25. November 2024, 4:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Gewichtheben und Squats sind für viele Menschen ein fester Bestandteil des sportlichen Alltags. Doch was, wenn plötzlich unangenehme Beschwerden im Intimbereich auftreten? FITBOOK erklärt den Zusammenhang zwischen Sport und Hämorrhoiden – und worauf man besonders achten sollte.
Das Thema Hämorrhoiden ist für viele Betroffene mit Scham verbunden. Über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten hat FITBOOK bereits berichtet. Den Berliner Proktologen Dr. Daniel Sterzing haben wir nun zu einem Thema befragt, das insbesondere f+r sportliche aktive Menschen von Interesse sein dürfte: Stimmt es, dass Sport Hämorrhoiden verursachen kann? Können bestimmte Sportarten oder gar einzelne Übungen besonders zu Hämorrhoidenproblemen beitragen – Mythos Radfahren? Lesen Sie hier seine Antwort.
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Übersicht
- Kann Sport Hämorrhoiden verursachen?
- Sollte man mit Hämorrhoiden auf Sport verzichten?
- Gibt es Sportarten, die Hämorrhoiden verschlimmern können?
- Was können Sportler tun, um den Druck auf den Beckenboden zu reduzieren?
- Erstes Anzeichen für Hämorrhoiden
- Wann sollte man mit Hämorrhoiden einen Arzt aufsuchen?
- Wie lange sollte man nach einer Hämorrhoiden-Behandlung auf intensives Training verzichten?
- Quellen
Kann Sport Hämorrhoiden verursachen?
Wer schon mal unter Hämorrhoiden gelitten hat, weiß, wie unangenehm die Beschwerden sein können. Hinzu kommt die Angst, dass bestimmte Aktivitäten im Alltag – wie zu viel Bewegung oder bestimmte Sportarten – eine Verschlimmerung der Symptome zur Folge haben können. Doch kann Sport Hämorrhoiden verursachen? Der Berliner Proktologe Dr. Daniel Sterzing hält das für einen weitverbreiteten Irrtum. „Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Sport Hämorrhoiden verursacht. Im Gegenteil: Sport ist eher hilfreich, da er Übergewicht und Verstopfungen vorbeugt. Beides Faktoren, die Hämorrhoiden begünstigen können“, sagt Sterzing zu FITBOOK.
Ein typischer Mythos ist, dass Radfahren Hämorrhoiden verursacht. Dazu sagt Sterzing: „Das stimmt nicht. Genauso wenig führen Sportarten wie Reiten und Rudern zu Hämorrhoiden.“
Sollte man mit Hämorrhoiden auf Sport verzichten?
Wenn jemand Hämorrhoiden hat, sollte er laut dem Proktologen nicht auf Sport verzichten. Sterzing führt aus: „Ich sage meinen Patienten immer, dass meine Aufgabe darin besteht, ihre Hämorrhoiden so zu behandeln, dass sie weiterhin sportlich aktiv sein können.“ Wer auf seinen Körper achte und bei Beschwerden frühzeitig zum Arzt gehe, könne „auch mit Hämorrhoiden ein aktives Leben führen“.
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Gibt es Sportarten, die Hämorrhoiden verschlimmern können?
Sterzing zu FITBOOK: „Ja, die gibt es tatsächlich – jedoch nur im Extrembereich.“ Vor allem Kraftsportarten, bei denen schwere Gewichte gehoben werden, wie Gewichtheben oder intensives Bodybuilding, können aus Sicht des Experten problematisch sein. Er führt aus: „Bei solchen Übungen entsteht ein enormer Druck auf den Beckenboden, insbesondere bei tiefen Kniebeugen mit Gewichten. Dieser Druck wirkt direkt auf die Hämorrhoiden und kann sie vergrößern, vor allem wenn die Technik nicht korrekt ist.“
Gerade das Tragen hoher Gewichte oder eine falsche Atemtechnik könnten Beschwerden wie Schmerzen, Nässen und Juckreiz begünstigen, so Sterzing zu FITBOOK. Durch das Anspannen der Bauchmuskulatur beim Heben schwerer Gewichte bestehe – neben dem Druck auf den Beckenboden – auch die Gefahr, dass dieser langfristig geschwächt werden könne. Auch das sei ein Faktor, der die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen könne.
Laut dem Experten für Erkrankungen des unteren Verdauungstrakts können auch sprungintensive Sportarten wie Squash, Tennis und Volleyball den Beckenboden stark in Anspruch nehmen und zu einer Verstärkung der Beschwerden führen.
Ganz besonders stärkt natürlich Beckenbodengymnastik diese Region – und kann somit helfen, das Risiko für Hämorrhoiden zu senken.1 Besonders schonend für den Beckenboden ist zudem Schwimmen.
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Was können Sportler tun, um den Druck auf den Beckenboden zu reduzieren?
Sterzing: „Das Wichtigste ist die richtige Technik. Ein erfahrener Trainer sollte die korrekte Ausführung zeigen, um den Druck auf den Beckenboden zu minimieren. Außerdem sollten Sportler darauf achten, das Gewicht zu reduzieren, wenn Beschwerden auftreten. Der Einsatz eines Gewichthebergürtels sollte vermieden werden, da er den Druck auf den Beckenboden zusätzlich erhöht. Es ist auch hilfreich, beim Hochdrücken aus der Hocke bewusst auszuatmen – das reduziert den intraabdominalen Druck.“
Erstes Anzeichen für Hämorrhoiden
„Das früheste Anzeichen ist hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier oder in der Toilette“, erläutert Sterzing. Hämorrhoiden schmerzen in frühen Stadien nicht; Schmerzen treten erst auf, wenn die Hämorrhoiden größer werden und eventuell nach außen treten. „Oft warten Patienten aus Scham zu lange, bis sie einen Arzt aufsuchen. Je früher man kommt, desto einfacher ist die Behandlung“, rät der Experte.
Wann sollte man mit Hämorrhoiden einen Arzt aufsuchen?
„So früh wie möglich“, sagt Sterzing zu FITBOOK. „Wenn die Hämorrhoiden noch klein sind, lassen sie sich mit einfachen Methoden wie Verödungen oder kleinen Gummibandligaturen behandeln. Warten die Betroffenen jedoch zu lange, ist oft eine Operation erforderlich. Der wichtigste Rat ist daher, frühzeitig zum Arzt zu gehen.“
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Wie lange sollte man nach einer Hämorrhoiden-Behandlung auf intensives Training verzichten?
Die Beantwortung dieser Frage hänge vom Stadium der Hämorrhoiden ab, so der Proktologe zu FITBOOK. Grundsätzlich solle die maximale Belastung solange vermieden werden, bis sich die Hämorrhoiden zurückgebildet haben. Sterzing rät, sich für die Wiederaufnahme des Trainings vom behandelnden Proktologen grünes Licht geben zu lassen.