30. Dezember 2022, 5:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sein Alter oder die Gene kann man nicht ändern – doch es gibt bestimmte Aspekte, die man beachten kann, um mit fortschreitendem Alter gesund zu bleiben. Kanadische Forscher haben acht Faktoren ermittelt.
Spätestens ab der Lebensmitte fangen wohl die meisten Menschen an, sich Gedanken über das Älterwerden zu machen. Zum einen verbirgt sich dahinter häufig der Wunsch, möglichst lange fit und gesund zu bleiben. Zum anderen aber ist es auch die Angst vor Krankheiten wie Demenz, Krebs, Herzinfarkt oder Osteoporose, die meistens in der zweiten Lebenshälfte auftreten. Deswegen setzen immer mehr Menschen auf einen gesunden Lebensstil, um das Risiko für Krankheiten im Alter zu reduzieren. Welche Faktoren über ein gesundes Altern entscheiden, haben nun kanadische Forscher in einer Studie untersucht.1 Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Übersicht
Studie untersuchte 7651 Kanadier und Einwanderer
Forschende der kanadischen „University of Toronto“ haben für ihre Studie zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen untersucht: sowohl Einwanderer als auch in Kanada geborene ältere Erwachsene. Dabei nutzten sie Daten aus zwei verschiedenen Zeiträumen zwischen 2011 und 2015, die im Laufe einer großen kanadischen Längsschnittstudie über das Altern erhoben wurden. Daraus wurden insgesamt 7651 Personen ausgewählt, die zu Beginn der Längsschnittstudie mindestens 60 Jahre alt waren. Bei 1.446 der Teilnehmer handelte es sich um in Kanada lebende Einwanderer. Innerhalb der Längsschnittstudie wurden die Probanden in Interviews zu ihrem Gesundheitszustand befragt sowie medizinisch untersucht.
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Kriterien für ein gesundes Altern
Als Basis für ihre Studie haben die Forscher zunächst festgelegt, was gesundes Altern überhaupt bedeutet. Sie unterteilten die Kriterien in vier Bereiche: körperliches Wohlbefinden, psychischer und emotionaler Zustand, soziale Situation sowie die Selbsteinschätzung des Alterungsprozesses. Im Einzelnen wurden die Kriterien wie folgt definiert:
- die Fähigkeit, Aktivitäten des täglichen Lebens alleine zu erledigen (wie Körperpflege, Nahrungsaufnahme, sich ohne Hilfe bewegen zu können)
- die Fähigkeit, instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens auszuführen (zu Hause aufräumen, kochen, einkaufen gehen, sich im Alltag draußen alleine bewegen können, über finanzielle Ausgaben selbst bestimmen können)
- frei von Geisteskrankheiten und Gedächtnisproblemen
- frei von chronischen Schmerzen
- angemessene soziale Unterstützung
- Selbstwahrnehmung von Zufriedenheit sowie von körperlicher und geistiger Verfassung
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„Gesundes Altern“ wird erstmals weiter gefasst
„Frühere Definitionen für erfolgreiches Altern waren sehr beschränkt und erforderten, dass ältere Erwachsene frei von allen Krankheiten sind – nur sehr wenige Menschen erfüllten diese Definition“, erklärte Mabel Ho, eine der Hauptautorinnen der Studie, gegenüber dem Gesundheitsportal „Medical News Today“. „Ich denke, die meisten Menschen würden zustimmen, dass die Definition von erfolgreichem Altern basierend auf geistiger und körperlicher Funktionsfähigkeit, sozialem Gefüge, mentaler Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden intuitiv sinnvoll erscheint. Es ist zumindest das, wonach ich im Alter streben werde“, fügte Ho hinzu.
Die Auswertung der Daten ergab, dass Teilnehmer mit größerer Wahrscheinlichkeit besser und gesünder alterten, wenn sie…
- …ein höheres Einkommen hatten,
- verheiratet waren,
- kein Übergewicht hatten,
- nie in ihrem Leben rauchten,
- keine Schlafprobleme hatten,
- frei von Herzerkrankungen und Arthritis waren,
- regelmäßige moderate bis anstrengende körperliche Aktivität ausübten,
- (wenn Teilnehmer zu Beginn der Datenerhebung jünger waren).
Unter Berücksichtigung weiterer Faktoren zeigte die Datenanalyse aber auch, dass in Kanada geborene Menschen mit rund 24 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit besser altern als kanadische Einwanderer. Und das, obwohl die meisten Studienteilnehmer beider Gruppen die Kriterien für ein gesundes Altern erfüllten.
„Die gute Nachricht unserer Studienergebnisse ist, dass es etliche Personen gab, die ein gesundes Gewicht hatten, Nichtraucher waren und die regelmäßig Sport trieben und somit mit viel größerer Wahrscheinlichkeit besser altern werden. Während man sein Alter oder die Gene nicht ändern kann, sind dies drei wichtige Aspekte, die man beachten kann, um mit fortschreitendem Alter gesund zu bleiben“, wird Dr. Esme Fuller-Thomson, ebenfalls an der Studie beteiligt, zitiert.
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Einschränkungen der Studie
Die beteiligten Wissenschaftler an der Studie weisen jedoch darauf hin, dass es einige Vorbehalte bezüglich der von ihnen verwendeten Daten gibt. So wurden den Studienteilnehmern einige wichtige Fragen bezüglich ihres mentalen Zustands, der Wahrnehmung von Zufriedenheit und bezüglich ihres Glaubens nicht gestellt. Dies könnten aber wichtige Indikatoren für die Bewertung der Lebensqualität sein. Ebenfalls waren kanadische Minderheiten unterrepräsentiert bei den Probanden, weshalb keine differenzierten Aussagen über das Altern innerhalb unterschiedlicher ethnischer Gruppen getroffen werden können.
Außerdem waren gebildete Teilnehmer stark überrepräsentiert in der Studie. So hatten vier von fünf Probanden einen Studienabschluss, während unter Kanadiern über 65 Jahren weniger als die Hälfte zu den Akademikern gehört. Nicht zuletzt erfolgte die Befragung der Kandidaten auf Englisch und Französisch. Dadurch fielen Einwanderer, die keine der Sprachen sprechen, durch das Raster. So braucht es in Zukunft noch mehr genauere Daten, um die Faktoren für ein gesundes Altern besser einordnen zu können.
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Quellen
- 1. Ho M., Pullenayegum E., Burnes D., et. al. (2022). Fuller-Thomson E. Successful Aging among Immigrant and Canadian-Born Older Adults: Findings from the Canadian Longitudinal Study on Aging (CLSA). International Journal of Environmental Research and Public Health.