8. Mai 2021, 17:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Herz steht in vielen Kulturen sinnbildlich für die Liebe. Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, dass ausgerechnet der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin ein erhöhtes Risiko für die eigene Herzgesundheit darstellen könnte.
Denn leidet der Partner oder die Partnerin an einer Herzkrankheit, verdoppelt sich das eigene Risiko, ebenfalls zu erkranken. Eine Verbindung, die viele Menschen besorgen könnte. Immerhin sind Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems seit über 20 Jahren die häufigste Todesursache weltweit.
5.000 Paare auf Herzkrankheiten untersucht
Vorangegangene Studien hatten bereits gezeigt, dass das Risiko für eine Herzerkrankung bei Ehegatt*innen steigt, die ihren Partner oder ihre Partnerin nach einem Schlaganfall pflegen. Darauf weist das Forscherteam des Heart Health Research Centers in Peking in einer Pressemitteilung hin. Die aktuelle Studie ist thematisch und durch die Anzahl der Proband*innen deutlich breiter aufgestellt. Dafür wurden 5.000 heterosexuelle Paare im Alter von mindestens 45 Jahren aus sieben verschiedenen Regionen Chinas zwischen 2014 und 2016 befragt. Teil der Interviews war die medizinische Vorgeschichte, darunter Body-Mass-Index und Blutdruck, aber auch wie häufig die Proband*innen rauchten, Alkohol tranken oder Sport machten.
Als kardiovaskuläre Vorerkrankungen wurden ein vorangegangener Herzinfarkt oder Schlaganfall definiert. Wer eine perkutane Koronarintervention oder eine Bypass-Operation hinter sich hatte, galt ebenfalls als vorbelastet.
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Höheres Risiko, wenn der Partner bzw. die Partnerin eine Herzkrankheit hat
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 28 Prozent der Männer, deren Ehefrau eine kardiovaskuläre Erkrankung hatte, ebenfalls herzkrank waren. Bei den Männern, deren Ehefrauen gesund sind, waren es nur 12,8 Prozent. Das höchste Risiko hatte ein Mann, wenn in der medizinischen Vorgeschichte seiner Ehefrau Schlaganfälle, Übergewicht und Rauchen eine Rolle spielten. Bei den Frauen wiederum hatten 21 Prozent eine Erkrankung des Herzens, wenn der Ehemann ebenfalls betroffen war. Neun Prozent waren herzkrank und hatten einen gesunden Partner. Das Risiko bei Frauen war am höchsten, wenn ihr Gatte einen Schlaganfall hinter sich hatte.
Ehemänner stärker vom Gesundheitsstatus ihrer Frauen beeinflusst
„Der Gesundheitsstatus und die Risikofaktoren von Frauen, die in einem Großteil der Familien den Lebensstil vorgeben, scheinen ihre Ehemänner mehr zu beeinflussen, als umgekehrt“, erklärt Studienautor Chi Wang. Das läge auch daran, dass Frauen häufig die Ernährung der Familie festlegen würden.
Sein Team hatte außerdem analysiert, ob das eigene Risiko für Diabetes steigt, wenn der Partner oder die Partnerin zuckerkrank ist. In dieser Hinsicht konnte jedoch keine Verbindung nachgewiesen werden. Wang schließt darauf, dass bei dieser Erkrankung genetische Faktoren und das Vorkommen von Diabetes in der Familie dominantere Faktoren sind.
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Bessere Vorsorge von pflegenden Angehörigen
Außerdem suggerieren die Studienergebnisse, dass der Stress, der mit der Pflege eines herzkranken Ehegatten einhergeht, ebenfalls eine Rolle spiele. Wang appelliert: „Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass die Gesundheit eines pflegenden Angehörigen genauso überwacht werden sollte, wie die des kranken Partners.“ Familienzentrierte Gesundheitsversorgung spiele eine wichtige Rolle.
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Da die teilnehmenden Paare aus verschiedenen Teilen Chinas stammten und eine weite Bandbreite von ökonomischen und kulturellen Hintergründen abdeckten, sei die Studie repräsentativ für andere Länder mit mittlerem Einkommen. Die Forschenden schätzen, dass sich ähnliche Trends auch in vergleichbaren Ländern zeigen würden. Die komplette Studie wird am 17. Mai 2021 bei einer virtuellen Kardiologen-Konferenz des American College of Cardiology vorgestellt.