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Symptome und Verlauf

Wie gefährlich ist eine Infektion mit dem Hantavirus?

Hantaviren
Das Hantavirus wird oft von Nagetieren auf den Menschen übertragen und kann je nach Virusstamm verschiedene Krankheitsverläufe hervorrufen. Foto: Getty Images/Science Photo Libra
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

10. März 2025, 19:21 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Hantaviren sind weltweit verbreitet und können unterschiedlich schwere Krankheitsformen verursachen. In der Regel werden die Erreger durch Nagetiere wie Mäuse oder Ratten oder deren Ausscheidungen auf den Menschen übertragen. Das Tückische daran: Die Krankheit beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen und kann auch die Niere schädigen. Schwere Verläufe sind selten, aber möglich.

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Aktuell dürfte man wohl öfter über den Begriff des Hantavirus aufgrund des tragischen Falls von Betsy Arakawa, der Ehefrau von Gene Hackman, stolpern. Sie wurde am 26. Februar 2025 tot in ihrem Haus aufgefunden. Es wird jedoch angenommen, dass sie bereits Tage zuvor an den Folgen des Hantavirus verstorben ist. Doch was hat es genau mit dieser Krankheit auf sich und verläuft sie immer so drastisch wie im Fall von Betsy? Welche Symptome eine Hantavirus-Infektion verursachen, welche Risikogruppen besonders gefährdet sind und wie schnell die Krankheit lebensbedrohlich werden kann, erklärt FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger.

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Was ist das Hantavirus?

Hantaviren gehören zur Familie Hantaviridae. Jedes dieser Viren ist in der Regel mit einer bestimmten Nagetierart verbunden, die als „Wirt“ dient. Zu den bekanntesten Virustypen zählen Puumalavirus, Hantaanvirus, Dobrava-Belgrad-Virus, Sin-Nombre-Virus, Seoulvirus und Andesvirus.1

Obwohl Hantaviren weltweit verbreitet sind, können ihre Auswirkungen jedoch je nach Virustyp und Region erheblich variieren. In Deutschland werden Infektionen vor allem durch die Rötelmaus und die Brandmaus übertragen, während in anderen Teilen der Welt andere Nagetiere als Wirte dienen. Dabei verharren die Viren in diesen Tieren, ohne ihnen selbst zu schaden, und werden dann über Urin, Kot und Speichel ausgeschieden. Problematisch daran ist, dass die Viren, abhängig von Umgebungsfaktoren wie Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und Sonneneinstrahlung in den Ausscheidungen bis zu sechs Wochen überleben können.

Eine Infektion ist durch das Einatmen von erregerhaltigem Staub möglich – oder wenn dieser in Hautwunden gelangt. Zudem ist eine Übertragung durch Bisse oder verunreinigte Lebensmittel möglich. Forschende haben verschiedene Stämme des Virus identifiziert, die teils milde, teils schwere Krankheitsverläufe auslösen können.

Entdeckung der Hantaviren

Eine Infektion mit Hantaviren wurde erstmals während des Koreakriegs in den frühen 1950er-Jahren dokumentiert. Damals infizierten sich Tausende amerikanische Soldaten nahe dem Grenzfluss Hantaan, nach dem das Virus später benannt wurde. Allerdings konnte man das Virus erst im Jahr 1977 eindeutig identifizieren. Heutzutage sind die Viren primär in Asien, Nord- und Südamerika sowie in Europa verbreitet.2

Aktuelle Situation

Bereits im Jahr 2022 wurden in den EU-Mitgliedstaaten insgesamt 2.165 Infektionen mit dem Hantavirus registriert – davon 143 Meldungen in Deutschland. Allerdings variiert die Zahl der Infektionen von Jahr zu Jahr und hängt unter anderem von der Größe der Nagetierpopulationen und der Anzahl der infizierten Tiere ab. Auch wenn Hantavirus-Infektionen zu jeder Jahreszeit auftreten können, werden die meisten Fälle zwischen April und September registriert.3

Hantavirus-Erkrankungen sind in Deutschland regional unterschiedlich verbreitet. Infektionen, die durch die Rötelmaus übertragen werden, treten vor allem in Nordwest-, West- und Süddeutschland auf. Besonders betroffen sind die Schwäbische Alb, Oberschwaben, das Münsterland, der Teutoburger Wald, Unterfranken, der Odenwald, die Fränkische Alb, der Bayerische Wald, Osthessen und West-Thüringen. Neben diesen ländlichen Gebieten gibt es auch einzelne städtische Regionen mit vermehrten Infektionen. Hingegen sind Infektionen, die von der Brandmaus übertragen werden, primär in Nord-, Nordost- und Ostdeutschland verbreitet.

