24. April 2018, 9:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es gibt einen neuen „Biggest Loser“-Sieger und Deutschland ist geplättet von seiner Verwandlung: Saki (40) halbierte sein Ausgangsgewicht (189,6 Kilo) nahezu und nahm in nur sechs Monaten unglaubliche 94,5 Kilo ab. FITBOOK wollte von einem Experten wissen: Kann das gesund sein? Oder ist das einfach nur unverantwortlich?
Ingo Froböse (61), Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule in Köln, ist Sportwissenschaftler und Gesundheitsexperte. Im FITBOOK-Interview kritisiert er die Abnehm-Show als „grob fahrlässig“.
Gratulieren Sie Saki, Herr Froböse?
Froböse: „Ja, klar. Und zwar allein schon deshalb, weil dieser Mann einen Leidensweg hinter sich hat. Ich weiß, wie hart das gewesen sein muss, dazu muss man ihm gratulieren. Aber was diese Sendung mit Menschen macht, ist grob fahrlässig. Vor allem, weil die Kandidaten nach dem Finale sich selbst überlassen werden – dabei kommt jetzt die schwierigste Phase.“
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Wie ist so ein Gewichtsverlust möglich?
Um ein Kilogramm Körperfett zu verlieren, muss man etwa 7000 Kalorien verbrennen. Da Saki knapp 95 Kilogramm verloren hat, würde das bedeuten, dass er über den gesamten Zeitraum 665.000 Kalorien verbrannt hat – bricht man dieses Ergebnis wiederum auf den Tag herunter (6 Monate sind 180 Tage), bedeutet dies ein Defizit von 3700 Kalorien PRO TAG. Um dieses tatsächlich zu erreichen, müsste ein Erwachsener mit Sakis Ausgangsgewicht täglich 3,5 Stunden joggen – eine utopische Vorstellung.
Für Froböse ist schlichtweg klar: Unmöglich für den Kandidaten, so viele Kalorien zu verbrennen. Seine logische Schlussfolgerung: „Dieser massive Gewichtsverlust kann nur durch massives hungern passiert sein – und das ist eine große Problematik für einen Körper.“
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Also kann das nicht gesund sein?
„Nein. Menschen, die in so kurzer Zeit so viel Gewicht verlieren, bringen ihren Körper in eine Hungersnot, auf die er reagieren muss“, sagt Froböse. Der Körper schalte automatisch auf Sparflamme: Er kürzt die Energiemenge ein, die für die Erhaltung des Stoffwechsels benötigt wird. Das sei aus zwei Gründen schlecht: Erstens, weil der gedrosselte Energiebedarf die Fettzellen nicht verschwinden lässt – sondern sie nur leert. Und zweitens, weil bei einer Unterversorgung auch Muskelmasse verloren geht, die für den Energieverbrauch wichtig ist – insbesondere bei Menschen, die viel Gewicht verlieren. Froböse nennt das auch: „Den Stoffwechsel herunterwirtschaften.“ Dieser Weg, den der „Biggest Loser“-Gewinner ein halbes Jahr lang beschritten hat, führe „auf direktem Weg in den Jo-Jo-Effekt“.
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Welche Schäden kann der Körper nehmen?
Die für den Experten logische Folge einer Radikaldiät dieses Ausmaßes: Funktionseinbußen der Organe (Unterfunktion), erkennbar an folgenden Symptomen: „Man merkt es an einer Reduktion der Leistungsfähigkeit, starker Müdigkeit aber auch vorzeitiger Alterung“, sagt Froböse. Die Alterung der Haut sei dafür nur ein Beispiel: „Auch die Zellen altern schneller, denn es fehlt ihnen an Aufbausubstanz.“
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Wie hätte der gesunde Weg ausgesehen?
Froböse: „Vernünftig wäre bei seinem Ausgangsgewicht aus meiner Sicht ein monatlicher Gewichtsverlust von fünf Kilo gewesen – gegen mehr, beziehungsweise das, was er jetzt getan hat, wird sich der Körper mit der oben angesprochenen vorzeitigen Alterung wehren.“ Rechnet man Froböses Vorschlag hoch, hätte Saki für denselben Gewichtsverlust „auf gesunde Art und Weise“ mindestens 19 Monate gebraucht (verteilt auf zwei bis drei Jahre wäre sogar noch besser). „Er hat sich das massive Übergewicht vermutlich über einen langen Zeitraum angefuttert – entsprechend muss man dem Körper auch Zeit lassen, es wieder loszuwerden.“
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Wovon es abhängt, ob Saki sein Gewicht halten wird
„Er wird zunehmen, keine Frage“, prognostiziert Froböse. Gewicht verlieren ist das Eine – es zu halten, das Andere. Laut dem Experten müsse Sakis nächster Schritt darin bestehen, Muskelmasse aufzubauen: „Nur, wenn er die körperliche Aktivität hoch hält, wird er eine Chance haben, der Jo-Jo-Falle zu entwischen.“ Bei der Ernährung dürfe der „Biggest Loser“-Sieger nicht den Fehler machen, in alte Muster zurückzufallen – oder „normal“ weiter zu essen: „Er muss für sich jetzt erst einmal genau überprüfen: Wie viele Kalorien brauche ich, damit mein Grundumsatz gewährleistet ist?“
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Die 4 wichtigsten Tipps für alle, die abnehmen wollen
1. Wer abnehmen will muss essen! Und zwar so viel, dass sein Grundumsatz gewährleistet ist. Bei der Berechnung hilft beispielsweise der FITBOOK-Kalorienrechner (geben Sie als Aktivität „liegend“ ein)
2. Den Stoffwechsel aufbauen: Nicht in erster Linie Kalorien verbrennen, sondern Muskelmasse aufbauen – denn die verbrennt dann auch Energie, wenn wir nichts tun. Treiben Sie Ausdauersport! Laufen, Schwimmen, Radfahren…
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3. Biorhythmisch essen: Morgens energiegeladen (Kohlenhydrate und Fette), mittags nährstoffreich, abends proteinreich essen
4. Auf alle Zwischenmahlzeiten verzichten – damit ist auch Latte Macchiato gemeint!