23. September 2020, 21:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Studie aus Japan legt nahe, dass es sich bei Diabetes aus gesundheitlicher Sicht lohnt, sich regelmäßig Wasser in die Badewanne einzulassen.
Schon frühere Studien haben darauf hingewiesen, dass sich Wärmetherapie – sei es in Form von Saunagängen oder heißen Bädern – positiv auf die Blutzuckerkontrolle und den Körperfettanteil auswirken könnte. Mit anderen Worten: dass Wärme für Menschen, die an Typ-2-Diabetes („Zuckerkrankheit“) leiden, einen möglichen Therapieansatz darstellt. Doch gab es bis dato keine großangelegte Studie, die anhand zahlreicher Probanden den Effekt heißer Bäder auf unterschiedliche Stoffwechselparameter bei Diabetes-Patienten untersucht hat.
Genau das haben jetzt Forscher aus Japan, unter der Leitung von Dr. Hisayuki Katsuyama, getan. Und da in Japan die meisten Häuser und Wohnungen mit Badewannen ausgestattet sind und Baden eine landestypische Gepflogenheit mit langer Tradition ist, waren die japanischen Diabetes-Patienten auch die ideale Probanden-Wahl für die vorliegende Studie. Diese wurde übrigens auf der Jahrestagung der europäischen Fachgesellschaft Diabetes-Forschung (EASD) vorgestellt.
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Das haben die Forscher untersucht
Die Forscher haben mittels Fragebogen die Badegewohnheiten (v.a Häufigkeit und Dauer) von 1297 Diabetes-Patienten in Erfahrung gebracht. Im Durchschnitt badeten die Studienteil 4,2 Mal pro Woche und rund 16 Minuten lang. Zudem haben sie dann im japanischen Kohnodai-Krankenhaus im Zeitraum zwischen Oktober 2018 und März 2019 diverse Tests, u. a. regelmäßige Blutabnahmen, mit den Probanden durchgeführt. Anschließend wurden die Patienten in drei Gruppen aufgeteilt: Gruppe 1 ließ sich pro Woche vier Bäder oder mehr ein; Gruppe 2 badete zwischen ein und viermal pro Woche heiß; und Gruppe 3 badete seltener als einmal pro Woche.
Vor allem von Interesse für die Forscher war der HbA1c-Wert: Dieser lässt Rückschlüsse auf das Blutzuckerniveau der letzten acht bis zwölf Wochen zu und wird deswegen auch Langzeit-Blutzucker genannt.
Das haben die Forscher herausgefunden
Nach Bereinigung von Faktoren wie dem BMI, Alter, Geschlecht oder Insulin-Einnahme zeigte sich: Zwischen der Häufigkeit heißer Bäder und dem HbA1c-Wert bestand eine signifikante Korrelation. Denn: Wer seltener als einmal in der Woche in die Badewanne stieg (Gruppe 3), hatte einen mittleren HbA1c-Wert von 7,36 Prozent; wer ein bis vier Bäder nahm (Gruppe 2), hatte einen durchschnittlichen HbA1c-Wert von 7,20 Prozent; und bei vier oder mehr Bädern (Gruppe 1) ermittelten die Forscher den Wert 7,1 Prozent.
An dieser Stelle sei aber darauf hingewiesen, dass auch ein Wert von 7,1 Prozent noch immer über dem HbA1c-Wert von gesunden Menschen (etwa 5 Prozent) liegt. Bei Typ-2-Diabetikern – wie die Probanden in dieser Studie – sollte der HbA1c-Wert hingegen zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Somit bringt häufigeres Baden in jedem Fall eine gewisse Verbesserung, sollte aber bekanntlich auch von regelmäßigem Sport flankiert werden.
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Auch positive Effekte auf den BMI
Doch damit nicht genug, was die positiven Beobachtungen betrifft: Die Häufigkeit der heißen Bäder pro Woche korrelierte auch mit dem BMI-Wert der Probanden (ebenfalls nach Bereinigung anderer Faktoren). Vereinfacht zusammengefasst lässt sich sagen, je höher die Bade-Frequenz, desto niedriger auch der BMI. Bei Gruppe 1 ermittelten die Forscher nämlich den niedrigsten BMI (25,5), gefolgt von Gruppe 2 (26,0) und schließlich Gruppe 3 (26,7). Ebenfalls der diastolische Blutdruck (der zweite der beiden Zahlen) war im Schnitt niedriger, wenn die Probanden häufiger in die Badewanne stiegen.
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Wenig überraschend kommen die Studienautoren deshalb zu folgendem Fazit: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass tägliches (…) Badengehen positive Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Risikofaktoren bei Diabetes-Patienten hat.“
Vielleicht ein guter Grund, auch als Blutzucker-Gesunder die schnelle Morgendusche häufiger mal durch ein genüssliches Entspannungsbad am Abend zu ersetzen. Nur für die Diabetes-Prävention, versteht sich.