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Es gibt unterschiedliche Hantaviren

Weltweit gibt es verschiedene Typen von Hantaviren. Zwar gelten die in Mitteleuropa vorkommenden als vergleichsweise weniger gefährlich, trotzdem können sie einen lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf annehmen. Doch egal um welche Art es sich genau handelt, sind immer Mäuse und Ratten die Überträger, die dem Virus als Wirt dienen.

Puumalavirus

Ungefähr 90 Prozent der Hantavirus-Erkrankungen in Deutschland werden durch Puumalaviren verursacht. Diese Viren kommen hauptsächlich im Westen, Nordwesten und Süden Deutschlands vor – wobei das Hauptwirtstier und Überträger die Rötelmaus ist.

Dobrava-Belgrad-Virus

Diese Viren treten besonders im Norden und Osten Deutschlands auf. Die Brandmaus, die in diesen Regionen heimisch ist, dient als Wirtstier und Überträger des Virus.

Seoulvirus

Seoulviren kommen sowohl in Zucht- als auch in Wildratten vor. Auch in Deutschland wurden bereits Ansteckungen mit diesem Virus verzeichnet, wobei diese eher im Umfeld von Rattenhaltern oder -züchtern auftreten.

Tulavirus

Fledermäuse gelten als Überräger der Tulaviren. Im Jahr 2019 wurde die erste gesicherte Infektion in Deutschland nachgewiesen. Da jedoch keine regulären Untersuchungen auf Tulaviren durchgeführt werden, geht man davon aus, dass die Zahl der tatsächlichen Infektionen deutlich höher liegt.

Andes-Virus

Das Andes-Virus, das erst 1998 in Südamerika entdeckt wurde, gilt als das für den Menschen gefährlichste Hantavirus. Es weist eine hohe Sterblichkeitsrate von bis zu 50 Prozent auf. Sein Hauptwirt ist die Zwergreisratte, die – wie alle natürlichen Hantavirus-Wirte – das Virus dauerhaft in sich tragen kann, ohne selbst zu erkranken.4

Sin-Nombre-Virus

Das Sin-Nombre-Virus gilt als der Hauptverursacher des kardiopulmonalen Hantavirus-Syndroms – dazu später mehr. Sein natürlicher Wirt ist die Hirschmaus.5

Mögliche Symptome einer Hantavirus-Infektion

Der Verlauf der Infektion ist abhängig vom Hantavirusstamm, mit dem man sich angesteckt hat. Hierzulande verläuft eine Infektion oft ohne Symptome. Infizierte können aber mitunter über grippeähnliche Beschwerden klagen. Die ersten Anzeichen treten nach zwei bis vier Wochen auf und sind zunächst unspezifisch. Mit der Zeit kann es jedoch zu Organversagen kommen, typisch ist der Befall der Nieren. Mögliche Symptome im Überblick:

  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Beeinträchtigung der Nierenfunktion bis zu akutem Nierenversagen

In anderen Regionen vorkommende Typen des Virus können schwerwiegendere Erkrankungen auslösen.

Krankheitsverlauf

Wie bereits erwähnt, verläuft die Mehrheit der Hantavirus-Infektionen unbemerkt. Zudem variiert die Inkubationszeit und befindet sich für gewöhnlich zwischen einer und fünf Wochen. Sollte es dazu kommen, dass Symptome auftreten, können sie je nach Virustyp unterschiedlich stark ausgeprägt sein – von milden Beschwerden bis hin zu schweren fieberhaften Erkrankungen mit ausgeprägter Blutungsneigung.

Charakteristisch für die Erkrankung ist, dass sie plötzlich mit hohem Fieber beginnt, das drei bis vier Tage anhalten kann. Zusätzlich können unspezifische, grippeähnliche Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Muskelschmerzen auftreten. Besonders gefährlich: Hantavirus-Typen, die in Europa und Asien verbreitet sind, können ein hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (kurz HFRS genannt) auslösen, das zu Nierenfunktionsstörungen bis hin zu akutem Nierenversagen führen kann. Ungefähr ein bis fünfzehn Prozent der Fälle enden tödlich. Hingegen können Virusvarianten, die in Nord- und Südamerika existieren, ein sogenanntes „hantavirusbedingtes kardiopulmonales Syndrom“ (HCPS oder HPS genannt) verursachen. Dieses führt zu schweren Lungenödemen oder zu akutem Lungenversagen. Fast 40 bis 50 Prozent dieser Fälle enden tödlich.6

Wie schnell kann eine Hantavirus-Infektion tödlich enden?

