Hippocampus und das räumliche Gedächtnis zu bewerten. Dieser wird vor allem in der Forschung verwendet, um die Lern- und Gedächtnisfähigkeiten zu untersuchen, insbesondere bei älteren Erwachsenen.