Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Toxische epidermale Nekrolyse

Forscher finden Therapie für tödliche Hauterkrankung

Schwere Hauterkrankung
Eine toxische epidermale Nekrolyse macht sich durch schwere Hautreizungen bemerkbar, die Verbrennungen ähneln Foto: Getty Images

28. November 2024, 11:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Bei der toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut – mit lebensbedrohlichen Folgen. Etwa 15 bis 48 Prozent der Betroffenen sterben an dieser Hauterkrankung. Forscher haben nun aber einen Weg gefunden, die Erkrankung erfolgreich zu therapieren.

Artikel teilen

Die toxische epidermale Nekrolyse macht sich durch extreme Rötungen auf der Haut bemerkbar, kann Blasen werfen und das Ablösen der Haut hervorrufen – ähnlich wie bei schweren Verbrennungen.1 Auch Fieber kann ein mögliches Symptom sein. Oft ist die Ursache dieser Hauterkrankung die Einnahme von Medikamenten wie Antiepileptika und Antibiotika. Doch einmal ausgebrochen nimmt die Krankheit einen schweren Verlauf, das Absetzen des auslösenden Medikaments ist notwendig sowie eine Intensivbehandlung. Etwa die Hälfte der Betroffenen überleben die toxische epidermale Nekrolyse jedoch nicht – Forscher wollen nun aber ein Heilmittel gefunden haben.

Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!

Erstellung einer molekularen Karte

Forscher des Max-Planck-Instituts für Biochemie und des Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research (WEHI) schlossen sich zusammen, um gemeinsam die toxische epidermale Nekrolyse zu erforschen. Dafür nutzten sie eine technische Methode namens Deep Visiual Proteomics, mit der sie eine detaillierte molekulare Karte erstellten.2 Als Basis verwendete man Hautbiopsien von Läsionen (Gewebeschäden) von Patienten, die medikamentenbedingte Hautreaktionen aufwiesen. Diese äußerte sich in leichten und schweren Hautreizungen, für die Kontrollgruppe verwendete man Proben von gesunden Menschen.

Auch interessant: Sind kleine, rote Punkte auf der Haut gefährlich?

Mithilfe von künstlicher Intelligenz trennten die Wissenschaftler die Zelltypen, extrahierten ihre Proteine und analysierten sie. Dadurch identifizierte man bei jedem Teilnehmer rund 5000 Proteine in jedem Zelltyp. „Durch die Anwendung der räumlichen Proteomik auf archivierte Patientenproben, die an toxischer epidermaler Nekrolyse leiden, konnten wir einzelne Zelltypen präzise isolieren und analysieren und verstehen, was tatsächlich in der Haut dieser Patienten geschieht“, fasst Dr. Thierry Nordmann, der Erstautor der Studie, in einer Pressemitteilung zusammen.3

Proben an Mäusen

Bei weiteren Analysen der Zellen konnten die Forscher einen sogenannten JAK/STAT-Signalweg bei Patienten mit toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) identifizieren. Aufbauend auf dieser Beobachtung zogen sie Medikamente heran, die diesen Signalweg blockieren. Dabei handelt es sich um JAK-Inhibitoren, die etwa bereits zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis zugelassen sind. Zunächst setzten sie die Medikamente im Labor ein, anschließend bei Mäusen. Das Ergebnis: Die toxische epidermale Nekrolyse konnte gestoppt werden.

Machen Sie mit bei unserer FITBOOK-Umfrage!

Behandlung an sieben Patienten

Um herauszufinden, ob die Medikamente auch bei Menschen funktionieren, verabreichten sie sieben Patienten mit toxischer epidermaler Nekrolyse die JAK-Inhibitoren. Jeder der Probanden erfuhr eine rasche Verbesserung der Symptome bis hin zur vollständigen Genesung, ohne nennenswerte Nebenwirkungen.

„Die Suche nach einem Heilmittel für tödliche Krankheiten wie diese ist der 
heilige Gral der medizinischen Forschung. Ich bin überaus stolz auf diese unglaubliche Forschungszusammenarbeit, die bereits dazu beigetragen hat, das Leben vieler Patienten zu retten“, so Dr. Holly Anderton, die Zweitautorin der Studie.

Mehr zum Thema

Einordnung der Studie

Diese Studie ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg der Entwicklung eines Heilmittels für die toxische epidermale Nekrolyse. Allerdings müssen noch weitere klinische Studien erfolgen, da die JAK-Inhibitoren lediglich an sieben Patienten getestet wurde. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Ergebnisse eventuell auf die breite Masse nicht mehr zutreffen könnten. Wenn das Medikament an weiteren Betroffenen getestet worden ist, müssen erst behördliche Zulassungen für das Heilmittel gegen toxische epidermale Nekrolyse eingeholt werden, bevor es in der akuten Therapie Anwendung finden kann.

Des Weiteren muss die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit der JAK-Inhibitoren noch weiter erforscht werden.

Themen Hautgesundheit

Quellen

  1. MSD Manual. Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxische epidermale Nekrolyse (TEN). (aufgerufen am 27.11.2024) ↩︎
  2. Nordmann T.M., Anderton H., Hasegawa A., et al. (2024). Spatial proteomics identifies JAKi as treatment for a lethal skin disease. Nature. ↩︎
  3. Max Planck Institute of Biochemistry. Breakthrough Technology Leads to Life-Saving Treatment for Deadly Skin Reaction. (aufgerufen am 27.11.2024) ↩︎
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.