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Ikterus

Gelbsucht – Ursachen, Symptome und Behandlung

Gelbsucht äußert sich in einer gelblichen Färbung der Augen.
Gelbsucht kann auf eine ernsthafte Leber- und Gallenerkrankung hinweisen. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

4. Oktober 2024, 16:05 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Gelbsucht beschreibt ein Phänomen, bei dem sich die Haut des Menschen und das Weiße der Augen gelblich verfärben. Der Grund dafür: ein gelblich-brauner Farbstoff, der durch den Abbau von roten Blutkörperchen entsteht. Gelbsucht ist keine eigene Krankheit, sondern stellt ein Symptom dar, das oft auf gefährliche Erkrankungen der Leber und Galle hinweisen kann. FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt die Ursachen, Symptome und den Verlauf von Gelbsucht.

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Bei dem Farbstoff handelt es sich um Bilirubin, das, wenn es ansteigt, zu einer gelblichen Verfärbung der Haut und der Bindehaut der Augen führt. Zudem kann sich der Urin dunkelbraun verfärben und es kann zu einem unangenehmen Juckreiz am Körper kommen. Doch was kann eigentlich alles hinter Gelbsucht stecken?

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Was ist Gelbsucht?

Gelbsucht (auch Ikterus genannt) beschreibt eine gelbliche Verfärbung der Haut und des Augeneiweißes, die aufgrund eines erhöhten Bilirubin-Werts im Blut (über zwei Milligramm pro Deziliter) entsteht. Bilirubin selbst entsteht als eine Folge des Abbaus des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, welcher für den Sauerstofftransport innerhalb des Bluts zuständig ist.

In der Regel haben rote Blutkörperchen (Erythrozyten) eine Lebensdauer von ungefähr 120 Tagen, bevor ein Abbau in der Milz stattfindet. Die starke Pigmentierung dieses Abfallprodukts führt dazu, dass sich Schleimhäute, Augen, Haut und Körperflüssigkeiten der Betroffenen gelblich färben können. Bilirubin wird für gewöhnlich an Eiweiße gebunden und über den Blutkreislauf zur Leber transportiert. In dieser wird er dann verarbeitet und mit der Galle ausgeschieden.1

Normalerweise produziert die Leber Gallenflüssigkeit, damit Nahrungsmittel (besonders Fett) besser verdaut werden können. Cholesterin, Bilirubin und Gallensäuren zählen dabei zu den Hauptbestandteilen der Galle. In der Gallenblase kommt es zur Speicherung der Galle, die zu ungefähr 99 Prozent in den Darm abgegeben wird, wo sie unterstützend bezüglich der Verdauung wirkt. Ein kleiner Teil wird über den Urin und die Nieren ausgeschieden.2

Wird dieser Prozess jedoch gestört – beispielsweise durch eine Lebererkrankung, einen Gallenstau oder einen übermäßigen Zerfall von Erythrozyten – kann eine Anhäufung von Bilirubin im Blut die Folge sein, die zur Gelbsucht führt. Problematisch dabei ist, dass diese Störungen in vielfältigen Formen auftreten und durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden können.

Gelbsucht bei Neugeborenen

Gelbsucht kann sich gerade in den ersten Lebenstagen häufig bei Neugeborenen entwickeln. Der Grund dafür: überzählige rote Blutkörperchen, die nach der Geburt erst einmal abgebaut werden müssen. Gleichzeitig muss sich die Leber an die Verarbeitung des dabei entstehenden Bilirubins gewöhnen. Allerdings gibt es in diesem Fall keinen Grund zur Beunruhigung: Die Neugeborenen-Gelbsucht ist üblicherweise harmlos und verschwindet häufig innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen selbst – ohne Behandlung. Zur Sicherheit sollten die Bilirubinwerte jedoch von einem zuständigen Arzt überwacht werden, um mögliche Komplikationen auszuschließen.

