20. Februar 2023, 17:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Forscher haben einen neuen möglichen Auslöser für Alzheimer identifiziert: Fruktose. Die natürlich in Früchten vorkommende Süße ist in vermeintlich gesunden Smoothies in besonders hoch konzentrierter Form enthalten.
Fruktose – oder auch Fruchtzucker – ist natürlicherweise in Obst, einigen Gemüsesorten und Honig enthalten. Das erweckt den Eindruck, dass es sich bei Fruktose um eine gesündere Form des Zuckers handelt. Und tatsächlich habe Fruchtzucker in der Nahrung einen wichtigen evolutionären Nutzen, so Forscher der University of Colorado. Die Mengen an Fruktose, die heute verzehrt werden, richten allerdings eher Schaden an und begünstigen ihrer Ansicht nach die Entstehung von Alzheimer. Gerade Smoothies und Co. sind extreme Fruktose-Bomben und stehen bei vielen Menschen auf dem täglichen Speiseplan – in der Annahme, dass sie ihrer Gesundheit etwas Gutes tun.
Übersicht
Warum Fruktose der Menschheit das Überleben gesichert hat
Wenn zu prähistorischen Zeiten eine Hungersnot drohte, entwickelte das Gehirn der frühen Menschen eine Überlebensreaktion, die sie auf Nahrungssuche schickte. Denn dafür braucht es Konzentration, schnelle Einschätzung, Impulsivität, Erkundungsverhalten und Risikobereitschaft. Störend sind abschweifende Gedanken, sich Sorgen machen oder das Schwelgen in Erinnerungen.
Und hier kommt laut Forschern Fruktose in Spiel. Dieser Zucker hemmt nämlich die dafür zuständigen Areale im Gehirn und sorgt dafür, dass man sich uneingeschränkt der Nahrungssuche widmet. Tatsächlich setzte der Fruchtzucker bei den Jägern und Sammlern das komplette „Nahrungssuche-Programm“ in Gang. Ganz gleich, ob er durch den Verzehr von Früchten oder vom Körper selbst produziert wurde. Von der Natur clever eingerichtet, denn der Erfolg dieser Strategie spricht offenbar für sich.
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Wird die Urzeit-Strategie zum Verhängnis?
Fruktose „schaltet“ demnach bestimmte Gehirnregionen ab, um sich besser auf die Nahrungssuche konzentrieren zu können. In Zeiten, in denen ein Überangebot an Lebensmitteln herrscht, braucht es diesen Mechanismus nicht mehr. Allerdings habe der durch die zuckerreiche Ernährung dauerhaft umgelegte Schalter fatale Folgen für die Gehirngesundheit, so Prof. Richard Johnson. Seine Studie veröffentlichte der Forscher mit seinem Team im „American Journal of Clinical Nutrition“.1 „Die anhaltende Verstoffwechselung von Fruktose führt zu fortschreitender Hirnatrophie (Gehirnschwund) samt Neuronenverlust mit allen Merkmalen der Alzheimer-Krankheit“, merkt er dazu in einer Mitteilung der Universität an. Ein Teufelskreis, der dazu antreibt, noch mehr fettreiche, zuckerhaltige und salzige Lebensmittel zu essen, um noch mehr Fruktose aufnehmen oder zu produzieren.
Fruktose verursacht Alzheimer bei Ratten
Johnson und sein Team haben sich alle Studien angeschaut, die sich mit Fruktose und Überleben sowie Fruktose und Alzheimer beschäftigt habe und neue Schlüsse daraus gezogen. So zeigten Tiere, denen Fruktose verabreicht wurde, Gedächtnislücken und sie verloren ihre Fähigkeit, sich im Labyrinth zurechtzufinden. Eine andere Studie ergab, dass Laborratten nach einer Fruktose-Diät die für Alzheimer typischen Protein-Ablagerungen im Gehirn aufwiesen. „Auch im Gehirn von Menschen mit Alzheimer findet man hohe Fruktosewerte“, so Johnson.
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Alzheimer wird durch falsche Ernährung begünstigt
Johnson geht stark davon aus, dass eine ungesunde Ernährung die Entstehung von Alzheimer vorantreibt. Es bedarf zwar weiterer Forschung, dennoch könnte ein Schlüssel zur Alzheimer-Prävention darin liegen, den Fruktose-Stoffwechsel künstlich zu blockieren. So ließe sich auch schnell feststellen, ob sich diese Methode bei Prävention und Behandlung möglicherweise als hilfreich erweist.
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Quellen
- 1. Johnson, R.J., Tolan, D.R., Bredesn, D. et al. (2023). Could Alzheimer’s disease be a maladaptation of an evolutionary survival pathway mediated by intracerebral fructose and uric acid metabolism? American Journal of Clinical Nutrition.
- 2. University of Colorado (2023). Study Suggests Fructose Could Drive Alzheimer’s Disease. (augerufen am 20. Februar 2023)