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FITBOOK bei Fitness-Messe Köln

FIBO-Experten-Talk: »Diese pflanzlichen Leistungsbooster sind im Trend 

FIBO 2022: Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler, Dr. Eduard Isenmann, Alexandra Grauvogl
FITBOOK-Redaktionsleiterin Alexandra Grauvogl stellte den Experten Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler (l.) und Dr. Eduard Isenmann auf der FIBO 2022 Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel als Leistungsbooster Foto: FITBOOK/Alexandra Grauvogl
30.08.2022, Berlin, Bild Headshot, Impressum, 
im Foto Alexandra Grauvogl

© Wolf Lux
@wolf_lux_photography
M.A. Alexandra Grauvogl

8. April 2022, 14:45 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es ist FIBO-Zeit! Noch bis Sonntag (10. April) findet die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit in Köln statt. FITBOOK war bereits am Donnerstag mit einem Experten-Talk zum Thema pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel vor Ort. Hier lesen Sie das Wichtigste im Rückblick.

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Nach zwei Jahren Corona-Pause findet die FIBO 2022 endlich wieder live in Köln statt – und FITBOOK war mit einem spannenden Panel-Talk vor Ort dabei. Das Thema: „(Pflanzliche) Nahrungsergänzung – Klassiker und kaum bekannte Leistungsbooster“. Darüber sprachen unsere Experten, Prof. Dr. Stephan Geisler („Der Fitnessprofessor“) und Dr. Eduard Isenmann von der IST-Hochschule Düsseldorf. Moderiert wurde der Talk von FITBOOK-Redaktionsleiterin Alexandra Grauvogl. Hier lesen Sie das Wichtigste in der Zusammenfassung.

FITBOOK: Wenn wir von pflanzlichen Leistungsboostern sprechen – welche Trends erwarten uns in diesem Bereich?
Dr. Eduard Isenmann: „Da vegetarische und vegane Ernährung seit ein paar Jahren immer populärer wird, tut sich da auch viel im Bereich Nahrungsergänzung. Der Markt für pflanzliche Proteine ist beispielsweise mittlerweile ähnlich breit aufgestellt wie die klassischen Protein-Supplemente aus tierischen Quellen. Immer mehr im Kommen sind Nahrungsergänzungsmittel, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten – also das, was viele unter dem Begriff Superfoods kennen. Diesen wird unter anderem nachgesagt, dass sie antioxidativ, anabol oder regenerationsfördernd wirken.“

Kannst du das durch eigene Studien belegen?
Isenmann: „Ein großes Thema in meiner Forschung sind aktuell Pflanzen-Steroide – sowohl im gesundheitlichen Kontext, also in Bezug auf Menschen in besonderen Lebensphasen, als auch im Leistungssport, da ihnen anabole Effekte nachgesagt werden.“

Pflanzliche Leistungsbooster – Ecdyosteroide

Was versteht man unter Pflanzen-Steroiden genau?
Isenmann: „Bei anabolen Steroiden werden viele von uns schnell hellhörig. Das kommt alles aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin – ursprünglich eher in Richtung Isoflavone, also alles, was in Soja-Produkten drin ist. Da hat man die Problematik, die bei anabolen Steroiden oft im Vordergrund steht, nicht so. Man hat einfach beobachtet, dass sich eine sojareiche Ernährung offenbar positiv gegen Muskelschwund auswirkte. Somit kam man den anabolen Effekten der Isoflavone in Soja auf die Spur. Von dort ging es dann immer weiter Richtung Ecdyosteroide und andere pflanzliche Steroide, die zum Beispiel in Spinat enthalten sind.“

Hintergrund: FITBOOK Beach Camp 2022
Auf der FIBO stellte FITBOOK mit Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler ebenfalls das FITBOOK Beach Camp vor. Vom 30. September bis 7. Oktober reisen wir gemeinsam nach Kreta für eine Woche Fitness-Urlaub unter der Sonne Griechenlands! Mehr dazu lesen Sie hier.

Also die Popeye-Strategie, möglichst viel Spinat essen für mehr Muskeln, wirkt und man braucht gar kein Nahrungsergänzungsmittel?
Isenmann: „Im Prinzip ja, allerdings sind dazu wirklich sehr große Mengen an Spinat möglich, um ähnliche Konzentrationen wie durch die Einnahme eines Ecdysteron-Präparats zu erzielen. Ich habe das in einem Selbsttest untersucht und täglich ein Kilo Spinat pro Mahlzeit zu mir genommen. Zum Glück nur ein paar Tage, denn Spaß hat das nicht gemacht. Blut- und Urinproben wurden genommen. Allerdings sind wir noch in der genaueren Analyse, deshalb kann ich noch nicht sagen, ob wir durch die spinatreiche Ernährung ähnliche Werte wie durch ein Nahrungsergänzungsmittel erreichen können. Aufgrund der Mengen, die man zu sich nehmen muss, kann man aber jetzt schon festhalten, dass es wohl schwer langfristig umsetzbar ist.“

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Pflanzliche Steroide – weniger bedenklich als klassische Anabolika?

