23. Januar 2024, 13:35 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Fettleibigkeit kann eine Vielzahl an Folgeerkrankungen mit sich bringen und somit das Sterberisiko erhöhen. Dabei sind offenbar nicht „nur“ übermäßiges Körperfett in Kombination mit Bewegungsmangel kritisch zu werten. Forscher haben einen überraschenden Faktor ermittelt, der in offenbar hohem Maß für die Sterblichkeit Betroffener verantwortlich ist.
Fettleibigkeit (Fachbegriff: Adipositas) ist eine Erkrankung, die mit ernstzunehmenden zusätzlichen Gesundheitsrisiken einhergeht. Denn das übermäßige Fettgewebe kann die Entstehung verschiedener, mitunter lebensbedrohlicher, Folgeerkrankungen begünstigen. Hierzu zählen u. a. Typ-2-Diabetes, Arthrose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ärzte warnen insbesondere vor hohen Mengen an viszeralen Bauchfett, welches schädliche Botenstoffe und dadurch krankmachende Entzündungsreaktionen im Körper freisetzt. Doch einer aktuellen Untersuchung zufolge scheint ein mentaler Faktor für das Erkrankungsrisiko nicht weniger maßgeblich zu sein.
Übersicht
Der offenbar größte Faktor fürs Sterberisiko bei Fettleibigkeit
Neben den rein körperlichen Risikofaktoren für die Sterblichkeit bei Fettleibigkeit sind offenbar die mentalen von großer Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Tulane University School of Public Health and Tropical Medicine (US-Staat Louisiana) in einer kürzlich erschienen Studie.1 Eine demzufolge extrem tödliche Mischung: Adipositas und Einsamkeit.
Gesundheitsgefahr Einsamkeit
Dass Einsamkeit ein gesundheitliches Problem werden kann, ist bekannt. So verändert es neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse zufolge etwa die Gehirnstruktur, dauerhaft isoliert zu sein, und erhöht somit die Erkrankungswahrscheinlichkeit an Demenz. FITBOOK berichtete über eine diesbezügliche Studie.2 Speziell für Männer soll eine andauende Einsamkeit gar ähnlich gesundheitsschädlich sein wie Rauchen – so zumindest die Erkenntnisse einer Untersuchung aus Finnland.3
Die aktuelle Studie hat offenbar eine besondere Grundlage. Denn: „Menschen mit Adipositas sind deutlich stärker von sozialer Isolation und Einsamkeit betroffen als Menschen ohne Adipositas“, heißt es dazu in einer Zusammenfassung der Arbeit.
Vorgehen bei der Untersuchung
Die Forscher griffen für ihre Untersuchung auf rund 400.000 Probandendaten aus der UK Biobank zurück. In der Langzeit-Beobachtungsstudie sind zahlreiche Arbeiten zum z. B. Einfluss genetischer Veranlagungen und äußerer Faktoren auf die Entstehung von Krankheiten gespeichert. Keiner der berücksichtigten Probanden, die von den Forschern über rund 15 Jahre verfolgt wurden, litt zu Beginn der Betrachtung an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ergebnisse
Bei der Auswertung habe sich gezeigt: Bei denjenigen Probanden, die sich selbst als weniger einsam und sozial isoliert empfunden hatten, war das Risiko, an einer mit Fettleibigkeit assoziierten Folgeerkrankungen zu sterben, um rund 36 Prozent geringer. Umgekehrt erwies sich demnach Einsamkeit als größter Risikofaktor für sowohl die Entwicklung von Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch von mentalen Erkrankungen wie Depressionen. Weiterhin stand den Daten zufolge soziale Isolation häufig in Verbindung mit gesundheitsschädlichen Lebenstilfaktoren wie z. B. Rauchen und Alkoholmissbrauch, welche bekanntlich – auch ohne Fettleibigkeit – das Sterberisiko erhöhen. Hinzu komme häufig, so die Forscher in ihrer Zusammenfassung, dass einsame Menschen eher geneigt seien, „gesundheitsschützende Verhaltensweisen“ (z. B. Besuche beim Arzt) zu vernachlässigen.
Menschen aus der Einsamkeit holen
Und was passiert, wenn sich die soziale Situation bei den Betroffenen verbessert? Sprich: Wirkt es sich positiv auf die Lebenserwartung aus, wenn Einsame mehr soziale Kontakte pflegen? In diesem Punkt stellte das Forscherteam bei Menschen, die zwar einsam, aber nicht fettleibig waren, bessere Entwicklungschancen fest – und war hiervon nicht sehr überrascht. Denn bei Adipositas ist das Sterblichkeitsrisiko bereits aufgrund von z. B. kardiovaskulären Faktoren und etwaigen Entzündungswerten erhöht.
Und dennoch: „Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass intensivere Maßnahme zur Verbesserung der sozialen Isolation sowohl bei Menschen mit Adipositas als auch (…) ohne Adipositas erforderlich sind, um das Sterberisiko zu senken“, erklären die Studienautoren abschließend.