19. Juli 2024, 14:56 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns verursacht. Die Folgen nach einem epileptischen Anfall sind bei jedem individuell und hängen auch von dessen Stärke ab. FITBOOK nennt Arten von Epilepsie und beschreibt die Folgen der Anfälle. Außerdem gehen wir auf mögliche Ursachen und die Diagnose ein.
Besonders gefährlich an epileptischen Anfällen ist die Tatsache, dass es nicht möglich ist, vorherzusagen, wann diese stattfinden und wie lange sie andauern. Zudem kann ein unkontrollierter Anfall zu schweren Verletzungen führen. FITBOOK erklärt alles über Ursachen, Symptome und den Verlauf einer Epilepsie.
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Übersicht
Was ist Epilepsie?
Eine Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der es zu einer vorübergehenden Fehlfunktion kommt. Diese äußert sich in einem sogenannten „epileptischen Anfall“, bei welchem die Nervenzellen zu viele Signale auf einmal abgeben. Als Folge kann eine Person plötzlich in sich zusammensinken und die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Muskeln können völlig unkoordiniert zucken oder aber der gesamte Körper beginnt zu krampfen. Der Betroffene kann dabei stürzen, sich stoßen oder auf die Zunge beißen.
Die Anfälle können mehrfach auftreten und zu Bewegungs-, Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen führen. In der Regel dauern sie nicht länger als zwei Minuten und können auch erfolgen, ohne das eine diagnostizierte Epilepsie vorhanden ist. Zwischen den Anfällen haben die Betroffenen keine Beschwerden.
„Gewitter im Gehirn“
Mit der Bezeichnung „Gewitter im Gehirn“ wird die Überaktivität der Nervenzellen beschrieben, die einen epileptischen Anfall verursachen. Für gewöhnlich entladen sich die Nervenzellen aufeinander abgestimmt (synchron). Erleidet eine Person einen epileptischen Anfall, ist das ursprüngliche Zusammenspiel der Nervenzellen für einen bestimmten Moment nicht mehr gegeben. Dadurch, dass die Entladung der Nervenzellen unkoordiniert ist und in verschiedenen Gehirnregionen stattfindet, kann es immer wieder zu epileptischen Anfällen kommen.1
So viele Menschen sind aktuell betroffen
Eine Übersicht europäischer Studien legt die Häufigkeit von Epilepsie bei allen Altersgruppen zwischen 3,3 und 7,8 pro 1000 Einwohnern nahe. Nach dem letzten Stand aus dem Jahr 2021 sind in Deutschland rund 500.000 Menschen von Epilepsie betroffen, was ungefähr 0,6 Prozent der Bevölkerung entspricht.2
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Welche Ursachen hat Epilepsie?
Die Erkrankung kann unterschiedliche Ursachen haben. So kann theoretisch jeder Mensch unter bestimmten Voraussetzungen oder Umständen einen epileptischen Anfall bekommen. Auslöser für die Anfälle können unter anderem akute Erkrankungen des Gehirns (wie Tumore, Schlaganfall), bestimmte Medikamente, Unterzucker oder auch Schlafmangel sein. Aber auch Drogen- oder Alkoholentzug könnten potenzielle Auslöser für einen epileptischen Anfall darstellen. Folgende Unterscheidungen sind möglich:
Nicht-provozierter Anfall
Besteht bei dem Betroffenen eine Epilepsie, treten die Anfälle selbst meistens unvorhersehbar und aus dem Nichts auf. Wenn dies der Fall ist, spricht man von einem nicht-provozierten Anfall, da es nicht möglich ist, den Auslöser zu benennen.
Provozierter Anfall
Bei einem sogenannten provozierten Anfall ist die körperliche Reaktion auf bestimmte Faktoren gemeint, die provozierend wirken könnten. Sie werden auch „Trigger“ genannt. Jedoch lassen sich bei dieser Art in den meisten Fällen die Auslöser vermeiden, nachdem man eine Prognose gestellt hat. Es ist auch wichtig zu beachten, dass sich vereinzelte (provozierte) Anfälle nicht automatisch mit einer diagnostizierten Epilepsie gleichsetzen lassen. So können sie unter besonderen Umständen auch bei vollkommen gesunden Menschen auftreten, was dann auch als „Gelegenheitsanfall“ bezeichnet wird.3
Mögliche Ursachen für einen epileptischen Anfall:
- Schlaganfall
- Sauerstoffmangel
- Alkohol und Drogen (wie Ecstasy oder Amphetamine)
- Genetische Veranlagung
- Bestimmte Medikamente
- extreme psychische und körperliche Belastung
- Verletzungen des Gehirns
- Enzephalitis
- Stoffwechselerkrankungen
Arten von Epilepsie
Aus den Ursachen heraus lassen sich die häufigsten Epilepsietypen bestimmen:
Genetische Epilepsie
Sie wird auch als idophatische Epilepsie bezeichnet und ist bei den Betroffenen genetisch veranlagt. Dabei sind bei diesen Anfällen sogar beide Gehirnhälften betroffen.
