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Neue Studie

Der enge Zusammenhang zwischen Sehkraft und Demenzrisiko

Grauer Star Demenzrisiko: Nahaufnahme eines menschlichen Auges
Wie hängen Augen- und Gehirngesundheit zusammen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wissenschaft Foto: Getty Images

13. Dezember 2021, 14:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Was hat Sehkraft mit Demenz zu tun? Womöglich eine ganze Menge. So fand eine neue Studie nun heraus, dass die Operation des Grauen Stars nicht nur gut fürs Auge ist, sondern auch für das Gehirn.

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Grauer Star (Katarakt) ist das Ergebnis des natürlichen Alterungsprozesses der Augenlinse. Diese trübt sich, was zu einer Beeinträchtigung der Sehkraft führt. Ist der Prozess fortgeschritten, hilft eine Brille meistens nicht mehr. Stattdessen ist eine Operation nötig, damit Betroffene wieder besser sehen. Ohne Eingriff kann es im schlimmsten Fall zur Erblindung kommen.1 Laut einer Studie der University Washington in Seattle (USA) kann die Operation des Grauen Stars aber noch mehr: Sie senkt offenbar auch das Demenzrisiko.

Zusammenhang zwischen Sehkraft und Demenz

Bereits in früheren Untersuchungen erhärtete sich die Vermutung, dass eine verminderte Sehkraft auch einen negativen Effekt auf kognitive Funktionen hat.2 Eine große Rolle für den Verlust der Sehkraft spielt der altersbedingte Graue Star. Allein in Deutschland haben 50 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 52 bis 64 Jahren dieses Augenleiden. Zwischen 65 und 74 Jahren sind es sogar über 90 Prozent. Eine Operation kann helfen und die Sehleistung in vielen Fällen deutlich verbessern.3

Mit diesem Eingriff zur Wiederherstellung des Sehvermögens haben sich nun Forscher der University of Washington genauer beschäftigt. Das Ziel: herauszufinden, ob sich ein Zusammenhang zwischen der Behandlung des Grauen Stars und dem Demenzrisiko nachweisen ließe.

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Analyse von Daten zu Demenz und Augen-OPs

Dafür zog das Team um Cecilia Lee Daten aus einer kanadischen Langzeitstudie heran, die seit 1994 mit freiwilligen Teilnehmern ab 65 Jahren läuft. Sie erfasst Informationen zu Demenz, aber auch zum Aufkommen von Grauem Star und Grünem Star. Außerdem enthält sie Angaben dazu, wie viele Betroffene sich für oder gegen eine Augenoperation entschieden haben. Die Wissenschaftler fokussierten sich auf Patienten mit Augenleiden und analysierten, wie sie das Demenzrisiko beeinflussten.4

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Grauer Star und Demenzrisiko

3038 Personen hatten im Beobachtungszeitraum Grauen Star entwickelt. Von ihnen entschieden sich 1382 für eine Operation. 853 erkrankten an Demenz. Bei der Analyse der Daten und nach ihrer Bereinigung um Faktoren wie Alter, Gewicht, Blutdruck, Ernährung, Bewegung und Bildung kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Behandlung des Grauen Stars, also die Wiederherstellung des Sehvermögens, einen Einfluss auf das Demenzrisiko hat. Genauer: Menschen mit wiederhergestellter Sehkraft wiesen im Vergleich zu den langsam erblindenden ein um etwa 30 Prozent geringeres Risiko auf, in den folgenden zehn Jahren Demenz zu entwickeln.

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Grüner Star und Demenzrisiko

Lee und ihr Team untersuchten außerdem den möglichen Zusammenhang von Grünem Star und Demenz. Beim Grünen Star (Glaukom) kommt es durch einen erhöhten Augeninnendruck zu einer Schädigung des Sehnervs. Aber anders als beim Grauen Star kann eine Operation die Sehkraft nicht wiederherstellen, sondern nur eine Verschlechterung verhindern. Hier zeigte sich, dass eine Glaukom-OP das Demenzrisiko nicht beeinflussen bzw. verringern konnte.

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Fazit

Die Studie der University Washington deutet darauf hin, dass speziell die Wiederherstellung des Sehvermögens das Demenzrisiko signifikant senken kann. Dagegen haben andere Operationen der Augen, wie zum Beispiel zur Behandlung von Grünem Star, keine Auswirkungen. „Diese Ergebnisse stimmen mit der Theorie überein, dass der sensorische Input für die Gesundheit des Gehirns wichtig ist“, erklärt Studienautor Eric Larson in einer Mitteilung der Universität.5

Studienleiterin Lee ergänzt Vermutungen, warum insbesondere der Graue Star bei Demenz eine Rolle zu spielen scheint: „Einige spezielle Zellen in der Netzhaut sind an der Wahrnehmung beteiligt und regulieren den Schlafzyklus. Diese Zellen reagieren gut auf blaues Licht. Katarakte wiederum blockieren speziell blaues Licht. Eine Operation könnte diese Zellen womöglich reaktivieren.“

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Quellen

  1. gesundheitsinformation.de. Grauer Star (Katarakt). (aufgerufen am 13.12.2021)
  2. Zheng DD, Swenor BK, Christ SL et al. (2018). Longitudinal Associations Between Visual Impairment and Cognitive Functioning The Salisbury Eye Evaluation Study. JAMA Ophthalmology
  3. Berufsverband der Augenärzte Deutschland e.V. Grauer Star (Katarakt). (aufgerufen am 13.12.2021)
  4. Lee CS, Larson EB, Gibbons LE et al. (2021). Association Between Cataract Extraction and Development of Dementia. JAMA Internal Medicine
  5. Nodell B. (2021). Study: Cataract surgery linked with lessened dementia risk. UW Medicine Newsroom
Themen Demenz
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