6. Juli 2023, 11:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Heilpflanze Kreuzkümmel werden viele positive Effekte auf die Gesundheit zugeschrieben. Ob Linderung von Magenschmerzen bis positive Wirkung bei Krebs – unsere Ernährungswissenschaftlerin Sophie Brünke hat die Versprechen der Wundersamen genauer beleuchtet.
Kreuzkümmel, auch Cumin genannt, ist eine Heilpflanze, die nicht nur in der Küche zum Würzen, sondern auch traditionell für viele verschiedene Beschwerden angewendet wird. In der ayurvedischen Medizin Indiens werden die Samen insbesondere bei Verdauungsstörungen und Magenbeschwerden eingesetzt. FITBOOK erklärt, was der Unterschied zwischen Kreuzkümmel und Kümmel ist, wie Sie Kreuzkümmel in die Ernährung einbauen und welche Gesundheitsversprechen tatsächlich belegt sind.
Übersicht
Herkunft von Kreuzkümmel
Kreuzkümmel ist vom im östlichen Mittelmeerraum bis nach Südasien heimisch. Heutzutage wird Kreuzkümmel in vielen asiatischen Ländern angebaut. Seit der Antike werden die Samen des Kreuzkümmels in den Küchen vieler Esskulturen verwendet – sowohl in ganzer als auch in gemahlener Form. In Indien sind die Samen seit Jahrtausenden eine traditionelle Zutat für unzählige Gerichte, darunter Kormas und Suppen.
Die Samen sind reich an Nährstoffen. Sie liefern:
- einfach ungesättigte Fettsäuren
- Eiweiß
- Ballaststoffe
- B-Vitamine
- Vitamin E
- Mineralstoffe (insbesondere Eisen)
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Kümmel, Kreuzkümmel, Cumin und Curcumin – die Unterschiede
Tatsächlich versteckt sich hinter dem Namen Cumin nichts anderes als der bekannte Kreuzkümmel, dessen botanischer Name Cuminum cyminum lautet.
Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, ist Kümmel nicht das Gleiche wie Kreuzkümmel. Die Früchte sehen sich zwar ähnlich, doch werden die beiden in der Küche verwechselt, kann es eine böse Überraschung beim Geschmack geben: Während Kümmel für ein derb-würziges Aroma sorgt, verleiht der deutlich mildere Kreuzkümmel Speisen einen orientalischen Touch. Sie kennen den typischen Kümmel-Geschmack vielleicht aus der bayrischen Käsespezialität „Obazda“. Kreuzkümmel hingegen weist süßlich-bittere und warm-erdige Noten mit einer gewissen Schärfe auf. Das Geheimnis hinter diesem Aroma ist das ätherische Öl Cuminaldehyd. Kreuzkümmel gibt Hummus und Falafelbällchen ihren charakteristischen Geschmack.
Curcumin wiederum ist ein aus Kurkuma gewonnener Extrakt. In gemahlenem Zustand sehen sich auch Cumin und Kurkuma zum Verwechseln ähnlich. Sie erkennen Cumin an der braun-beigen Farbe, von der sich Kurkuma mit einem orange-braunen Ton abhebt. Deutlicher wird es beim rohen Produkt, denn Kurkuma gehört zu den Ingwergewächsen und ist eine Wurzel. Das Aroma ist etwas bitter und erdig-holzig, bis leicht scharf.
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Verwendung von Kreuzkümmel (Cumin)
Als Gewürz
Cumin ist in der Regel Bestandteil der Gewürzmischungen Curry und Garam Masala. Das Gewürz selbst ist gemahlen oder in ganzen Samen im Handel erhältlich. Die gemahlene Variante ist in der Anwendung zwar unkomplizierter, dafür liefern die Samen ein intensiveres Aroma: Kurz in der Pfanne angeröstet und im Anschluss gemahlen, entfaltet es sich am besten. Um das Aroma lange zu erhalten, sollte Cumin vor Luft und Licht geschützt in einem Schraubglas oder einer fest verschließbaren Dose gelagert werden.
Das Gewürz passt hervorragend zu Gerichten mit Hülsenfrüchten wie Linsen und Bohnen. Beispielweise können Sie es für Couscous, Hummus oder Falafelbällchen verwenden.
Als Öl
Im Cumin-Öl sind die ätherischen Öle aus den Samen konzentriert. Ein Schuss des Öls kann Gerichte verfeinern und ihnen eine ansprechende Farbe verleihen.