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Ursachen von Gelbsucht

Aufgrund dessen, dass die Leber eine wichtige Rolle im Bilirubinstoffwechsel einnimmt, teilt man Gelbsucht je nachdem welche Ursache vorliegt in unterschiedliche Formen ein. Dabei unterscheidet man folgende drei:

  • Prähepatischer Ikterus: Hier befindet sich das Problem vor der Leber. Die Vorsilbe „prä“ lässt sich mit „vor“ übersetzen, während „hepatisch“ von „hepar“ aus dem Griechischen mit „Leber“ übersetzt werden kann. Daher bedeutet prähepatisch auch „vor der Leber“.
  • Hepatischer Ikterus: Die Störung liegt innerhalb der Leber.
  • Posthepatischer Ikterus: Hier kommt es zu einer Blockade des Gallenabflusses nach der Leber.

Prähepatischer Ikterus

Wenn es der Leber nicht mehr möglich ist, Bilirubin effizient aufzunehmen, zu verarbeiten und auszuscheiden, kann es zu einer Ansammlung im Gewebe kommen. Diese ist dann auch für die typische Gelbfärbung von Augen und Haut der Betroffenen verantwortlich. Da sich die Ursachen für die Entstehung in diesem Fall außerhalb der Leber befinden, ist von prähepatischer Gelbsucht die Rede. Zu den Hauptursachen dieser Form gehören:

  • Medikamente: Einige Medikamente sind in der Lage, die Aufnahme von Bilirubin in die Leberzellen zu behindern, sogar wenn die Bilirubinproduktion eigentlich normal ist.
  • Hämolyse: Tritt auf, wenn ein übermäßiger Abbau roter Blutkörperchen stattfindet. Zum Beispiel können durch Antikörper oder mechanische Schädigungen große Mengen an Bilirubin freigesetzt werden.
  • Bluterguss: Beim Abbau von Hämatomen wird das enthaltene Hämoglobin in Bilirubin umgewandelt, was eine Gelbsucht verursachen kann.3

Hepatischer Ikterus

Diese Form liegt vor, wenn der Verarbeitungsprozess des Bilirubins innerhalb der Leber gestört wird, sodass sich Bilirubin im Blut und im Gewebe anlagern kann. Mögliche Ursachen für die Entstehung sind:

  • Bestimmte Infektionen: wie Virushepatitis (A, B, C, D, E) kann eine häufige Ursache für Leberentzündungen sein.
  • Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus): Diese Infektion führt häufig zu geschwollenen Lymphknoten, Fieber und kann auch eine Leberentzündung und Gelbsucht hervorrufen.
  • Gelbfiebervirus: Ist besonders in tropischen Regionen verbreitet und wird durch Stechmücken übertragen. In schweren Fällen kann Gelbsucht und Leberversagen verursacht werden, die tödlich enden.
  • Zytomegalievirus (CMV): Gerade bei Neugeborenen und immungeschwächten Personen kann dieser Virus zur Gelbsucht führen.

Posthepatische Gelbsucht

Bei dieser Form liegt die Ursache in einer Blockade des Bilirubinabflusses aus der Leber in den Darm – was zu einem Rückstau der Galle führt. Häufige Gründe für die Entstehung wären:

  • Tumore: Bestimmte Tumore, wie ein Pankreaskopfkarzinom können von außen auf die Gallenwege drücken und sie blockieren.
  • Gallensteine: Gallensteine können die Gallengänge verstopfen und zur Gelbsucht, Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen führen.
  • Angeborene Gallengangsatresie: Manchmal kann eine seltene Fehlbildung bei Neugeborenen für die Entstehung der posthepatischen Gelbsucht verantwortlich sein. So können die Gallengänge fehlen oder unterbrochen sein, was dazu führt, dass es zu einem Rückstau der Galle und schlussendlich zur Gelbsucht kommt.
  • Verengungen der Gallenwege: Können ebenfalls zur Gelbsucht führen, indem sie den Gallenfluss behindern.
  • Parasitäre Infektionen: Leidet man an bestimmten parasitären Infektionen, die zum Beispiel durch einen Leberegel verursacht werden, kann die Folge eine Blockade der Gallengänge und die Entstehung von Gelbsucht sein.
  • Akute und chronische Pankreatitis: Kann durch Vernarbungen oder Schwellungen den Gallengang verengen und einen Rückstau der Galle auslösen.

