21. Oktober 2019, 7:03 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Deutschland – Land der trockenen Augen! Jeder zehnte leidet darunter, oftmals einhergehend mit starken Augenschmerzen. Dagegen haben Forscher jetzt ein neues Medikament entwickelt: Augentropfen mit dem Cannabis-Wirkstoff THC.
Ist die Tränenproduktion gestört, fällt das Sehen schwer. Betroffene berichten oftmals auch von starken Augenschmerzen. Diese können so quälend sein, dass manche nicht mehr arbeiten können oder die Beziehung in die Brüche geht. Teils erhebliche psychische Belastungssymptome sind die Folge. Diese Erkenntnisse veröffentlichte die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (kurz DOG) in einer Pressemitteilung. Prof. Dr. med. Claus Cursiefen, Präsident der DOG: „Wir verfügen bisher über keine wirksame Therapie gegen die Augenschmerzen.“ Hoffnungen setzt man nun auf Cannabis-Tropfen bei stark schmerzenden Augen.
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THC soll helfen
Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) kann high machen. Mit THC werden allerdings auch verschiedene Krankheiten behandelt. Darunter zählen zum Beispiel chronische Schmerzen, Epilepsie oder das Tourette-Syndrom. Menschen mit dieser Nervenerkrankung leiden unter sogenannten Tics, stoßen beispielsweise ungewollt Beschimpfungen aus.
THC soll nun auch bei Augenschmerzen helfen. Ein Forscherteam unter Professor Dr. med. Philipp Steven von der Universitäts-Augenklinik Köln entwickelt derzeit nebenwirkungsarme Augentropfen mit dem Cannabis-Wirkstoff. Mithilfe eines neuen Verfahrens könnten mit den Tropfen hohe Mengen an THC an die erkrankte Augenoberfläche transportiert werden, so Stevens. Der Forschungsleiter erklärt weiter: „Das Auge, vor allem die Hornhaut, besitzt mehr Nervenenden als jedes andere Gewebe des menschlichen Körpers und ist deshalb so Schmerzempfindlich.“
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THC-Augentropfen an Mäusen getestet
In einer experimentellen Studie haben die Wissenschaftler nun die trockenen Augen von Mäusen mit THC-Augentropfen behandelt. Anschließend verbesserte sich bei den Tieren die Erkrankung und die Funktion der Nerven in den Augen. „Wir gehen davon aus, dass die Cannabis-Augentropfen an die Nervenenden binden und so ihre Wirkung vermitteln“, berichtet Stevens.
Für die Wirksamkeit der Tropfen ist die Dosis an THC ausreichend. Die Wissenschaftler erwarten aber keine psychischen Veränderungen bei Patienten, die mit den neuen Augentropfen behandelt werden. Für eine berauschende Wirkung ist die Menge an THC zu klein.
Nach der erfolgreichen Versuchsreihe an den Mäusen planen die Forscher nun, die THC-Augentropfen auch bei Patienten mit Augenleiden anzuwenden. Dafür bereiten die Mediziner derzeit eine erste klinische Studie vor.