28. August 2020, 16:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Menschen mit der Autoimmunerkrankung Zöliakie müssen auf bestimmte Getreidesorten verzichten, weil sie Gluten nicht vertragen. Doch was hat es mit Gluten und Zöliakie eigentlich auf sich? Antworten bietet die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) auf ihrer Website.
Was ist Glutenintoleranz?
Glutenintoleranz, fachsprachlich Zöliakie, ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, ausgelöst durch eine (lebenslange) Unverträglichkeit des „Klebereiweißes“ Gluten.
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Wo steckt überall Gluten drin?
Laut DZG-Informationen kommt Gluten in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und in handelsüblichem Hafer vor. Mit anderen Worten finden wir es in Brötchen, Keksen und Kuchen sowie Teigwaren wie Pizza und Pasta, aber auch als Bindemittel in Bier, Ketchup oder Cornflakes. „Auch die meisten Fertiggerichte und Süßigkeiten werden damit hergestellt“, verriet Ernährungsexperte und Gesundheitspublizist Sven-David Müller im Interview mit STYLEBOOK. Und was bewirkt das sogenannte Klebereiweiß? „Es ist der Grund für die elastische Teigkonsistenz und Saftigkeit von fertig gebackenem Brot“, so Müller weiter.
Wie äußert sich eine Glutenintoleranz?
Bei Zöliakiebetroffenen führt Gluten zu einer Entzündung der Darmschleimhaut. Das hat zur Folge hat, dass die Zotten des Dünndarms – die dafür da sind, die Darmoberfläche zwecks Nährstoffaufnahme zu vergrößern – sich zurückbilden. Infolgedessen werden auch nicht mehr genügend Nährstoffe resorbiert. Die dabei entstehenden Nährstoffdefizite können zu unterschiedlichen Symptomen führen.
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Was sind typische Zöliakie-Symptome?
Zu typischen Symptomen zählen einerseits Bauchschmerzen, unregelmäßiger Stuhlgang oder Wachstumsverzögerungen bei Jugendlichen. Andererseits bleibt die Unverträglichkeit in den meisten Fällen (fast) symptomlos und zeigt sich nur indirekt durch die Folgen der Mangelernährung: Eine verringerte Kalziumaufnahme begünstigt etwa Osteoporose, während Eisenmangel zu Blutarmut führen kann. Und sogar Krebserkrankungen werden in Verbindung mit Glutenintoleranz gebracht.
Wie entsteht eine Glutenintoleranz?
Vor allem die Gene spielen bei Zöliakie eine wichtige Rolle. Gleichzeitig scheinen laut DZG außerdem das Immunsystem, Infektionen, die Ernährung und Umweltfaktoren die Entwicklung der Krankheit zu beeinflussen. Fest steht nur, dass die komplexen Zusammenhänge noch nicht vollständig geklärt worden sind.
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Wie verbreitet ist Zöliakie und in welchem Alter kann sie ausbrechen?
Bis vor wenigen Jahren dominierte in der Wissenschaft die Meinung, dass rund einer von 1000 bis 2000 Menschen in Deutschland von Zöliakie betroffen sei. Jüngere Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass einer von 100 (!) Menschen an Zöliakie leidet. Laut DZG tritt nur bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen das volle Symptombild auf. 80 bis 90 Prozent haben untypische oder gar keine Symptome und wissen in vielen Fällen nichts von ihrer Erkrankung.
An sich kann Zöliakie in jedem Lebensalter ausbrechen. Allerdings kann man zwei Häufigkeitsgipfel feststellen: zwischen dem 1. und dem 8. Lebensjahr und zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.
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Braucht der gesunde Mensch Gluten?
„Nein, es ist eher zufällig in verschiedenen Lebensmitteln“, erklärt Müller, mitunter auch in gesunden Sachen wie Vollkornbrot oder Müsli. Wer glaubt, er könne seinem Körper durch das Weglassen etwas Gutes tun, macht sich die Mühe umsonst: „Es bringt keinerlei Vorteil, grundlos auf Gluten zu verzichten. Weder für den Darm noch sonst irgendwas.“
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Welche glutenfreien Energielieferanten gibt es für Betroffene?
Gute Energielieferanten für Betroffene sind Kartoffeln, Reis oder Bananen. Auch Trockenfrüchte und Nüsse sind von Natur aus glutenfrei, erläutert die DZG.
Neben Kohlenhydraten ist auch Eiweiß für Menschen, und erst recht für Sportler, von großer Bedeutung. Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte enthalten viel Eiweiß und ebenfalls kein Gluten.