31. August 2020, 14:50 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Starkes Übergewicht geht mit einem erhöhten Risiko auf verschiedene, mitunter tödliche Erkrankungen einher. Schlechte Vorzeichen für die Lebenserwartung. Doch diese Prognose soll sich durch Abnehmen deutlich verbessern lassen. So jedenfalls sind die Erkenntnisse einer aktuellen Studie zum Thema Gewicht und Sterblichkeit zu deuten.
Forscher der University School of Public Health in Boston (USA) wollten herausfinden, wie sehr das Gewicht die Lebenserwartung beeinflusst. Vor allem ging es darum, ob das Abnehmen nach starkem Übergewicht (Adipositas) im frühen Erwachsenenalter mit einer Verringerung des Sterblichkeitsrisikos im späteren Leben verbunden ist.
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Zu diesem Zweck haben die Wissenschaftler Daten von rund 24.200 Probanden analysiert. Diese stammten aus der Datenbank National Health and Nutrition Examination Survey. Darin sind ausführliche Gesundheitsdaten der US-amerikanischen Bevölkerung gespeichert.
Ablauf der Untersuchung
Um zu verstehen, wie sehr – und in welcher Lebensphase besonders – das Gewicht die Lebenserwartung bedingt, beleuchteten die Forscher unterschiedliche Altersklassen. Die Jahre ab ca. dem 40. Lebensjahr definierten sie als „Midlife“ (= Lebensmitte). Um das 25. Lebensjahr herum waren sie im „early adulthood“ (= jungen Erwachsenenalter).
Ein wesentliches Untersuchungskriterium waren etwaige Veränderungen des Body-Mass-Index (BMI)* innerhalb der vorangegangenen zehn Jahre. Welche der Probanden hatten im genannten Zeitraum an Gewicht verloren oder zugenommen, und ggf. wie viel? Im nächsten Schritt glichen sie entsprechende Daten mit dem Sterberisiko der Probanden ab.
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(* Der BMI errechnet sich aus Gewicht und Körpergröße. Der Wert soll aussagen, ob man unter-, normal- oder übergewichtig ist, auch soll er das Risiko auf verschiedene Krankheiten einschätzen lassen.)
Zusammenhang zwischen Gewicht und Lebenserwartung
Probanden, die zwischen dem jungen Erwachsenenalter und ihrer Lebensmitte abgenommen hatten, konnten ihr Sterberisiko um 54 Prozent – und somit deutlich – reduzieren. Dabei habe es gereicht, lediglich so viel abzunehmen, dass sie laut BMI nicht mehr als adipös, sondern „nur noch“ als übergewichtig eingestuft werden konnten.
Bei den Probanden, die ihren BMI nicht verändert – also ihr Gewicht gehalten – hatten, war die Lebenserwartung entsprechend niedriger. Es hatte im beleuchteten Zeitraum 5800 Todesfälle gegeben. Die Wissenschaftler schätzen, dass ein beträchtlicher Anteil der dokumentierten Todesfälle sich durch Abnehmen hätte verhindern lassen können.
„Wichtig: Die Studie befasste sich mit stark übergewichtigen Probanden. Die Empfehlung, den BMI zu verringern, richtet sich nicht an Personen mit Normalgewicht. Ein zu niedriger BMI ist ähnlich ungesund wie ein zu hoher. Untergewicht kann verschiedene Erkrankungen nach sich ziehen. “–
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Die Studie ist aktuell in der Web-Datenbank Jama Network nachzulesen.
Die Ergebnisse sind auch bei „Medical News Today“ zusammengefasst. Demnach zeigen sie „eine bedeutende Möglichkeit auf, um die Gesundheitssituation der Bevölkerung zu verbessern“, so Studienleiter Prof. Andrew Stokes. Insbesondere in jungen Jahren sei es wichtig, starkes Übergewicht zu verhindern bzw. abzubauen, um die Gefahr auf Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck und Diabetes) zu verringern.