10. Mai 2022, 14:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Hochzeiten, Geburten, ein bevorstehender Urlaub: Das alles sind eigentlich schöne Ereignisse, über die man sich freuen kann. Doch die Freude kann auch in Stress ausarten – und damit das Herz schädigen.
Dieses Phänomen wird als Happy-Heart-Syndrom bezeichnet, in der Fachsprache auch Takotsubo-Kardiomyopathie genannt. Die Symptome ähneln dabei denen des Broken-Heart-Syndroms, das durch negative Ereignisse, z. B. den Verlust des Partners, ausgelöst werden kann. Doch wie die Analyse eines Patientenregisters jetzt ergab, scheinen vor allem Männer vom Happy-Heart-Syndrom betroffen zu sein.
Übersicht
Was steckt hinter dem Takotsubo-Syndrom?
Bei einer Takotsubo-Kardiomyopathie handelt es sich um eine spezielle Form der Herzinsuffizienz. Dabei kommt es durch ein positives (Happy-Heart-Syndrom) oder negatives Ereignis (Broken-Heart-Syndrom) zu einer Überreaktion des sympathischen Nervensystems. Dadurch dehnt sich die linke Herzkammer aus, gleichzeitig wird der Ausflusstrakt der Aorta verengt. Die Folge ist dann eine eingeschränkte Pumpleistung des Herzens.1
Typische Symptome sind schließlich Atemnot, Brustenge und Schmerzen im Oberkörper – wie bei einem Herzinfarkt. Der Unterschied: Im Gegensatz zu einem Herzinfarkt sind nicht verstopfte Arterien Schuld, sondern ein Überschuss an Stresshormonen, auch Katecholaminen genannt. Diese sind u. a. an der Regulation von Herzfunktion und Blutdruck unter Stressbedingungen beteiligt.2
Wie genau es zu dieser Anhäufung von Stresshormonen kommt, ist medizinisch noch nicht abschließend geklärt. Eine 2020 erschienene Studie legt den Verdacht nahe, dass eine Überfunktion der Schilddrüse die Empfindlichkeit des Herzmuskels auf Stresshormone erhöhen könnte.3
Auch interessant: Dauerstress und psychische Erkrankungen können Herz schädigen
Freude als Auslöser
Ärzte des Universitären Herzzentrums Lübeck forschen nach den Ursachen des Takotsubo-Syndroms. Bei der Analyse des Patientenregisters GEIST („German Italian Spanish Takotsubo“) wurde nun deutlich, dass auch ein freudiges Ereignis Auslöser für die herzinfarktähnlichen Erscheinungen sein kann. So gaben 37 von 2482 Patienten an, vor dem Auftreten des Syndroms von einem freudigen Ereignis getriggert worden zu sein. Das entspricht zwar nur 1,5 Prozent aller Takotsubo-Patienten. Allerdings konnten sich nur 910 Patienten überhaupt an ein vorhergehendes emotionales Ereignis erinnern, sodass der Anteil der Personen, die an einem Happy-Heart-Syndrom erkrankten, 4,1 Prozent beträgt.4
Auch interessant: Fußballschauen kann laut Studie Risiko für Herzinfarkt erhöhen
Männer sind häufiger vom Happy-Heart-Syndrom betroffen
Besonders auffällig: Männer sind deutlich häufiger betroffen. So lag der Anteil männlicher Patienten beim Happy-Heart-Syndrom bei 18,9 Prozent, beim Broken-Heart-Syndrom jedoch nur bei fünf Prozent. Frauen leiden somit viel häufiger unter einem gebrochenen Herzen. Die gute Nachricht: Eine Takotsubo-Kardiomyopathie endet in den seltensten Fällen tödlich. Die meisten Patienten erholen sich wieder vollständig.
Kann gefährlich werden Was ist das Broken-Heart-Syndrom?
Psychokardiologie Dauerstress und psychische Erkrankungen können Herz schädigen
Wer gefährdet ist US-Kardiologen identifizieren neuartiges CKM-Syndrom
Quellen
- 1. Springer Medizin. Takotsubo-Kardiomyopathie. (aufgerufen am 10.05.22)
- 2. Uniklinikum Dresden. Takotsubo-Kardiomyopathie: Wenn Stress das Herz aus dem Takt bringt.
- 3. Aweimer, A, El-Battrawy, I, Akin, I et al. (2020). Abnormal thyroid function is common in takotsubo syndrome and depends on two distinct mechanisms: results of a multicentre observational study. Journal of Internal Medicine.
- 4. Stiermaier T, Walliser A, El-Battrawy I, et al. (2022). Happy Heart Syndrome. JACC: Heart Failure.