29. Oktober 2024, 15:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Herd ist ein essenzielles Gerät in jeder Küche – doch laut einer neuen Studie ist es wichtig für die Gesundheit, die richtige Art zu wählen. So sollen besonders Gasherde schädlich sein und Ursache für fast 40.000 vorzeitige Todesfälle in der EU sein.
Ein Gasherd macht optisch schon einiges her, in den letzten Jahren hat er sich als Vintage-Trend in einigen Küchen durchgesetzt. In Deutschland gelten noch immer die Elektroherde als die beliebtere Variante. Hierzulande nutzen nur etwa 6 Prozent das gasbetriebene Gerät. Jedoch wird in anderen EU-Ländern wie Italien, Polen und Rumänien, noch immer vermehrt der Gasherd verwendet. Warum man diesen lieber gegen einen Elektroherd austauschen sollte, zeigt eine aktuelle Studie.
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Übersicht
Hintergrund der Studie
Da man sehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringt, ist das Thema Luftqualität von großer Bedeutung. Denn in den Gebäuden, deren Luftdichtheit immer mehr zunimmt, bekommt man viel weniger Frischluft ab. Luftverschmutzung jeglicher Art sollte man also vermeiden. Doch Haushalte, in denen mit einem Gasherd gekocht wird, setzen sich einer höheren Luftverschmutzung aus, da unter anderem Stickstoffdioxid (NO2) freigesetzt wird. Das Kochen mit Gas wird im Vergleich zum Kochen mit Strom mit verschiedenen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht, wie z. B. einem höheren Risiko für Lungenentzündungen und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Auch Asthma brachte man in der Vergangenheit mit der Nutzung eines Gasherds in Relation.
Trotz der gesundheitlichen Gefahren ist das Kochen auf dem Gasherd in Europa noch immer weitverbreitet: 33 Prozent der europäischen Haushalte nutzen diesen nach wie vor.1 Allerdings variiert der Gebrauch von Land zu Land, so kocht man bspw. in Norwegen nur mit Strom, in Italien dagegen überwiegend mit Gas (74 Prozent). Insgesamt betrachtet, beobachtet man aber einen Rückgang der Gasherd-Nutzung.
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Zusammenführung der Daten verschiedener Studien
Die vorliegende Studie baut auf einer Untersuchung des vergangenen Jahres auf. Innerhalb dieser wurde die Luftqualität in Wohnhäusern gemessen, um herauszufinden, in welchem Ausmaß das Kochen mit Gas die Luftverschmutzung in Innenräumen erhöht. Diese Daten setzte man in Relation mit staatlichen Daten zu den Stickstoffdioxid-Hintergrundkonzentrationen, die in einem Zusammenhang mit der Sterblichkeit und dem Risiko für Asthma stehen. Dabei konzentrierten sich die Forscher jedoch nur auf den Schadstoff Stickstoffdioxid, da dieser in der Epidemiologie bekannt ist. Anschließend wandten sie Krankheitsrisikoraten aus anderen Studien zur NO2-Belastung im Freien an. Somit konnte man die wahrscheinliche Anzahl vorzeitiger Todesfälle pro Jahr berechnen.
39.959 vorzeitige Todesfälle durch die Gasherd-Nutzung
Die Analysen ergaben, dass in der EU schätzungsweise 36.000 vorzeitige Todesfälle und 61.000 YLL – die Anzahl der verlorenen Lebensjahre – auf das Freisetzen von Stickstoffdioxid beim Kochen mit einem Gasherd zurückgeführt werden können. Durch die Hinzunahme der Daten aus dem Vereinigten Königreich stieg die Zahl der vorzeitigen Todesfälle sogar auf 39.959 an. „Die Länder, die am meisten von der Umstellung auf sauberere Energiequellen zum Kochen profitieren würden, um die mit den Emissionen beim Kochen mit Gas verbundenen Auswirkungen auf die Sterblichkeit zu verringern, wären Italien, Polen, Rumänien, Frankreich und das Vereinigte Königreich“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie.
In Bezug auf Asthma bei Kindern sollen etwa 550.000 Fälle in der EU und im Vereinigten Königreich durch das am Gasherd freigesetzte Stickstoffdioxid bedingt sein. Zusammengefasst mit Asthma bei Erwachsenen erhöht sich die Zahl auf 1.055.000 Fälle.
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Einordnung der Studie
Die Analyse zeigt durchaus einen Zusammenhang zwischen vorzeitigen Todesfällen bzw. Asthma und der Nutzung von Gasherden auf. „Schon 1978 erfuhren wir erstmals, dass die NO2– Belastung in Küchen mit Gasherden um ein Vielfaches höher ist als in Küchen mit Elektroherden. Aber erst jetzt können wir die Zahl der Menschenleben beziffern, die dadurch vorzeitig verloren gehen. Das Ausmaß des Problems ist weitaus schlimmer als wir dachten. Unsere Modellrechnungen legen nahe, dass der durchschnittliche Haushalt die Grenzwerte der WHO überschreitet. Die Luftverschmutzung im Freien bildet die Grundlage für diese Überschreitungen, aber es sind die Gasherde, die Haushalte in die Gefahrenzone bringen“, weist Dr. Juana Maria Delgado-Saborit, leitende Autorin und Forscherin an der Universität Jaume, auf die Bedeutung der Studienergebnisse hin.2
Da sich die Studie aber allein auf die Stickstoffdioxid-Konzentration konzentrierte, könnte die Luftverschmutzung durch einen Gasherd und die damit verbundenen vorzeitigen Todesfälle unterschätzt werden. Andere freigesetzte Produkte wie Methan berücksichtigte man in dieser Untersuchung nicht, aufgrund von fehlenden Informationen.