3. September 2024, 11:07 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Es schmerzt, stört und sieht nicht schön aus: das Gerstenkorn (Hordeolum) am Auge. Betroffene wollen den schmerzenden Knoten am Augenlid am liebsten so schnell wie möglich loswerden. Warum entsteht es und welche Mittel können eine Heilung unterstützen?
Bei einem Gerstenkorn handelt es sich um eine schmerzende Infektion am Augenlid, die im Lidinneren (Hordeolum internum) und an den Lidrändern (Hordeolum externum) im Bereich der Wimpern auftreten kann. Die Wucherung schwillt an, schränkt unter Umständen das Sichtfeld ein und schmerzt. Manche Menschen sind anfälliger für Gerstenkörner als andere und sind alle paar Monate von ihnen geplagt. Wie kann man das Gerstenkorn wieder loswerden? Dafür braucht man in erster Linie Geduld. Man kann aber auch unterstützende und präventive Maßnahmen ergreifen. Welche das sind, erfahren Sie hier.
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Übersicht
Was sind die typischen Symptome bei einem Gerstenkorn?
Beschwerden bei einem Gerstenkorn variieren zwar von Person zu Person, charakteristisch bei einem äußeren Gerstenkorn ist aber die rote Beule am Augenlidrand. Das innere Gerstenkorn ist im Inneren des oberen oder unteren Augenlids lokalisiert und – nicht immer, aber meistens – von außen als kleine Beule auf dem Lid sichtbar. Typische Symptome bei einem Gerstenkorn sind:1
- charakteristische Beule im Inneren des Augenlids oder am Rand
- geschwollenes Augenlid
- Fremdkörpergefühl im Auge
- verkrustete Lidränder
- Schmerzen und/oder Empfindlichkeit des Auges
- Jucken am Auge
- Rötungen am Augenlidrand oder des ganzen Lids
- Lichtempfindlichkeit
- tränende Augen, austretende Augenflüssigkeit
- eingeschränkte und/oder verschwommene Sicht
Auch wenn die Symptome typisch für ein Gerstenkorn sind, können sie auch auf eine andere Augeninfektion hinweisen. Dementsprechend wichtig ist es, sich bei anhaltenden Beschwerden medizinischen Rat einzuholen.
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Wie entsteht ein Gerstenkorn?
Äußeres Gerstenkorn
Die Augenlider haben zahlreiche Öldrüsen, die den Feuchtigkeitsgehalt des Auges regulieren und mithilfe von Tränenproduktion Fremdkörper aus dem Auge entfernen. Wenn diese Öldrüsen aufgrund von altem Öl, Bakterien, Make-up oder abgestorbenen Hautzellen verstopfen, können sich Keime in der Drüse sammeln und eine Infektion verursachen. Meist kommt die Infektion durch Hautkeime wie Staphylococcus zustande. Das sind Bakterien, die durch Schmierinfektion und Reibung auf das Lid oder in die Augen gelangen. Entzünden dich die sogenannten Moll-Drüsen am Rand des Augenlids, entsteht die schmerzende Wucherung eines äußeren Gerstenkorns.
Inneres Gerstenkorn
Auch das innere Gerstenkorn wird in den meisten Fällen durch eine bakterielle Infektion verursacht. Dabei entzünden sich allerdings die tiefer liegenden Meibom-Drüsen, wodurch es zu einer inneren Beule am oberen oder unteren Augenlid kommt. Die bakterielle Infektion kann sich durch schmutzige Hände, mangelnde Hygiene beim Schminken oder Kontaktlinsen-Einsetzen, aber auch durch Infektionen der Nase oder Nebenhöhlen auf das Auge übertragen.
Gerstenkorn durch Kontaktlinsen
„Aufgrund meiner Kurzsichtigkeit trug ich viele Jahre lang Kontaktlinsen – und hatte dadurch am Ende fast schon chronisch mit Augenentzündungen zu kämpfen. Alle paar Monate war eine Bindehautentzündung fällig und dazwischen entwickelte sich gerne auch mal ein Gerstenkorn. Andere davon Geplagte werden es kennen: das Druckgefühl, der Schmerz bei jedem Lidschlag und später während des Heilungsprozesses nerviges Jucken. Obwohl ich versuchte, meine Augen möglichst zu pflegen und mir die Hände immer gründlich zu waschen, bevor ich meine Kontaktlinsen einsetzte oder wieder entfernte – es ließ sich einfach nicht vermeiden, dass irgendwie doch Schmutz und Bakterien in meine Augen gelangten. Das Tragen der Kontaktlinsen war dabei offenbar ein bedeutender Faktor. Denn nachdem ich mir meine Augen lasern gelassen habe und jetzt keine Kontaktlinsen mehr trage, entzünden sich meine Augen so gut wie gar nicht mehr. Sowohl von Bindehautentzündungen als auch von Gerstenkörnern bleibe ich heute großenteils verschont.“
Wer ist besonders anfällig für ein Gerstenkorn?
