9. April 2025, 12:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Embolie – also ein plötzlicher Gefäßverschluss durch das Eindringen von Fremdmaterial in die Blutbahn – kann in sehr seltenen Fällen auch im Zusammenhang mit Fruchtwasser als schwerwiegende Geburtskomplikation auftreten. Welche Risikofaktoren dies begünstigen können und wie eine lebensbedrohliche Fruchtwasserembolie behandelt werden muss, erklärt FITBOOK.
Dank der modernen Medizin verlaufen Geburten bei gut betreuten Schwangeren heute in der Regel sicher. Dennoch besteht das Risiko verschiedener, zum Teil lebensbedrohlicher Komplikationen, die durch verschiedene Faktoren begünstigt werden können. Zu den häufigsten Problemen gehören die Plazentalösung und die Uterusruptur.1 Bei der Plazentaablösung löst sich der Mutterkuchen vorzeitig von der Gebärmutterwand. Die Uterusruptur ist ein Riss in der Gebärmutterwand und das Risiko hierfür bei vorangegangenen Kaiserschnitten erhöht. Eine deutlich seltenere, aber nicht weniger gefährliche Komplikation ist die Fruchtwasserembolie. Welche Risikofaktoren sie nach aktuellem Stand der Forschung begünstigen sollen und was das erste Warnsignal ist, im Folgenden.
Übersicht
Was ist eine Fruchtwasserembolie?
Als Embolie bezeichnet man den plötzlichen Verschluss eines Blutgefäßes durch das Eindringen eines Fremdkörpers wie Luft, Fett oder Flüssigkeit. Meist wird dieser lebensbedrohliche Zustand durch eine Thrombose ausgelöst, also durch ein Blutgerinnsel, das sich in einer Vene bildet und über den Blutkreislauf in die Lunge gelangt. Daneben gibt es z. B. die Luftembolie, bei der Luft oder Gas in die Blutbahn gelangt, etwa bei medizinischen Eingriffen, und die Fettembolie durch eine Knochenverletzung.
Die seltenere Fruchtwasserembolie ist eine mögliche Komplikation während der Geburt oder im Wochenbett. Dabei gelangen Fruchtwasser bzw. Zellen und Fettreste daraus über kleine Blutgefäße der Gebärmutter in den Blutkreislauf der Mutter und so in ihre Lunge. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall – ohne sofortiges Eingreifen droht der Betroffenen und ihrem Kind der Tod.
Symptome und Behandlung
Eine Fruchtwasserembolie tritt meist während der Geburt im Zuge starker Wehen auf. Sie kann unmittelbar zum Herzstillstand führen.2 Als erstes Warnsignal nennen Ärzte Atemnot bei der werdenden Mutter mit oder ohne Zyanose, eine bläuliche Verfärbung der Haut. Weitere Symptome sind Kreislaufstillstand und Ohnmacht.
Bei einer Fruchtwasserembolie ist die sofortige Einleitung intensivmedizinischer Maßnahmen durch ein spezialisiertes Notfallteam von größter Bedeutung. Für ein schnelles und koordiniertes Vorgehen gibt es einen offiziellen Leitfaden.3 Bei Atemnot oder Atemstillstand muss die Sauerstoffzufuhr durch eine sogenannte endotracheale Intubation erfolgen, also durch das Einführen eines Schlauchs in die Luftröhre der Mutter.
Bei Herzstillstand sind Herzdruckmassage und Beatmung erforderlich (kardiopulmonale Reanimation). Der Kreislauf der Patientin muss unterstützt und die Flüssigkeitszufuhr sichergestellt werden. Außerdem wird empfohlen, die Gebärmutter manuell zu bewegen, um den venösen Rückfluss zu erleichtern. Bleibt der Zustand der Mutter kritisch, muss eine Operation eingeleitet werden.
Verbreitung und mögliche Folgen
Schätzungen zufolge tritt eine Fruchtwasserembolie bei 2 bis 6 von 100.000 Schwangerschaften auf. Die Prognose, die wesentlich von der Schnelligkeit der Gegenmaßnahmen abhängt, gilt dabei als schlecht – die Mehrzahl der Betroffenen stirbt an den Komplikationen. Überlebende Mütter und vor allem die Kinder tragen häufig bleibende Hirnschäden davon, deren Ausmaß von der Dauer und Schwere des Sauerstoffmangels abhängt.
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Risikofaktoren, die eine Fruchtwasserembolie begünstigen
Experten bringen verschiedene Risikofaktoren mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Fruchtwasserembolie in Verbindung. Wissenschaftliche Beweise für einen Zusammenhang fehlen jedoch bislang.
Länger ging man davon aus, dass werdende Mütter in höherem Alter stärker gefährdet sind, doch dies scheint nach aktuellem Forschungsstand doch nicht der Fall zu sein.4
- Es wird vermutet, dass vaginale chirurgische Eingriffe (u. a. Kaiserschnitte) das Risiko einer Fruchtwasserembolie erhöhen
- Auch vermutet man, dass weheneinleitende Maßnahmen das Risiko erhöhen können
- Probleme mit der Plazenta (siehe oben) oder frühere Geburtsverletzungen sollen die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen ebenfalls erhöhen
- Schwangerschaftsdiabetes gilt als Risikofaktor