Genetik

Die Entstehung von Gelbsucht kann auch genetischen Ursachen geschuldet sein, die zu einem erhöhten Bilirubinspiegel führen. Ein Beispiel dafür wäre der sogenannte „Morbus Meulengracht“ (Gilbert-Syndrom). Hierbei handelt es sich in der Regel um eine harmlose Störung, die dafür sorgt, dass das Bilirubin nicht richtig verarbeitet wird. Dementsprechend können gelbe Augen oder gelblich-bronzefarbene Haut die Folge sein. Aber auch Stress, Fasten oder Alkohol können mögliche Auslöser sein.

Toxine

Auch Vergiftungen, die durch chemische Substanzen oder den Verzehr von giftigen Pilzen entstehen, können zu einer starken Schädigung der Leber führen und sogar Leberversagen verursachen. Manchmal können auch Medikamente oder eine Alkoholsucht vorübergehend Gelbsucht auslösen.

Schwangerschaft

Leidet man während der Schwangerschaft an Gelbsucht, kann es sich möglicherweise um ein sogenanntes HELLP-Syndrom handeln. Die Betroffenen haben dann mit erhöhten Leberwerten und niedrigen Thrombozyten zu kämpfen – die auf einer Zerstörung roter Blutkörperchen beruhen.

Autoimmunerkrankungen

Aber auch bestimmte autoimmune Erkrankungen, wie Autoimmunhepatitis oder primär biliäre Cholangitis (auch „PBC“ genannt), können dafür sorgen, dass das Immunsystem die Leber oder die Gallengänge eines Menschen angreift, was Gelbsucht zur Folge haben kann.

Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?

Menschen, die von Gelbsucht betroffen sind, bemerken zunächst häufig eine gelbliche Verfärbung der weißen Augenhaut. Zudem kann der Urin dunkler (fast bierbraun) wirken und auch der Stuhl kann eine ungewöhnliche helle bis weiße Färbung aufweisen. Zu den weiteren Symptomen gehören ein intensiver Juckreiz (Pruritus), der an unterschiedlichen Körperstellen auftreten und eine Belastung für die Betroffenen darstellen kann. Je nachdem welche Ursache für die Gelbsucht vorliegt, können auch Schmerzen im rechten Oberbauch oder Fieber die Folge sein. Zudem kann auch Appetitlosigkeit vorliegen.4

Problematisch ist, dass Gelbsucht von vielen Erkrankungen (insbesondere von schwerwiegenden Lebererkrankungen) verursacht werden kann und oft mit weiteren Symptomen einhergeht. Handelt es sich um eine Lebererkrankung, können bei den Betroffenen folgende Beschwerden auftreten:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Auftreten von spinnenartigen Blutgefäßen auf der Haut (auch „Spinnennävi“ genannt)
  • Bauchschmerzen
  • Hodenverkleinerung
  • Entwicklung von Schambehaarung und Brüsten (bei Männern)

Zusätzlich können durch Lebererkrankungen weitere schwere Komplikationen auftreten:

  • Aszites: Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle.
  • Hepatische Enzephalopathie: Die Gehirnfunktion wird durch eine Fehlfunktion der Leber beeinträchtigt, bei der sich giftige Substanzen im Blut anreichern und das Gehirn schädigen. Es kann zu Bewusstseinsstörungen wie Verwirrung und Benommenheit kommen.
  • Portale Hypertonie: Darunter versteht man Bluthochdruck in den Venen, die Blut zur Leber transportieren. Neben Blutungen in der Speiseröhre und können auch welche im Magen ausgelöst werden.
  • Koagulopathie: Beschreibt eine Neigung zu Blutungen oder Blutergüssen.

