6. Februar 2025, 14:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Chinesische Forscher haben in einer Studie untersucht, wie verschiedene Blutfette das Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms – auch bekannt als Grüner Star – beeinflussen. In diesem Zusammenhang kam ausgerechnet das vermeintlich „gute“ HDL-Cholesterin nicht gut weg. FITBOOK-Autorin Laura Pomer geht näher auf die Untersuchung und ihre Ergebnisse ein.
Viele Jahre ging man davon aus, dass erhöhte Cholesterin- bzw. Blutfettwerte nicht automatisch einen Grund zur Besorgnis darstellen. Denn es gibt das sogenannte „gute“ Cholesterin HDL, dem nachgesagt wird, bis zu einem gewissen Grad das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, da es den Anteil an gefäßschädigenden Fetten im Blut reduziert. Doch seit einer Weile nun mehren sich Zweifel an der tatsächlichen Schutzwirkung von HDL.1 Eine neue Studie, die den Einfluss verschiedener Blutfettwerte auf das Risiko für Grünen Star untersucht, schlägt in die gleiche Kerbe.2
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Übersicht
Studie zum Einfluss von Cholesterinwerten auf Grünen Star
Grüner Star (Fachbegriff: Glaukom) steht für eine Erkrankung des Sehnervs, die unbehandelt schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Eine frühzeitige Erkennung des Befunds ist besonders wichtig, da sich bereits eingetretene Schäden nicht mehr rückgängig machen lassen.
Forscher des Zhongshan-Augenheilkunde-Zentrums an der Sun-Yat-sen-Universität in Guangzhou untersuchten nun den Einfluss verschiedener Serumlipide auf das Glaukom-Risiko. Dabei analysierten sie Daten zu den Blutfettwerten von 400.229 britischen Erwachsenen aus der UK-Biobank und verfolgten deren medizinische Geschichte über 14 Jahre. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums hatten die Teilnehmer kein Glaukom. Die Wissenschaftler setzten statistische Modelle ein, um die komplexen Zusammenhänge zu untersuchen. Mithilfe der multivariaten Cox-Regression konnten sie verschiedene Einflussfaktoren gleichzeitig berücksichtigen und die Auswirkungen der Blutfettwerte auf das Glaukom-Risiko gezielt analysieren.
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Ergebnis: HDL-Cholesterin erhöht Grüner-Star-Risiko
Im Laufe des Studienzeitraums erkrankten 6.868 (1,7 Prozent) Probanden an Grünem Star. Die Auswertung zeigt, dass ein höherer Spiegel des vermeintlich „guten“ HDL-Cholesterins mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Grünem Star verbunden war.
Rechnerisch hatten diejenigen mit dem höchsten HDL-Cholesterinwert im Blut ein um zehn Prozent höheres Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, als diejenigen mit dem niedrigsten Wert, wobei jede Erhöhung (eine Standardabweichung) mit einem um fünf Prozent höheren Risiko verbunden war. Interessanterweise ergab sich bei den als „schlecht“ geltenden Blutfetten ein anderes Bild: Beim LDL-Cholesterin, dem Gesamtcholesterin und den Triglyzeriden stellten die Forscher ein verringertes Risiko für die Entstehung eines Glaukoms fest. Jeder Anstieg dieser drei Blutfettwerte senkte das Risiko um je vier Prozent, drei Prozent bzw. vier Prozent. Dies ist jedoch nicht so zu deuten, dass diese Lipide einen wiederum schützenden Effekt hatten.
Diese beobachteten Zusammenhänge waren allerdings nur in der Altersgruppe über 55 Jahre signifikant, während sich bei den 40- bis 55-Jährigen kein statistisch signifikanter Zusammenhang abzeichnete.
Wissenschaftler erstellten einen Risiko-Score
Die Forscher erstellten einen sogenannten „polygenen Risiko-Score“ – eine Zahl, die die genetische Anfälligkeit einer Person für ein bestimmtes Ereignis beschreibt (in diesem Fall: eine genetische Veranlagung für höhere HDL-Werte). So fand die Studie heraus, dass jedes zusätzliche genetische Risiko mit einer um fünf Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Glaukoms verbunden war. Dahingegen gab es keine signifikanten individuellen Zusammenhänge zwischen LDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin oder Triglyceriden und Glaukom.
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Bedeutung der Studie und Einschränkungen
Die Ergebnisse stellen erneut die traditionelle Unterscheidung zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Cholesterin infrage. Im Kontext der aktuellen Studie könnten sie dazu beitragen, potenzielle Risikofaktoren für Grünen Star besser zu verstehen und neue Ansätze für präventive Maßnahmen zu entwickeln.
Allerdings sollte man auch auf gewisse Einschränkungen der Belastbarkeit hinweisen. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, lässt sich streng genommen kein kausaler Zusammenhang ableiten. Stattdessen zeigen die Ergebnisse lediglich Assoziationen zwischen den Blutfettwerten, insbesondere dem HDL-Cholesterin, und dem Risiko, ein Glaukom zu entwickeln. Zudem weisen die Studienautoren darauf hin, dass die erfassten Grüner-Star-Diagnosen auf Selbstangaben der Probanden basierten. Schließlich warnen sie davor, die Beobachtungen zu verallgemeinern, da der Großteil der Teilnehmer an der UK-Biobank-Studie weiß ist.