Tatsächlich hängt die Geschwindigkeit, mit der eine Hantavirus-Infektion lebensgefährlich werden kann, sehr vom individuellen Gesundheitszustand der Person und dem Virustyp ab. Bei dem zuvor angesprochenen „hantavirusbedingten kardiopulmonalen Syndrom“, handelt es sich um eine besonders gefährliche Version.

Zwischen 1993 und 2022 wurden in den USA insgesamt 834 Fälle des Hantavirus-Lungensyndroms erfasst, wobei die westlichen Bundesstaaten besonders betroffen waren, wie die CDC berichtet.

New Mexico weist die höchste Fallzahl aller Bundesstaaten auf, wobei etwa 41 Prozent der Erkrankten an den Folgen der Infektion verstarben. Das am weitesten verbreitete Hantavirus im Südwesten der USA ist das Sin-Nombre-Virus. Nach einer Ansteckung können bis zu zwei Monate vergehen, bevor sich erste Symptome bemerkbar machen. Diese äußern sich zunächst in Form von Müdigkeit, Fieber und Muskelschmerzen, bevor sie sich innerhalb weniger Tage zu Husten und Atemnot verschlimmern. Zudem können Kopfschmerzen, Schwindel, Schüttelfrost sowie Übelkeit und andere Magen-Darm-Beschwerden auftreten.

Da das Hantavirus-Lungensyndrom die Lunge schwer beeinträchtigen kann, benötigen manche Patienten eine künstliche Beatmung. Laut CDC verläuft die Erkrankung bei mehr als einem Drittel der Betroffenen mit Atemproblemen tödlich.7

Besonders gefährdet sind

Besonders gefährdet, sich mit Hantaviren zu infizieren, sind Menschen, die in den Risikogebieten folgenden Tätigkeiten nachgehen:

  • Der Aufenthalt in oder das Reinigen von Schuppen, Ställen oder Häusern, in denen Nagetiere leben oder gelebt haben – insbesondere, wenn dabei Staub aufgewirbelt wird – erhöht das Infektionsrisiko.
  • Outdoor-Aktivitäten wie Gartenarbeit, Jagen, Joggen oder Zelten können das Infektionsrisiko erhöhen, wenn dabei ein Kontakt mit Nagetieren oder deren Ausscheidungen erfolgt.
  • Tätigkeiten in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen können das Risiko einer Infektion erhöhen, gerade in Regionen mit einer hohen Nagetierpopulation.8

Wie wird eine Hantavirus-Infektion diagnostiziert?

Liegt ein Verdacht auf eine Hantavirus-Infektion vor, wird eine Blutprobe entnommen. Im Labor wird geprüft, ob Antikörper gegen das Virus gebildet wurden – ein Nachweis, der frühestens zwei bis drei Wochen nach der Infektion möglich ist. Das Virus selbst kann hingegen nur für kurze Zeit in der frühen Krankheitsphase im Blut festgestellt werden.

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Noch keine Impfung gegen das Hantavirus

Problematisch ist, dass es derzeit keine zugelassene Impfung gegen Hantaviren gibt. Die Krankheit lässt sich nur symptomatisch behandeln. In fortgeschrittenen und schweren Fällen muss unter Umständen die Nieren- und/ oder Lungenfunktion unterstützt werden. Eine vorbeugende Impfung gibt es nicht. Laut RKI führe eine überstandene Infektion wahrscheinlich zu einer lebenslangen, Virustyp-spezifischen Immunität.

Die effektivste Präventionsmaßnahme ist es, den Kontakt mit Nagetieren und deren Ausscheidungen zu vermeiden. In bewohnten oder genutzten Bereichen wie Kellern, Dachböden oder Schuppen sollten Mäuse und Ratten konsequent bekämpft und strikte Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Auch beim Umgang mit toten Nagetieren oder dem Aufenthalt in von Mäusen verunreinigten Räumen sollten Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen oder, bei erwarteter Staubentwicklung, von Atemschutzmasken ergriffen werden.

Mit Material von dpa

Quellen

  1. RKI. Hantavirus-Erkrankung. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  2. Infektionsschutz.de. HANTAVIREN. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  3. Statista. Anzahl registrierter Infektionen mit dem Hantavirus in der EU und Deutschland in den Jahren 2008 bis 2022. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  4. DocCheck Flexikon. Andes-Virus. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  5. DocCheck Flexikon. Sin-Nombre-Virus. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  6. Sozialministerium. Hantavirus. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  7. CNN Health. What to know about hantavirus pulmonary syndrome. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  8. Barmer. Hantavirus: Übertragung, Symptome und Behandlung. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
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