13. Dezember 2022, 4:21 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Mit der feucht-kalten Jahreszeit kommen die üblichen Krankheitsbeschwerden. Ganz oben auf der Liste: die nervigen Halsschmerzen. Doch welche Hausmittel wirken tatsächlich bei Halsschmerzen und sogar bei einer Mandelentzündung? FITBOOK hat dazu den Pneumologen und Buchautor Dr. Martin Ehlers befragt. Die Antworten überraschen.
Selten kommt man durch den Herbst und Winter ohne jegliche gesundheitliche Beschwerden. Dabei muss es nicht unbedingt was Ernstes sein. Denn schon eine kleine Erkältung ist unangenehm mit all ihren üblichen Symptomen wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Speziell bei Halsschmerzen gibt es jedoch etliche Hausmittel, die zumindest die unangenehmen Beschwerden lindern. FITBOOK stellt die populärsten Hausmittel vor, die sowohl bei Halsschmerzen als auch bei einer Mandelentzündung unterstützend helfen können. Allerdings rät uns der Experte und Buchautor von „Neustart für die Lunge“, Dr. Martin Ehlers, lieber zu zwei nachweislich wirksamen Mitteln aus der Apotheke.
Übersicht
Wie kommt es zu Halsschmerzen?
Halsschmerzen entstehen meistens durch einen viralen oder bakteriellen Infekt. Als Ursachen dafür nennt der deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (HNO) folgende Erkrankungen:1
- Grippaler Infekt bzw. eine Erkältung: Als Hauptursache für Halsschmerzen gilt die Erkältung, welche durch Erkältungsviren ausgelöst wird. In Deutschland erkranken Erwachsene daran im Schnitt zwei- bis dreimal jährlich. Kinder sogar bis zu 13-mal! Man kann sich leicht mit den Viren durch Tröpfchen, die beim Sprechen, Niesen und Husten entstehen, anstecken.
- Grippe (Influenza): Eine echte Grippe wird durch Influenza-Viren ausgelöst, tritt meistens plötzlich auf und sorgt unter anderem für hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten so wie auch Halsschmerzen.
- Akute Rachenentzündung (Pharyngitis): Auch hier sorgen meistens Viren für eine Halsentzündung. Doch es können Bakterien wie Streptokokken dazukommen.
- Akute Mandelentzündung (Tonsillitis): Hier handelt es sich entweder um eine Infektion mit Viren oder mit Bakterien oder mit beidem, was als Superinfektion bezeichnet wird.2 Wenn es sich nur um Viren handelt, sind die Mandeln gerötet und angeschwollen, was zu starken Schluckbeschwerden führt. Bakterien wie Streptokokken machen sich durch einen weißen Belag auf den Mandeln sichtbar in Verbindung mit Fieber. Hier hilft nur der Gang zum Arzt und die Einnahme von Antibiotika.
- Kehlkopf- oder Stimmbandentzündung (Laryngitis): Ein Infekt der oberen Atemwege kann auch zu einer Entzündung des Kehlkopfes und der Stimmbänder führen. Dies führt zur Heiserkeit, Reizhusten bis zum Verlust der Stimme. Neben Viren können auch eine Überbeanspruchung der Stimme, trockene Luft sowie das Zigarettenrauchen dazu führen.
- Allergien: Auch allergische Reaktionen des Körpers können sich in Form von Halsschmerzen äußern. Dies liegt meist vor, wenn keine andere Ursache wie ein viraler oder bakterieller Infekt nachweisbar ist.
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Welche Hausmittel helfen bei Halsschmerzen?
Wer Halsschmerzen hat, der weiß oft nicht, welche Ursache dahintersteckt. Es wäre zwar am sinnvollsten, die Ursache zu bekämpfen, doch oft wünscht man sich einfach eine Linderung der Symptome. Hierbei können unterschiedliche Hausmittel helfen:
- Gurgeln mit einer Salzwasserlösung: Hierzu löst man am besten einen Teelöffel Kochsalz in einem Glas (250ml) lauwarmem Wasser auf. Dies sollte man mehrmals täglich wiederholen. Das Salz desinfiziert den Rachenraum und wirkt schmerzlindernd.
- Gurgeln mit einer Salbeiwasserlösung: Hierbei gibt man am besten ein paar Salbeitropfen in ein Glas lauwarmen Wassers hinein. Alternativ kann man auch mit Salbeitee gurgeln. Salbei wirkt reizlindernd und entzündungshemmend.
- Viel trinken – am besten warme Tees: Wie bei jedem Infekt, ist es wichtig, viel zu trinken, damit die Viren ausgeschwemmt werden. Ideal sind warme Tees wie Salbei- und Kamillentee, da sie zusätzlich entzündungshemmend wirken.
- Ingwertee: Besonders schmackhaft und wirksam ist ein selbst gemachtes Heißgetränk aus frischem Ingwer, einem Schuss Zitrone und Honig. Ingwer ist nicht nur entzündungshemmend, sondern wirkte in Laborversuchen gegen verschiedene Viren.2 Die Zitrone sorgt für einen Vitamin-C-Kick und Honig kann antibakteriell und reizlindernd wirken – wenn auch in eher geringem Maße.