Sind diese pflanzlichen Steroide unbedenklich?
Isenmann: „Wir haben bislang keine eindeutigen Belege für Gefahrenpotential. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass sie unbedenklich sind.“

Wenn wir das Thema Nahrungsergänzung als Leistungsbooster jetzt mal übergeordnet betrachten: Wie sinnvoll ist es für den normalen Fitness-Sportler überhaupt, sich zusätzlich zur normalen Ernährung Präparate zuführen?
Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler: „Meine Einstellung zum Thema Nahrungsergänzung zum Muskelaufbau beispielsweise ist relativ simpel: Alle Wirkstoffe, die in besagten Mittelchen drin sind, sind auch in unserer täglichen Ernährung enthalten. Und diese Nahrung sollte ich nur ergänzen, wenn ich einen Mangel an einem bestimmten Nährstoff habe. Wenn ich keinen Mangel habe, sollte ich meinem Körper auch nichts durch Supplemente zusätzlich zuführen.“

Der Milliarden-Markt Nahrungsergänzungsmittel legt nahe, dass das viele anders handhaben…
Geisler: „So ist es leider. Medien und vor allem soziale Medien suggerieren oft: Wenn du nicht dieses und jenes Produkt nimmst, wirst du nicht so oder so aussehen können. Das setzt viele Menschen unter Druck. Es wird viel behauptet, woran aber nicht viel dran ist.“

Leistungsbooster (pflanzliches) Protein

Aber woher weiß ein Fitness-Sportler zum Beispiel, ab wann es sinnvoll wäre, zusätzlich Protein zu supplementieren?
Geisler: „Das Thema Protein ist sehr komplex. Es ist ein elementarer Baustoff des Körpers, der an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Deshalb ist es schwierig, das an konkreten klinischen Werten oder Symptomen festzumachen, ab wann ein Mangel besteht. Das einfachste ist, zu schauen, wie viele Proteine man täglich zu sich nimmt. Es gibt klare Richtlinien, an denen man sich orientieren kann, z. B. der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, aber auch internationale Richtlinien wie der International Society of Sports Nutrition. Sie helfen sportlich Aktiven oder auch weniger Aktiven, Jüngeren und Älteren, ihren täglichen Bedarf an Proteinen zu ermitteln.“

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Beobachtest du in Sachen Proteine einen bedenklichen Trend?

Geisler: „Ich bin schon lange in der Fitness-Branche unterwegs. Vor 25 Jahren haben wir auch schon über die Notwendigkeit von etwas mehr Protein für den Muskelaufbau gesprochen, was faktisch stimmt. Aber seit etwa zehn Jahren bekommen wir durch die Industrie und die Werbung vermittelt, suggeriert: ‚Ernähre dich proteinreicher!‘ Es gibt ja schon Schokopudding mit Protein! Da kann von einem Protein-Mangel in der Bevölkerung gar keine Rede mehr sein. Und dann noch on top der Protein-Shake nach dem Training? Das halte ich nicht für notwendig und auch nicht für sinnvoll.“

Um auch beim Thema Proteine nochmal auf die Ausgangsfrage nach pflanzlichen Leistungsboostern zurückzukommen: Haben Proteine aus pflanzlichen Quellen Nachteile gegenüber tierischen Produkten?
Isenmann: „Hier ist die Studienlage recht eindeutig: Tierische Proteine habe eine höhere biologische Wertigkeit, wenn ich mir das einzelne Nahrungsmittel anschaue, also z. B. ein Stück Fleisch, Quinoa, Soja. Aber in der Praxis esse ich ja meistens eine Kombination aus verschiedenen Produkten. Also nicht nur Bohnen, sondern Bohnen mit Reis oder Fleisch und Kartoffeln. Die Kombination aus diesen Nahrungsmitteln sollte einen Wert von 100 erreichen – und das kann ich auch mit vegetarischer oder veganer Kost erreichen.“

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Die FITBOOK-Experten auf der FIBO 2022

Stephan Geisler ist als Professor für Fitness und Gesundheit an der IST-Hochschule Düsseldorf und Leiter der Fitnesstrainer-Ausbildung der Deutschen Sporthochschule Köln tätig. Für FITBOOK berichtet er regelmäßig über die neuesten Erkenntnisse im Bereich Sportmedizin und Wissenschaft.

Eduard Isenmann forscht an der Deutschen Sporthochschule Köln im Bereich Molekulare und zelluläre Sportmedizin. Seit 2018 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des IST-Hochschulteams im Fachbereich „Fitness and Health“. Forschungsgebiet: der Einfluss von Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln und regenerationsfördernden Maßnahmen auf die sportliche Leistungsfähigkeit.

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