12. Dezember 2019, 13:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Studien belegen, dass das Insektengift Chlorpyrifos schon in kleinsten Mengen Gehirnschäden bei Embryos im Mutterleib verursachen kann. In Deutschland ist es bereits verboten – doch kann es sich auf vielen importierten Zitrusfrüchten befinden. Nun will es die EU verbieten.
Winterzeit ist Hochsaison für Zitrusfrüchte. Orangen, Mandarinen, Zitronen – selbst im Weihnachtsgebäck landet für das leckere Aroma oftmals Abrieb der Schalen. Auf diesen kann sich auch Chlorpyrifos befinden: Ein Insektengift, das man nicht im Essen haben will.
In Deutschland ist Chlorpyrifos schon länger verboten, in anderen europäischen Ländern jedoch noch erlaubt. Darunter sind die sogenannten Zitrus-Staaten: Spanien, Portugal, Griechenland, Italien. Dort wird das Insektizid oftmals flächendeckend verspritzt. Mit der Folge, dass durch den Import der Früchte auch das Insektengift auf und in hiesigen Obstschalen landet.
Warum ist Chlorpyrifos umstritten?
Verschiedene Studien belegen, dass Chlorpyrifos schon in kleinsten Mengen Gehirnschäden bei Embryos im Mutterleib verursachen kann. Ein geringer Intelligenzquotient ist die Folge. Einige Babys wiesen Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) auf. Bei anderen Kindern war das Sprachverständnis gestört. Zudem vermuten die Wissenschaftler, dass sich das Insektizid auch auf das Erbgut des Menschen auswirkt. Auf diese Gefahr weist auch das Statement der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hin. Und aus diesem Grund ist die Behörde auch für ein Verbot des Insektizids.
Kommt das EU-weite Aus für Chlorpyrifos?
Nun will die EU-Kommission die Mitgliederstaaten abstimmen lassen, ob das umstrittene Insektengift Chlorpyrifos in der Europäischen Union verboten wird. Um ein wirksames Verbot zu erlassen, müssen mindestens 15 Mitgliederstaaten der EU dafür stimmen. Die Zitrus-Staaten könnten Querschießen, sind sie doch auf den Export ihrer Agrarprodukte angewiesen – denn zweifelsohne gilt Chlorpyrifos im Kampf gegen Parasiten, Schädlinge und Lästlinge als hochwirksames Insektengift. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, teilte der Hersteller des Insektizids, Corteva, auf Nachfrage mit, dass er nicht mit dem Verbot einverstanden sei. Chlorpyrifos sei in 80 Ländern zugelassen und gründlich untersucht.
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Krasser Zulassungfehler in der Vergangenheit
Der BR war es auch, der schwere Fehler der EFSA bzw. ihrer Vorgängerbehörde bei der früheren Zulassung von Chlorpyrifos veröffentlichte. Teil des Zulassungsantrages war eine unveröffentlichte Studie des Hersteller von Chlorpyrifos. Diese basierte auf Rohdaten, die sehr wohl auf Gesundheitsrisiken durch das Insektizid hinwiesen. Das fiel in der Studie dann jedoch unter den Tisch. Die Zulassungsbehörde hatte es versäumt, die brisanten Daten der Herstellerstudie zu checken.