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University of Washington

Durchbruch im Kampf gegen Omikron? Forscher entdecken neutralisierende Antikörper

Durch die vielen Mutationen des Omikron können bisherige Antikörper diese Corona-Mutante nicht zuverlässig erkennen und neutralisieren
Durch die vielen Mutationen von Omikron können bisherige Antikörper diese Corona-Mutante nicht zuverlässig genug erkennen und neutralisieren Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

30. Dezember 2021, 11:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden. Insbesondere die Omikron-Variante des Coronavirus bereitet derzeit große Sorgen, weil sie sich extrem schnell verbreitet. Hoffnungsvolle Forschungsergebnisse liefern nun US-Forscher anhand eines Preprints.

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Omikron hat Deutschland im Griff. Es gibt zwar wissenschaftliche Hinweise darauf, dass nach einer Infektion mit der Omikron-Mutante des Coronavirus meist ein milder Krankheitsverlauf eintritt. Aber leider schützt eine Zweifach-Impfung gegen Corona nicht zuverlässig vor Omikron. Und so könnte es dennoch zu überfüllten Intensivstationen in Krankenhäusern, Schulschließungen und mehr kommen. Gerade zur richtigen Zeit kommt eine hoffnungsvolle Entdeckung amerikanischer Forscher. Sie haben Omikron analysiert und fanden Schwachstellen an der Virus-Oberfläche. Genau hier können Antikörper andocken und das Virus unschädlich machen. Und auch vor zukünftigen Corona-Mutationen könnten sie schützen.

Mit 37 Mutationen trickst Omikron die Antikörper aus

Forscher der medizinischen Fakultät von der amerikanischen University of Washington haben die Omikron-Mutante untersucht.1 Die Ergebnisse sollen demnächst im renommierten Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht werden. Das Vorab-Manuskript sei von Experten begutachtet und zur Veröffentlichung in „Nature“ angenommen worden und werde „in diesem Format als Reaktion auf die außergewöhnliche Krise der öffentlichen Gesundheit bereitgestellt“, heißt es auf der Seite. Vor der endgültigen Veröffentlichung müssten aber noch weitere Prüfungsschritte erfolgen, die evtl. Einfluss auf die Ergebnisse haben. Doch diese sind schon jetzt vielversprechend und könnten bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie helfen.

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Laut den Wissenschaftlern weist Omikron 37 Mutationen an der Virus-Hülle, den sogenannten Spike-Proteinen, auf. Diese Vielzahl an Mutationen macht es schwierig, dass das Virus von den bisherigen Covid-19-Antikörpern entdeckt wird. Genau das führt dann zu einer Infektion im Körper. Die Forscher glauben, dass es der Grund sein könnte, warum Omikron sich so schnell ausbreitet und die bisherige Zweifach-Impfung nicht effektiv genug schützt.

Omikron kann zwischen Tier und Mensch hin- und herspringen

Der Studienautor Professor David Veesler sagt, dass sich all diese Mutationen womöglich in einem einzigen Corona-Patienten mit einem geschwächten Immunsystem entwickelt haben könnten. Oder aber, dass ein früherer Covid-19-Stamm zu einer Tierart übergesprungen ist. Dort mutierte er dann und ging als Omikron wieder auf den Menschen über. So entdeckten die Wissenschaftler während ihrer Forschung, dass Omikron sich auch leicht an die Zellen von Mäusen bindet. Das bedeutet, dass es tatsächlich zwischen Tier und Mensch hin und herspringen kann.

Bei ihrer Forschung nutzten die Wissenschaftler übrigens eine ungefährliche Kopie der Omikron-Variante. Sie weist zwar weiterhin die Spike-Proteine an der Oberfläche auf, kann sich aber nicht vermehren. Wie schon andere Forscher zuvor konnten auch sie feststellen, dass Omikron sich rund 2,4-mal besser an menschliche Zellen bindet als der ursprüngliche Corona-Stamm. Das sei zwar kein großer Anstieg, sagt Prof. Veesler, „aber beim SARS-Ausbruch 2002 bis 2003 waren Mutationen im Spike-Protein, mit einer höheren Übertragbarkeit und Infektiosität verbunden“, fügt er hinzu.

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Booster-Impfung „sehr hilfreich“ gegen Omikron

Mittlerweile wenig überraschend stellten die Forscher fest, dass die bisherigen Corona-Impfstoffe gegen Omikron eine geringere Wirksamkeit aufweisen. Besonders schlecht wirke demnach eine Einzeldosis des „Johnson & Johnson“-Impfstoffs, die kaum vor Omikron schützt. Antikörper, die durch Impfstoffe von Moderna, BioNTech und AstraZeneca gebildet wurden, können zwar immer noch Omikron neutralisieren. Aber ihre Wirksamkeit sinkt um das 20- bis 40-Fache im Vergleich zu anderen Corona-Varianten, so die Studie.

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass bei Genesenen, die geimpft wurden, die Wirksamkeit der Antikörper nur um das Fünffache sinkt. Bei Personen, die dreifach geimpft wurden, also eine Booster-Impfung bekamen, sinkt der Schutz nur um das Vierfache. „Das zeigt, dass eine dritte Impfdosis gegen Omikron wirklich sehr hilfreich ist“, konstatiert Professor Veesler.

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Antikörper, die gegen alle Corona-Mutationen schützen könnten

Doch nun die gute Nachricht: Man entdeckte gleich vier Klassen von Antikörpern, die frühere Corona-Varianten stoppten und auch Omikron erfolgreich neutralisieren können. Diese Antikörper zielen auf vier spezifische Bereiche des Spike-Proteins ab, die bei allen Corona-Varianten gleich zu bleiben scheinen. Man vermutet, dass diese Bereiche trotz der vielen Mutationen wahrscheinlich unverändert bleiben werden, weil sie notwendig für die Funktionen des Virus sind.

„Dieser Befund zeigt uns, dass es einen Weg gibt, die kontinuierliche Evolution des Virus zu überwinden, indem man sich auf Antikörper konzentriert, die auf diese hochkonservierten Stellen des Spike-Proteins abzielen“, sagt Professor David Veesler. Mit diesem Wissen könnten neue Impfstoffe entwickelt werden, die speziell auf die unveränderlichen Stellen des Coronavirus abzielen. Damit ließe sich nicht nur Omikron abwehren, sondern selbst zukünftige Corona-Mutationen hätten keine Chance mehr, gegen diese Antikörper anzukommen.

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Trotz der wichtigen Erkenntnis bleibt ein Wermutstropfen: Es wird vermutlich ein paar Monate dauern, bis ein spezieller Omikron-Impfstoff entwickelt und an Menschen verabreicht wird. Bis dahin dürfte die Omikron-Welle wahrscheinlich schon über Deutschland gerollt sein. Da hilft momentan also nur eins: die Booster-Impfung.

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Quelle

Themen Coronavirus
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