14. März 2022, 19:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Glücksspiele können süchtig machen – das dürften die meisten wissen. Aber nicht jeder ist gleichermaßen von einer solchen Sucht bedroht. Eine neue Studie zeigt, wer besonders häufig betroffen ist.
Männer sind laut einer Studie besonders gefährdet für eine Glücksspiel-Sucht. Der Anteil der Männer mit einer „glücksspielassoziierten Störung“ liegt bei 3,5 Prozent, der der Frauen bei 1,1 Prozent, wie der vorgelegte Glücksspiel-Survey 2021 ergab.
21- bis 25-Jährige besonders Glücksspiel-Sucht gefährdet
Die Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen wurde vom Deutschen Lotto- und Totoblock gefördert. Am höchsten sei der Anteil der Frauen und Männer mit einer Störung unter den 21- bis 25-Jährigen – er betrage 4,3 Prozent. Bei den 26- bis 35-Jährigen seien es 4,2 Prozent, bei den 56- bis 70-Jährigen dagegen nur 0,9 Prozent.
Zu den Anzeichen einer solchen Störung – oder Sucht – zählen demnach beispielsweise das Verheimlichen von Glücksspielen und Entzugserscheinungen. Zudem das mehr Spielen, um Verluste auszugleichen, oder das Weiterspielen trotz negativer Folgen – bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes.
Laut Studie lag der Anteil derjenigen mit einer leichten Störung bei 1,1 Prozent, mit einer mittleren Störung bei 0,7 Prozent und die schwere Störung kam auf 0,5 Prozent. Insgesamt ergab sich ein Anteil von 2,3 Prozent der Menschen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren mit einer Störung. Dieser Anteil sei deutlich höher als in früheren Studien, sagte ISD-Experte Sven Buth.
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Vergleichbarkeit der Daten mit früheren Studien schwierig
Allerdings ist die Studie den Angaben zufolge nur begrenzt mit früheren Untersuchungen vergleichbar. Ein Grund sei etwa eine neue Methode mit telefonischer und Online-Befragung, während die Befragung zuvor nur telefonisch ablief. Außerdem spielten der seit Juli 2021 geltende neue Glücksspielstaatsvertrag und die Corona-Pandemie mit der zwischenzeitlichen Schließung von Spielstätten eine Rolle. Von August bis Oktober 2021 wurden insgesamt 12.303 Menschen befragt.
Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag wurden auch virtuelle Automatenspiele, Online-Poker und Online-Casinospiele zugelassen. Zwar blieb der neuen Studie zufolge das klassische Zahlenlotto „6 aus 49“ am beliebtesten. Durchschnittlich jede und jeder Fünfte hat mindestens einmal daran teilgenommen. Aber 6,8 Prozent der Befragten spielten innerhalb eines Jahres, nämlich vom dritten Quartal 2020 bis zum dritten Quartal 2021, riskante Glücksspiele wie Automatenspiele, Casinospiele und Sportwetten. Getrennt nach Geschlecht lag der Anteil der Männer bei 10,4 Prozent, der der Frauen bei 3,2 Prozent.
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430.000 Menschen in Deutschland mit „problematischem Verhalten“
Den Zahlen zufolge haben im betrachteten Zeitraum insgesamt 29,7 Prozent der Befragten an einem Glücksspiel teilgenommen. Das seien fünf bis sechs Prozent weniger als früher, sagte Buth. Unter den Männern (34,7 Prozent) war erneut der Anteil derer, die an einem Glücksspiel teilgenommen haben, größer als bei den Frauen (24,5 Prozent).
Eine Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten haben nach früheren Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rund 430.000 Menschen in Deutschland. Die Bundeszentrale warnte vor einem erhöhten Suchtrisiko beim Glücksspiel im Internet. Studiendaten zufolge zeige jede fünfte spielende Person beim Zocken im Netz ein problematisches Spielverhalten. Nach Angaben von Axel Holthaus, Geschäftsführer der derzeit im Lotto- und Totoblock federführenden Gesellschaft Lotto Niedersachsen, liegen die bundesweiten Erträge im Glücksspiel bei 12 bis 14 Milliarden Euro.
ISD-Projektleiter Jens Kalke erklärte, auf der Grundlage der Untersuchung „können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden“.
Mit Material von dpa