16. Dezember 2023, 17:24 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Es hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein: Man nehme ein Pulver, verdünne es mit kaltem Wasser oder Tee und trinke es. Die Rede ist von Heilerde, die bei Beschwerden wie Magenschmerzen, Hautunreinheiten und Entzündungen helfen können soll. Im Mittelalter wurde Heilerde sogar für die Bekämpfung von Pest eingesetzt. Heutzutage ist es immer noch ein beliebtes Hausmittel, welches unter anderem für die Entgiftung des Körpers genutzt wird.
Heilerde ist in unterschiedlichen Formen erhältlich. Die gängigsten sind die Gesichtsmasken. Als zugelassenes Arzneimittel darf sie aber nicht nur auf der Haut angewendet werden. So verspricht sie auch Besserung bei Erkrankungen des Körpers. FITBOOK erklärt, wann man Heilerde anwendet, welche Wirkweisen auf den Körper ihr nachgesagt werden und wie die Studienlage bezüglich dieser Wirkungen aussieht.
Übersicht
Was ist Heilerde?
Unter Heilerde kann man sich ein Naturmittel vorstellen, das aus eiszeitlichen Lössablagerungen gewonnen wird. Diese Sedimentschichten kommen in gemäßigten Klimazonen vor – also fast überall, außer in der Antarktis. Je nach ihrem Ursprungsort kann Heilerde in verschiedenen Farben auftauchen und andere Zusammensetzungen der Inhaltsstoffe vorweisen.
Mithilfe von bestimmten Prozessen, wird das bereits natürlich feine, gelb bis grau gefärbte Pulver noch mehr vermahlen und gesiebt. Anschließend behandelt man das gewonnene Produkt durch Pasteurisation (Erhitzung, um Keime abzutöten) und trocknet es.
Übrig bleibt ein graues Pulver, welches reich an Spurenelementen und Mineralien ist. Es wird als Naturmittel oder Mineralerde bezeichnet, da die Herstellung ohne chemische Zusätze, wie Konservierungs- und Farbstoffe erfolgt.
Woher stammt sie ursprünglich?
Der Ursprung der Mineralerde geht zurück bis in die Eiszeit. In der Natur findet man sie sowohl in fester Form als auch als Gesteinsstaub. Da die Heilerde aus großen Tiefen herausgeholt wird, ist sie keimfrei und enthält viele Mineralien. Wie eingangs erwähnt, fand Heilerde im Mittelalter Verwendung zur Behandlung. In der Antike wurde sie von den Griechen bei übersäuertem Magen, Vergiftungen, Wunden und bei Insektenstichen angewendet, während die Ägypter sie gegen nutzten, um Entzündungen und rheumatische Beschwerden zu lindern.
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Welche Inhaltsstoffe enthält Heilerde?
Überwiegend in dem Pulver enthalten sind:
- Spurenelemente: Fluor, Selen, Kupfer und Zink
- Kieselsäure, Quarz, Dolomit, Kalk und Feldspat
- Mineralien: Kalium, Kalzium, Eisen, Natrium, Magnesium und Titan
Wegen ihrer hohen Bindungsfähigkeit und der Tatsache, dass sie viel Wasser aufnehmen kann, wird der Mineralerde nachgesagt, Giftstoffe „aufzusaugen“. Die Gesamtheit der Oberfläche der einzelnen Pulverpartikel, ergibt eine noch größere Oberfläche, die wie ein „Schwamm“ funktioniert.
Woher diese Bezeichnung kommt? Je feiner die Heilerde ist, umso mehr vergrößert sich die Oberfläche des Pulvers, wodurch das Bindungsvermögen zunimmt. Deswegen spricht man davon, dass Heilerde giftige Stoffe, wie ein „Schwamm“ aufsaugt.
Wann wird Heilerde angewendet?
Mineralerde wird gerne in Form einer Maske für Hautprobleme eingesetzt (Mehr dazu erfahren Sie bei STYLEBOOK). Sicherlich sind Sie den Masken bereits in Drogeriemärkten über den Weg gelaufen. Sie versprechen eine wohltuende und antioxidative Wirkung. Auch für oberflächliche Wunden wird das Pulver gerne eingesetzt und auf die betroffenen Stellen aufgetragen, nachdem es mit Wasser verdickt wurde. Fettige Haut, Ekzeme, Cellulite und Bartflechte soll ebenfalls damit behandelt werden können.
Ansonsten beschränkt sich die Anwendung auf Sodbrennen, Magenschmerzen (die säurebedingt sind), Durchfall, Gelenkschmerzen und Entzündungen.
Wie wird es eingenommen?
Allgemein unterscheidet man zwischen der inneren und äußeren Anwendung von Heilerde.
