27. Juli 2019, 8:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Diagnose „Frozen Shoulder“: Die Schmerzen im Oberarm kommen aus dem Nichts, sind aber so heftig, dass an Bewegung oder ruhiges Schlafen nicht mehr zu denken ist. Den Arm jetzt ganz stillzuhalten, ist aber genau falsch.
Der Arm schmerzt, alltägliche Bewegungen werden zur Qual. Jetzt gilt es, nicht zu lange zu warten, sondern die Symptome genau abklären zu lassen, raten Experten. Denn dahinter könnte eine Schultersteife stecken, die „Frozen Shoulder“.
Die Schultersteife läuft in drei Stadien ab: Entzündung, Einfrieren, Abtauen. Im frühen Entzündungsstadium bestehe häufig eine Verwechslungsgefahr mit anderen Erkrankungen, erklärt Achim Bitschnau, Orthopäde und Unfallchirurg aus Wiesbaden. Denn zunächst haben die Patienten keinerlei Bewegungseinschränkungen, dafür aber große Schmerzen.
Schmerzen rauben den Schlaf
Ursache ist eine Entzündung der Schulterkapsel. „Das Kapselgewebe schrumpft und verklebt“, sagt Wim Jansen, Mitinhaber des Physiotherapie-Zentrums Uetersen. Betroffene finden nachts kaum Schlaf, weil sie nicht auf der Seite liegen können.
Dann beginnt der Teufelskreis. Weil alles weh tut, bewegen die Patienten den Arm kaum noch. Die Schultersteife setzt ein. Vor allem eine Drehung nach außen ist dann sehr stark eingeschränkt, wie Jansen erläutert. „Trotzdem würden wir in dieser Phase nicht empfehlen, die Schulter massiv zu reizen, um beweglich zu bleiben“, sagt Prof. Markus Scheibel, Orthopäde und Unfallchirurg an der Berliner Charité.
Cortison ist Mittel der Wahl
Gängige Schmerzmittel helfen allerdings nur bedingt. „Es ist typisch bei der Schultersteife, dass die Klassiker wie Ibuprofen nicht gut funktionieren“, sagt Scheibel. Besser wirkt Cortison, ob als Spritze oder als Tabletten. „Meist nimmt man es in Tablettenform zwischen 20 und 35 Tage in absteigender Dosierung“, erklärt Bitschnau.
Der unangenehme Druck auf der Schulter und die Entzündung verschwinden relativ schnell. Meist ist die Bewegungsfreiheit objektiv noch nicht besser, die Patienten empfinden es jedoch so, weil die Schmerzen weg sind. „Das Cortison kürzt aber wahrscheinlich nicht den Verlauf der Erkrankung ab“, sagt Bitschnau. Das Einfrieren, also das zweite Stadium, lässt sich mit Medikamenten nicht aufhalten. „Wenn die Schmerzen weniger werden und die Steifheit mehr im Vordergrund steht, ist das der Moment, wo wir als Physiotherapeuten eingreifen können“, erklärt Jansen.
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Mit Physiotherapie gegen die Steifheit
Die Übungen sind darauf ausgelegt, die verschiedenen Kapselbereiche zu mobilisieren. „Man kann sich zum Beispiel eine Schlinge basteln, mit der man den Arm bewegt“, sagt Jansen. Später kommen aktive Übungen dazu. Zum Beispiel auf den Rücken legen, einen Kleiderbügel in die Hände nehmen und mit der einen Hand den Arm auf die Gegenseite drücken.
Eine Operation kann bei einer Frozen Shoulder helfen. Die ist allerdings erst möglich, wenn die Entzündung weg ist. „Ob wir operieren, hängt davon ab, wie leidensfähig der Patient ist“, sagt Scheibel. Und wie schnell man wieder beweglich werden will.
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Ursache ist ungeklärt
Bis heute ist nicht klar, woher das Phänomen „Frozen Shoulder“ kommt. Bei der primären Form gibt es keine Ursache. Für die sekundäre Form kann ein Unfall der Auslöser sein. Manche Patienten entwickeln durch eine lange Ruhigstellung nach einer Operation eine Schultersteife.
„Generell scheinen Stoffwechsel-Patienten wie Diabetiker häufiger zu erkranken“, sagt Bitschnau. Frauen im Alter von 40 bis 60 gehören ebenso zur Risikogruppe wie Menschen mit Schilddrüsenproblemen. „Hormonelle Veränderungen könnten hier die Ursache sein“, so Scheibel. Vorbeugend lässt sich also kaum etwas tun. Sportlich Aktive können genauso betroffen sein. Das Risiko, auf beiden Seiten eine Schultersteife zu entwickeln, ist hoch.