24. Oktober 2024, 17:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bestimmte Faktoren, bezogen auf den Lebensstil, die Ernährung und Bewegung, können Einfluss auf die Schnelligkeit des Alterns nehmen. Deshalb kann es zu großen Unterschieden bei Gleichaltrigen kommen, die aufgrund von verschiedenen Umwelteinflüssen anders gealtert sind. Eine Studie zeigt nun, wie man ganz einfach selbst herausfinden kann, wie schnell man altert.
Das biologische Alter ist eine geeignete Größe, um nachzuvollziehen, wie alt der Körper unabhängig vom chronologischen Alter tatsächlich ist. Denn Faktoren, wie der Lebensstil, die Genetik, Krankheiten und Stress können den biologischen Alterungsprozess deutlich beschleunigen. Bei Frauen spielt z. B. auch die Anzahl der Geburten eine Rolle. Eine neue Studie stellte nun fest, dass man mit einem Gleichgewichtstest ermitteln kann, ob man schnell altert.
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Inhaltsverzeichnis
Probanden ab 50 Jahren
Für die Studie rekrutierte man gleichermaßen Männer wie Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren sowie Personen über 65 Jahren.1 Dabei galten folgende Ausschlusskriterien:
- BMI über 35
- Schwierigkeiten bei der Ausführung alltäglicher Aktivitäten
- Wirbelsäulenerkrankungen
- Neuromuskuläre Störungen
- Personen, die Gehhilfen verwenden
Insgesamt ergab sich eine Kohortengröße von 40 Personen, die Angaben zu ihren demografischen Daten, ihrem BMI und ihrer körperlichen Aktivität machten. In einem Bewegungsanalyselabor befestigten ausgebildete Physiotherapeuten 36 Marker an den Füßen, Unterschenkeln, Oberschenkeln sowie dem Becken, Rumpf und Kopf der Probanden. Die Daten der Markerbahnen wurden mit einem Echtzeit-Bewegungsanalysesystem mit 14 Kameras erfasst.
Kraftmessung
Um die Griffkraft messen zu können, verwendeten die Wissenschaftler ein dafür speziell angefertigtes Gerät. Die Probanden mussten sich dafür auf einen Stuhl mit Rückenlehne setzen, die Ellenbogen in einem 90-Grad-Winkel halten und die Füße flach auf dem Boden positionieren. Mittels eines Griffs ermittelte man dann die Griffkraft.
Einen ähnlichen Test führte man mit den Knien durch. Die Testpersonen setzten sich dafür ebenfalls auf den Stuhl, wobei sich die Hüfte und die Knie im 90-Grad-Winkel befanden. Die Probanden wurden angewiesen, ihr Knie so schnell wie möglich zu strecken.
Beide Tests führte man auf der dominanten Seite insgesamt dreimal aus. Zwischen den Versuchen lagen mindestens 30 Sekunden Pause. Für die Analyse nutzte man lediglich den individuell erzielten Maximalwert.
Standbalance
Bei diesem Gleichgewichtstest ermittelte man die statische Balance auf einer Kraftmessplatte, um zu sehen, inwiefern diese mit dem Alter zusammenhängen könnte. Dafür mussten die Probanden 30 Sekunden lang einmal mit offenen Augen und einmal mit geschlossenen Augen auf der Standfläche stehen. Dasselbe Vorgehen führte man im einbeinigen Stand auf dem dominanten Bein aus. Wichtig war, dass die Teilnehmer während des Tests ihren Blick gerade und die Arme an den Seiten hielten. Auch hierfür nutzte man den Maximalwert.
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Gangparameter
Für die Ermittlung der Gangparameter wurden die Teilnehmer gebeten, einen acht Meter langen, ebenen Gehweg in ihrem eigenen Tempo hin- und herzugehen. Anhand der Markerbahnen konnten die Wissenschaftler währenddessen die Gangparameter messen.
Dynamisches Gleichgewicht
Bei der sogenannten dynamische Stabilitätsmarge berechneten die Forscher anhand des Gehversuchs die Schrittlänge, die Stützbasis und den Schwerpunkt des Körpers.
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Gleichgewichtsfähigkeit nahm mit steigendem Alter ab
Mittels gängiger Analysen stellten die Wissenschaftler die Messungen, das Alter und das Geschlecht in Relation – besonders signifikante Ergebnisse lieferte der Gleichgewichtstest. Denn die Balancezeit auf einem Bein ging mit steigender Alterung rapide zurück, unabhängig vom Geschlecht. Beim zweibeinigen Gleichgewichtstest beobachtete man, dass mit zunehmenden Alter der Körper mehr ins Schwanken kam, vor allem bei geschlossenen Augen.
Wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie beim Balancetest, gab die Kraftmessung ebenfalls Aufschluss über den Alterungsprozess. Mit zunehmender Alterung nahm besonders die Griffkraft ab, die Kniestärke dagegen in weniger großen Schritten. So ging die Griffstärke unabhängig vom Geschlecht pro Jahrzehnt um etwa 3,7 Prozent und die Kniestärke um 1,4 Prozent zurück.
Die Gehparameter blieben in allen Altersstufen stabil.
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Einordnung der Studie
„Während sich die Gangparameter nicht mit dem Alter veränderten, fanden wir mehrere Gleichgewichts- und Kraftmessgrößen, die einen signifikanten altersbedingten Rückgang zeigten. Unter diesen Faktoren war die einbeinige Gleichgewichtszeit auf der nicht dominanten Seite am stärksten vom Alter betroffen“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der einfache Gleichgewichtstest ein wertvolles Instrument zur Überwachung altersbedingter Leistungseinbußen sein könnte, der auch von zu Hause durchgeführt werden kann. Daran könnten sich auch Gesundheitsdienstleister orientieren, um bspw. Vorsorgeprogramme zu entwickeln.
Dennoch weist die Studie auch Einschränkungen auf, denn: Die Teilnehmerzahl mit 40 fiel sehr gering aus und der Erhebungszeitraum erfolgte nicht über eine lange Zeitspanne, sondern nur durch einen einzelnen Laborbesuch. Des Weiteren rekrutierte man die Teilnehmer nur aus Minnesota, weshalb die Ergebnisse möglicherweise nicht auf andere Regionen und Bevölkerungsgruppen zutreffen.