Zusätzlich gibt es eine Unterscheidung zu einem harmlosen Gelbstich der Haut, welcher dem Verzehr großer Mengen betacarotinhaltiger Nahrungsmittel (wie Karotten oder Kürbis) geschuldet ist. Allerdings sind die Augen von dem Zustand nicht betroffen.

Wie diagnostiziert man Gelbsucht?

Anamnese

Besteht der Verdacht auf Gelbsucht, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose erfolgt dann durch ein ausführliches Gespräch, in dem man nach den aktuellen Beschwerden, der Krankengeschichte und den Lebensgewohnheiten fragt. Besonders Informationen hinsichtlich einer Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft, eines Alkoholkonsums, Auslandsreisen oder Ernährung sind wichtig.5

Körperliche Untersuchung

Mithilfe einer körperlichen Untersuchung können mögliche Veränderungen an der Leber und Galle durch Abtasten festgestellt werden. Beispielsweise kann eine knotige oder feste Leber auf eine mögliche Leberzirrhose hindeuten, während eine tastbare Milz auf einen erhöhten Abbau von roten Blutkörperchen schließen lässt.

Bildgebende Verfahren

Auch durch bildgebende Verfahren, wie eine Ultraschalluntersuchung, kann man Veränderungen der Bauchorgane feststellen, die krankhaft wirken. Sollte der Verdacht auf Krebs bestehen, lassen sich weitere Untersuchungen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) durchführen.

Blutuntersuchung

Vermutet man eine Gelbsucht, ist die Blutuntersuchung ein zentraler Faktor zur Bestimmung der Diagnose. So lässt sich nämlich feststellen, ob ein erhöhter Bilirubin-Wert über zwei Milligramm pro Deziliter vorliegt. Zwar zeigt sich der erhöhte Wert meistens bereits in der Gelbfärbung der Augen – er kann aber durch die Blutuntersuchung präzise festgestellt werden.

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Wie kann man die Erkrankung behandeln?

Die Behandlung ist abhängig von der Ursache, die für die Entstehung von Gelbsucht verantwortlich ist. Nachdem man diese nämlich diagnostiziert und behandelt hat, kommt es zu einer Normalisierung des Bilirubinspiegels im Blut, wodurch die gelbliche Verfärbung der Augen und Haut verschwindet. Sind Gallensteine der Auslöser, können sie durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Handelt es sich um eine akute Leberentzündung, die durch Viren verursacht wird, können antivirale Medikamente Linderung verschaffen. Für Betroffene mit einer Lebererkrankung ist es zudem ratsam, auf Alkohol zu verzichten und die verschriebenen Medikamente einzunehmen.6

Während es keine direkte Impfung gegen Gelbsucht gibt, kann man mit einer Impfung der Infektion mit bestimmten Hepatitis-Viren (A und B) vorbeugen. Diese können zu einer Leberentzündung führen, was schlussendlich eine Gelbsucht verursachen kann.7

Themen Krankheiten Krankheiten A bis Z Leber Leberzirrhose

Quellen

  1. MSD Manual. Gelbsucht. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  2. Internisten im Netz. Gelbsucht: Was ist Gelbsucht? (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  3. NetDoktor. Gelbsucht. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  4. Apotheken Umschau. Gelbsucht (Ikterus): Nicht immer ist es die Leber. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  5. Deutsche Familienversicherung. Gelbsucht (Ikterus): Ursachen, Symptome, Behandlung. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  6. Doktor.De. Gelbsucht. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
  7. Leberzirrhose. Gelbsucht. (aufgerufen am 02.10.2024) ↩︎
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