Für die innere Anwendung kann sie gemeinsam mit einem halben Glas Wasser oder Tee vermischt und eingenommen werden. Oder aber man nimmt die Heilerde ohne Wasser in den Mund und schluckt den Heilerdebrei einfach so hinunter. Sie soll auf diesem Weg mit einer höheren Konzentration in den Magen gelangen. Alternativ lässt sich das Pulver auch in Form von Kapseln einnehmen. Geschmacklich sollte man allerdings von der Heilerde nicht so viel erwarten: Sie schmeckt leicht „erdig“, was von vielen als angenehm empfunden wird. Der Rest bleibt wohl Geschmackssache.
Für die äußere Anwendung dickt man das Pulver mit Wasser an und gibt den Heilerdebrei auf die betroffenen Stellen, die man behandeln will.
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Welche Wirkungen hat Heilerde?
Innere Anwendung
Die Wirkungsweise der Heilerde ist von der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe abhängig. Je nachdem, wo sie ihren Ursprung findet, unterscheiden sich nämlich diese. Heilerde wird gerne bei Magen-Darm-Entzündungen, wie bei einem übersäuerten Magen, Sodbrennen und bei zu hohen Cholesterinwerten eingesetzt. Sie wirkt sich nämlich neutralisierend auf den Säure-Basen-Haushalt aus.
Die Heilerdepartikel sollen in der Lage sein, Darmgifte und überschüssige Magen- oder Gallensäure an sich zu binden. Des Weiteren wirkt sie antioxidativ, da sie Bakterien, Pilze und sogar Cholesterin an sich binden soll, die im Nachhinein ausgeschieden werden können. Hinzu kommt die Absorbierung von schädlichen Speisefetten. Im Gegenzug dazu, sollen die in der Heilerde enthaltenen Vitamine, Mineralien und Aminosäuren zur Stabilisierung der Darmflora beitragen.
Äußere Anwendung
Äußerlich kann man Heilerde als Maske, Wickel oder Auflage verwenden. Dabei unterscheidet sich die äußerliche Wirkungsweise nicht drastisch von der inneren: auch sie soll Bakterien und andere Stoffwechselprodukte auf der Haut binden, die man dann anschließend abspülen kann.
Heilerde hat neben ihren bindenden Eigenschaften auch eine antibakterielle und beruhigende Wirkung auf die Haut, die bei Juckreiz Linderung verspricht.
Auch interessant: Man kann Heilerde als kalte Wickel bei Prellungen, Verbrennungen, Arthrose, rheumatischen Beschwerden oder Insektenstichen anwenden. Diese Kühlung bewirkt nämlich, dass sich die Gefäße langsam zusammenziehen.
Benutzt man warme Umschläge, fördert Heilerde die Durchblutung von Muskeln, wodurch Gelenkschmerzen und Verspannungen gelöst werden können. Indem man Mineralstoffe, Kieselsäure und Spurenelemente regelmäßig zu sich nimmt, können Falten, schlaffe Haut und Cellulite vorgebeugt werden. Die Stoffe sind nämlich am Aufbau von Bindegewebe und Gewebe beteiligt.
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Wie sieht die Studienlage aus?
Ob die beschriebenen Wirkungen von Heilerde tatsächlich so eintreten, bleibt abzuwarten. Ähnlich wie der Fakt, dass sie gesund für den Körper sein soll. Bisher gibt es noch keine Studien, die die Wirkungsweise von Heilerde belegen. Ebenfalls umstritten ist die Vermutung, dass man mit ihr Cholesterin im Körper binden kann.
Den wissenschaftlichen Fakten stehen aber auch die positiven geteilten Erfahrungen gegenüber, die Menschen mit der Verwendung von Heilerde gemacht haben. Auch, wenn man die Wirksamkeit von Heilerde noch nicht ausreichend erforscht hat, gilt sie als ein bewährtes Mittel in der Volksmedizin.
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Was gibt es bei der Einnahme der Heilerde zu beachten?
Bevor man sich entscheidet, Heilerde gegen Beschwerde anzuwenden, sollte man ärztlichen Rat einholen. Heilerde kann nämlich aufgrund ihrer bindenden Eigenschaften dazu führen, dass die Wirkstoffe von Medikamenten ebenfalls gebunden werden. Entscheidet man sich für eine innere Anwendung der Mineralerde, ist es wichtig, ausreichend viel Wasser zu sich zu nehmen, da der hohe Anteil an Silizium im schlimmsten Fall zu einer Harnsteinbildung führen kann.
Gibt es Nebenwirkungen?
Bislang gilt, dass man von Heilerde keine negativen Effekte erwarten muss. Bei der äußeren Anwendung (beispielsweise als Maske) können eventuell allergische Reaktionen auftreten. Wendet man Heilerde innerlich an, könnte sich als Folge von zu wenig Flüssigkeitszufuhr ein Darmverschluss entwickeln. Man sollte diesen aber durch eine nachträgliche Aufnahme von Flüssigkeit wieder beseitigen können. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen sollte, müsste sich vor der Anwendung von Mineralerde, einen ärztlichen Rat einholen.