
20. März 2025, 11:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Hasenpest ist aktuell im Anmarsch. Im Kreis Gießen wurden zwei Fälle der hochansteckenden Hasenpest bestätigt. Problematisch dabei: die bakterielle Erkrankung kann nicht nur Wildtiere befallen, sondern auch auf Menschen übertragen werden. Behörden warnen vor dem Kontakt mit infizierten Tieren.
Doch was genau ist die Hasenpest, wie wird sie übertragen, welche Symptome treten auf, und welche Folgen kann eine Infektion haben? FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger gibt einen Überblick über die Ursachen, Anzeichen und möglichen Gefahren der Erkrankung.
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Übersicht
Was ist die Hasenpest?
Hasenpest, auch unter dem Namen Tularämie bekannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst wird. Für gewöhnlich kommt der Erreger in wildlebenden Tieren vor und ist insbesondere in Nagetieren, Feldhasen und Wildkaninchen verbreitet.
Derzeit breitet sich die Hasenpest in Niedersachsen aus. Nun wurden auch zwei Fälle in Hessen bestätigt. Wie das hessische Umweltministerium und das Hessische Landeslabor am Dienstag mitteilten, wurden im Januar zwei infizierte Feldhasen in Hungen und Linden (Landkreis Gießen) entdeckt. Zudem sind Fälle in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland gemeldet worden.
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Anders als es bei vielen anderen Tierkrankheiten der Fall ist, kann die Hasenpest auch auf den Menschen übertragen werden – da es sich hierbei um eine Zoonose handelt. Der Begriff „Zoonose“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „zoon“ (Lebewesen) und „nosos“ (Krankheit) zusammen. Zoonosen bezeichnen Infektionskrankheiten, die durch Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze oder Prionen hervorgerufen werden und sowohl von Tieren auf Menschen als auch umgekehrt übertragen werden können.1
Das Umweltministerium warnt daher eindringlich davor, Feldhasen, Wildkaninchen sowie Nagetiere wie Mäuse, Ratten oder Eichhörnchen zu berühren.
Vorkommen
Das Bakterium kommt weltweit vor, hauptsächlich auf der Nordhalbkugel. Während in Nordamerika die gefährlichere Unterart „Francisella tularensis ssp. tularensis“ verbreitet ist, tritt in Europa vor allem die weniger aggressive Variante „Francisella tularensis ssp. holarctica“ auf.
Hinzu kommt, dass der Erreger hochresistent ist: Er kann in der Umwelt – in Erde, Wasser oder Schlamm – über Wochen bis Monate hinweg überleben. Aufgrund der besonderen Zusammensetzung seiner Zellwand ist er äußerst widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen.2
Ursachen und Übertragungswege
Eine Infektion mit dem Erreger kann auf verschiedene Weise erfolgen:
- Direkter Kontakt: Ansteckung durch Berührung von infizierten Tieren oder deren Kadavern.
- Verzehr belasteter Lebensmittel: besonders durch unzureichend gegartes Fleisch oder verunreinigtes Wasser.
- Einatmen von Erregern: Infektion über Staubpartikel oder Tröpfchen, etwa bei landwirtschaftlichen Arbeiten.
- Stiche oder Bisse infizierter Insekten: Zecken und andere blutsaugende Parasiten können den Erreger weitergeben.
Gefährlich ist, dass bereits eine minimale Menge an Bakterien ausreichen kann, um eine Infektion auszulösen.3
Symptome der Tularämie
Bei Menschen
Je nachdem, um welchen Infektionsweg es sich handelt, kann die Erkrankung unterschiedlich verlaufen. In der Regel treten beim Menschen grippeähnliche Beschwerden auf:
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Hohes Fieber
- Geschwollene Lymphknoten
- Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen
Zudem ist es bei einer Infektion über Hautverletzungen möglich, dass schlecht heilende Geschwüre entstehen. In schweren Fällen kommt es zu Lungenentzündungen oder einer Blutvergiftung.
Bei Tieren
Infizierte Hasen haben eine hohe Sterblichkeitsrate. Erkrankte Tiere magern stark ab, zeigen unsicheren Gang oder wirken teilnahmslos. Zudem verlieren sie oft ihre natürliche Scheu gegenüber Menschen, was das Risiko eines ungewollten Kontakts erhöht. In der Regel sterben sie innerhalb von zwei bis 13 Tagen an einer Sepsis. Für Jagdhunde besteht nur ein geringes Risiko – sie bleiben meist symptomfrei oder entwickeln lediglich leichte Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Fieber und geschwollene Lymphknoten. Eine Ansteckung erfordert zwar in der Regel intensiven Kontakt mit infizierten oder verendeten Tieren sowie deren Ausscheidungen, dennoch ist Vorsicht geboten.
Aktuelle Fälle in Hessen
Abgesehen von den beiden bestätigten Fällen in Hungen und Linden wurden in den letzten Monaten deutschlandweit vermehrt Tularämie-Infektionen festgestellt. In Hessen gab es seit 2023 insgesamt zehn gemeldete Fälle, unter anderem in den Kreisen Main-Kinzig, Limburg-Weilburg, Rheingau-Taunus, Werra-Meißner sowie in Wiesbaden.4
Besonders gefährdet sind
In Europa sind primär die skandinavischen Länder stärker von Tularämie betroffen. In Deutschland gibt es erste dokumentierte Fälle beim Menschen seit 1931. Während in den 1940er-Jahren noch jährlich 100 bis 200 Infektionen auftraten, sank die Zahl Anfang der 2000er auf unter zehn Fälle pro Jahr. Seit 2013 ist jedoch ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten. Bis 2019 wurden jährlich rund 70 Infektionen gemeldet. Nach 59 Fällen im Jahr 2020 stieg die Zahl 2021 auf 119, sank 2022 wieder auf 72 und erreichte 2023 schließlich 92 gemeldete Erkrankungen.
Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Tularämie-Ausbruch in Hessen im Jahr 2005, der mehrere Teilnehmer einer Treibjagd betraf. Nachdem sie die erlegten Tiere gehäutet und zerlegt hatten, entwickelten einige der Jäger innerhalb weniger Tage Symptome wie Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und geschwollene Lymphknoten. Sieben Personen erkrankten schwer, für einen Jäger verlief die Infektion tödlich.5

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Schutzmaßnahmen und Prävention
Aufgrund dessen, dass es bislang keine richtigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Hasenpest gibt, sind folgende Maßnahmen besonders wichtig:
- Kein direkter Kontakt: Man sollte keinen direkten Kontakt zu Wildtieren oder Kadavern haben
- Haustiere fernhalten: Hunde und Katzen sollten keinen Kontakt zu Wildtieren haben.
- Fleisch vollständig durchgaren: Hasen- und Kaninchenfleisch darf nur gut gegart verzehrt werden.
- Schutzkleidung verwenden: Jäger, Förster und Waldarbeiter sollten Handschuhe tragen und eine FFP2- oder FFP3-Maske nutzen.
Da sich die Zahl der Tularämie-Fälle in Deutschland in den letzten Jahren erhöht hat, raten Experten zur konsequenten Einhaltung von Schutzmaßnahmen.