Als Tee
Ein bekanntes ayurvedisches Rezept ist der sogenannte Prime Tea. Dafür mischt man je einen halben Teelöffel Kreuzkümmel-, Fenchel- und Koriandersamen und gießt diese mit einem Liter kochendem Wasser auf. Die Ziehzeit beträgt fünf bis zehn Minuten. Über den Tag verteilt getrunken, soll der Tee Heißhunger entgegenwirken.
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Wogegen soll Kreuzkümmel helfen?
Im indischen Ayurveda zählt Kreuzkümmel zu den wichtigsten Heilpflanzen. Ihm wird eine positive Wirkung auf die Verdauung nachgesagt. Kreuzkümmel fördere den Appetit und helfe bei Völlegefühl und Blähungen. Gehaltvolle oder scharfe Mahlzeiten seien durch die Beigabe von Cumin leichter verdaulich, Krämpfe in Magen und Darm würden gemildert. Außerdem soll Kreuzkümmel nach ayurvedischer Auffassung das Blut „reinigen“. Kreuzkümmel wird zudem eine schützende Wirkung bei Krebserkrankungen zugeschrieben.
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Welche gesundheitliche Wirkung von Cumin sind wissenschaftlich belegt?
Der regelmäßige Verzehr von Kreuzkümmel lindert laut Forschung die Beschwerden von Personen, die nach einer Mahlzeit an Blähungen und Völlegefühl leiden.1 In einer Pilotstudie mit 57 Reizdarm-Patienten konnten darüber hinaus Magenschmerzen beruhigt und der Stuhlgang verbessert werden.2 Die verdauungsfördernden Effekte konnten in zahlreichen Tiermodellen beobachtet werden: Der Konsum von Kreuzkümmel regte die Produktion von Verdauungssäften bei Ratten an.3 In einer weiteren Untersuchung mit Ratten wurde zudem festgestellt, dass die Transportzeit der Nahrung um 25 Prozent verkürzt war.3
Auch bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zeigte Kreukümmel in Studien eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Die regelmäßige Supplementierung von Cumin senkte sowohl die Nüchternblutglukose als auch den HbA1c-Wert. Letzterer ist ein Langzeitparameter des Blutzuckers für die letzten zwei bis drei Monate.4 Auch Diabetes-bedingte Stoffwechselstörungen können sich durch die Einnahme von Kreuzkümmel verbessern.3
Darüber hinaus kann das Herz-Kreislauf-System von Kreuzkümmel profitieren. Einer Metaanalyse zufolge senkt die Einnahme von Cumin sowohl das Gesamtcholesterin im Blut als auch das LDL-Cholesterin (engl. Low Density Lipoprotein) signifikant.5 Insbesondere erhöhte LDL-Cholesterin-Werte sorgen für Ablagerungen in den Arterien, die zu Arteriosklerose führen.
Hinsichtlich Krebserkrankungen ist die Studienlage bei Menschen bisher unzureichend. Allerdings konnte im Tiermodell bereits eine schützende Wirkung nachgewiesen werden. Mäuse, die regelmäßig Kreuzkümmel verzehrten, erkrankten seltener an Magen- oder Gebärmutterhalskrebs.6
Quellen
- 1. Bundeszentrale für Ernährung. (2020). Kümmel und Kreuzkümmel. Für Appetit und gegen Völlegefühl.
- 2. Agah, S., Taleb, A., Moeini, R. et al. (2013). Cumin extract for symptom control in patients with irritable bowel syndrome: a case series. Middle East Journal of Digestive Diseases.
- 3. Krishnapura, S. (2018). Cumin (Cuminum cyminum) and black cumin (Nigella sativa) seeds: traditional uses, chemical constituents, and nutraceutical effects. Food Quality and Safety.
- 4. Tavakoli-Rouzbehani, O., Faghfouri, A., Anbari M. et al. (2021). The effects of Cuminum cyminum on glycemic parameters: A systematic review and meta-analysis of controlled clinical trials. Journal of Ethnopharmacol.
- 5. Hadi, A,, Mohammadi, H., Hadi, Z., et al. (2018). Cumin (Cuminum cyminum L.) is a safe approach for management of lipid parameters: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Phytotherapy Research.
- 6. Gagandeep, o. A., Dhanalakshmi, S., Méndiz, E. et al. (2003). Chemopreventive effects of Cuminum cyminum in chemically induced forestomach and uterine cervix tumors in murine model systems. Nutrition and Cancer.
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Weitere Quellen
- Bundeszentrale für Ernährung. Ingwer, Kurkuma, Galgant: Aromatische „Knollen“ für Küche und Hausapotheke. (aufgerufen am 04.07.2023)