- Den Hals warm halten: Vor allem in der kalten Jahreszeit empfiehlt es sich, den Hals warmzuhalten. Deswegen ist ein Schal draußen ratsam. Die Wärme fördert die Durchblutung und somit der Heilungsprozess in der Halsregion.
- Dampfinhalationen: Das Inhalieren von Dampf hilft grundsätzlich bei einer Erkältung, da es schleimlösend wirkt. So befreit es die Nase und die Nasennebenhöhlen von lästigem Schleim und den darin enthaltenen Viren. Zudem hilft der Dampf auch bei einer Kehlkopfentzündung.
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Einschätzung vom Arzt zu den Hausmitteln
„Das kann man alles gerne machen, das hilft sicherlich auch dem einen oder anderen“, sagt Dr. Martin Ehlers. Doch was wirklich hilft und vor allem im Frühstadium einen viralen Infekt abschwächen kann, sind zwei beliebte Mittel aus der Apotheke: „Ich nehme bei den ersten Anzeichen von Halsschmerzen sofort Ibuprofen oder Aspirin“, erzählt uns der Experte. Beides sind sogenannte „Nicht steroidale Antirheumatika“ (NSAR). Das ist eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Wie der Experte erklärt, habe insbesondere Aspirin die Fähigkeit in der Frühphase einen Infekt abzuschwächen und so die Krankheitsdauer zu verkürzen. „Dies ist eine schnelle antientzündliche Therapie, die sowohl die Symptome bekämpft als auch das Immunsystem unterstützt“, sagt Dr. Ehlers.
Sein persönliches Hausmittel bei Halsschmerzen sind zuckerhaltige Bonbons. „Ich mag Blockmalz oder Kandiszucker zum Lutschen. Das erzeugt einen hypertonen Film im Hals, zieht so das Entzündungswasser aus dem Gewebe und hilft beim Abschwellen“, begründet der Arzt seine Wahl. Wer jedoch nach ein paar Tagen keine Besserung, sondern eher eine Verschlechterung der Halsschmerzen wahrnimmt oder Fieber hat, sollten einen Arzt konsultieren.
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Was hilft bei einer Mandelentzündung?
Die Behandlung einer Mandelentzündung ist komplizierter. Da hier meist Bakterien (Streptokokken) im Spiel sind, werden Antibiotika benötigt, um diese wirksam abzutöten. Deswegen sollte man bei einer Mandelentzündung immer einen Arzt aufsuchen. Dennoch gibt es Hausmittel, die zumindest schmerzlindernd wirken. Neben den bereits oben genannten Methoden empfiehlt es sich auch:
- Anwendung von feuchten Halswickeln: Bei einer akuten Entzündung helfen insbesondere kalte Wickel beim Abschwellen der Mandeln.
- Kalte Getränke und Eis: Sowohl kalte Getränke als auch Eis von innen und außen wirken schmerzlindernd und abschwellend. Jedoch sollte man es damit nicht übertreiben, da es auf Dauer die Durchblutung reduziert und somit die Infektion eher begünstigt.
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So erkennt man eine Mandelentzündung
Woher weiß man, ob es harmlose Halsschmerzen sind oder eine Mandelentzündung? Unser Experte rät Folgendes: „Man stellt sich vor einen Spiegel, nimmt einen Löffel, drückt sich damit die Zunge runter und leuchtet mit einem Handylicht in den Rachen. Sind die Mandeln im Rachen gerötet und angeschwollen, handelt es sich um eine virale Mandelentzündung“, so Dr. Ehlers. „Sieht man jedoch auf den Mandeln weiße Stippen, handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die sogenannte Angina tonsillaris, die typischerweise durch Streptokokken ausgelöst wird“, erklärt weiter der Experte. In diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen, denn es sind Streptokokken wirksame Antibiotika nötig.
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„Auch wenn schon weiße Stippen zu sehen sind, helfen zusätzlich Ibuprofen und Aspirin zum Abschwellen und zur Schmerzlinderung“, rät der Arzt. Streptokokken müssen behandelt werden, da diese unbehandelt zu Komplikationen führen wie einer Gelenk-, Herzklappen oder Nierenentzündung. Deswegen ist es ratsam, bei starken Halsschmerzen am besten täglich den Rachen selbst zu kontrollieren, ob er gerötet ist oder ob sich weiße Stippen gebildet haben.
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Quellen
- 1. HNO-Ärzte im Netz: Halsschmerzen – Ursachen und ihre besonderen Symptome (aufgerufen am 08.12.2022)
- 2. HNO-Ärzte im Netz: Mandelentzündung – Ursachen und Risiken (aufgerufen am 08.12.2022)
- 2. Uniklinik Freiburg: Wunderknolle Ingwer (aufgerufen am 08.12.2022)