Manche Menschen hatten noch nie ein Gerstenkorn, während andere alle paar Monate mit dem ungebetenen Gast kämpfen müssen. Mögliche Risikofaktoren für ein Gerstenkorn können sein:2
- ein schwaches Immunsystem, z. B. aufgrund von Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus
- Stress
- Schlafmangel
- Hormonschwankungen
- Hauterkrankungen, wie Rosacea
- mangelnde Hygiene
- falsche Pflege der Augen
Vor allem Kinder haben mit den nervigen Beulen zu kämpfen, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist und sich häufig mit dreckigen Händen im Gesicht anfassen.
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Wie wird man das Gerstenkorn wieder los?
Die Frage aller Fragen bei einem Gerstenkorn: Wie verschwindet es schnell wieder? Leider ist hier vor allem Geduld gefragt. Man kann zwar unterstützende Maßnahmen ergreifen, und im Falle eines sehr heftigen Gerstenkorns braucht es gegebenenfalls auch verschreibungspflichtige oder in der Apotheke erhältliche Medikamente. Aber in den meisten Fällen verschwindet das Korn nach einer Woche einfach von selbst. Da ein Gerstenkorn mit einer bakteriellen Infektion aber auch ansteckend sein kann, sollte man in dieser Zeit besonders auf Hygiene achten. Das heißt, möglicherweise kontaminierte Wimperntusche wegschmeißen, Handtücher häufig sowie gegebenenfalls Kopfkissenbezüge wechseln und sich nicht ans Auge fassen und wenn, sofort danach die Hände waschen.3
Tipps, wie man ein Gerstenkorn potenziell schneller loswird
Da die Beule am Augenlid verdächtig nach einem Pickel aussieht, kommen manche Betroffene auf die Idee an der Wucherung herumzudrücken. Das sollte man auf gar keinen Fall tun! Falls man es doch macht, kann es dazu führen, dass sich die Erreger im gesunden Auge verteilen und sich die Infektion weiter ausbreitet.4
Augenlid richtig und hygienisch reinigen
Sinnvoll ist es, den Lidrand mit dem Gerstenkorn kurz und vorsichtig zu reinigen. Dadurch kann die gesammelte Flüssigkeit und andere Sekrete in der Beule besser abfließen. Wichtig ist, dass man dafür die richtigen Mittel benutzt. Geeignete Reinigungstücher oder -flüssigkeiten kann man in der Apotheke kaufen.
Rotlichtlampe zur Beschleunigung des Heilungsprozesses
Tiefe Wärme durch eine Rotlichtbestrahlung – dreimal täglich für je zehn Minuten – kann ebenfalls dafür sorgen, dass sich ein Gerstenkorn schneller öffnet. Feuchte Kompressen sind aber keine gute Idee, warnen die Experten: Sie weichen die Haut auf, eventuell breitet sich die Entzündung dann weiter aus.
Wärmende Augenmaske aus der Apotheke
Mithilfe von speziellen Augenmasken aus der Apotheke, die man bis zu zehn Minuten auf den geschlossenen Augen liegen lässt, kann sich durch die Wärme ebenfalls ein Gerstenkorn öffnen und schneller abheilen. Dabei ist allerdings zu beachten, nicht zu viel Hitze auf die Augen auszuüben, da das unter Umständen zu Verletzungen wie leichte Verbrennung führen kann.
Bei starken und andauernden Beschwerden: Ab zum Arzt!
Ein weiteres Hilfsmittel aus der Apotheke sind keimtötende Salben oder Gels, die sich auf das Korn auftragen lassen. Antibiotika dürfen aber nur nach ärztlicher Beratung zum Einsatz kommen. Einen Arzt sollten Betroffene auch aufsuchen, wenn sich das Gerstenkorn nach zwei Wochen nicht von selbst geöffnet hat. Eventuell ist dann ein kleiner chirurgischer Eingriff nötig.5
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Hygiene ist die effektivste Prävention
Um gar nicht mehr die unangenehme Erfahrung eines Gerstenkorns machen zu müssen, gibt es präventive Maßnahmen, die man ergreifen kann. Vor allem die Reinigung der Augen, ein hygienisches Schminken und Abschminken, das saubere Ein- und Aussetzen von Kontaktlinsen, regelmäßiges Händewaschen und Handtuchwechseln sind dabei unabdingbar. Zusätzlich ist es bei Menschen, die besonders häufig mit dem schmerzenden Knoten zu kämpfen haben, ratsam, das Immunsystem zu stärken. Das heißt, Stress, Schlafmangel und übermäßiger Alkoholkonsum sowie Rauchen vermeiden und möglichst gesund essen.6