Strukturelle Epilepsie
Die strukturelle Epilepsie ist unter dem Namen symptomatische Epilepsie bekannt. So ist ihre Ursache auf eine Krankheit oder Hirnverletzung zurückzuführen. Für gewöhnlich werden die Anfälle in einem begrenzten Bereich des Gehirns ausgelöst.
Epilepsie mit unbekannter Ursache
Diese Art wird als kryptogene Epilepsie bezeichnet. Hierbei kann keine Ursache für die Anfälle gefunden werden.4
Wie läuft ein epileptischer Anfall ab?
Wenn man bei einer Epilepsie oft von einem „Gewitter im Gehirn“ spricht, kann man sich die epileptischen Anfälle selbst wie „Blitzschläge“ vorstellen: Ähnlich wie bei einem Blitzschlag ist es nicht möglich, vorherzusagen, wann und wo genau ein epileptischer Anfall stattfinden wird. Dieser Faktor kann stark belastend für Betroffene sein. Mithilfe eines Anfallkalenders ist es aber möglich, durch bildgebende Verfahren wie das EEG (Hirnstromkurve) das Risiko eines Anfalls ungefähr einzuschätzen.
Dauer eines Anfalls
In der Regel dauert ein epileptischer Anfall nur ein paar Sekunden bis zu zwei Minuten. Die Person ist in dieser Zeit nicht ansprechbar und in einer Phase der Geistesabwesenheit gefangen (auch „Absencene“ genannt). Dieser Aufmerksamkeitsverlust kann bis zu 100-mal am Tag auftreten.
„Status epilepticus“
Sollte es dazu kommen, dass ein epileptischer Anfall länger fünf Minuten anhält, handelt es sich um einen medizinischen Notfall, welcher schnell mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden muss. Man spricht auch von einem „Status epilepticus“.
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Diese Arten und Symptome von epileptischen Anfällen gibt es
Krampfanfälle sind das deutlichste Symptom, das auf einen epileptischen Anfall hindeutet. Sie wirken sich stark auf die Empfindungen, Bewegungen und das Bewusstsein der betroffenen Person aus. Die jeweiligen Symptome, die dann auftreten, hängen von dem Bereich des Gehirns ab, welcher betroffen ist.
Allgemein lässt sich zwischen zwei Arten von Anfällen unterscheiden: dem fokalen und dem generalisierten Anfall. Beim generalisierten Anfall sind von Beginn an beide Hirnhälften betroffen. Bei einem fokalen Anfall hingegen befindet sich die Störung in einem kleinen Bereich in einer der beiden Hirnhälften. Es ist wichtig zu erwähnen, dass, wenn ein Anfall nur einmal auftritt, sich daraus keine Epilepsie entwickeln muss. Man spricht erst von einer Epilepsie, wenn es sich um mehrere, wiederholende Anfälle handelt.
Symptomatik eines fokalen Anfalls
Bei einem fokalen Anfall kann der Betroffene seine Verhaltensweisen wie Lippenlecken, Schmatzen oder Zappeln nicht mehr kontrollieren. Zudem können Muskelzuckungen, Muskelschwäche und Verkrampfungen von Gliedmaßen auftreten. Weitere Symptome können Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lichtblitze sein – die sich der Betroffene einbildet.
Auch kann es sein, das die Person ungewöhnliche Geräusche oder Gerüche wahrnimmt, Aussetzer in der Sprache oder im Gedächtnis hat. Weiterhin können Betroffene Schweißausbrüche, Speichelfluss, Übelkeit und Herzrasen entwickeln. Oftmals ist es so, dass der Person nicht einmal bewusst ist, dass sie einen Anfall hatte.
Symptomatik eines generalisierten Anfalls
Krampfanfälle, die generalisiert sind, können sich unterschiedlich äußern: so kann es sich beispielsweise um kurze Momente handelt, in denen die Person sozusagen „aussetzt“. In dieser Situation spricht man häufig auch von „Absencen oder auch Bewusstseinsstörungen“, in welchen die Betroffenen für längere Zeit das Bewusstsein verlieren und stürzen können. Meistens folgt daraufhin eine Verkrampfung des gesamten Körpers, wobei es auch zu Zuckungen der Arme und Beine kommen kann.
Symptomatik eines tonisch-klonischen Anfalls
Zu den häufigsten Anfällen gehört ein sogenannter „tonisch-klonischer“ Anfall. Damit ist gemeint, dass der Körper durch eine plötzliche Anspannung der Muskeln mit einem Mal steif wird (tonische Phase). Infolgedessen werden die Betroffenen ohnmächtig und treten in eine „klonische Phase“ über, in welcher die Muskeln durch abwechselndes An- und Entspannen krampfartig zucken müssen. In diesen Momenten kann es dazu kommen, dass sich die betroffene Person auf die Zunge oder die Wangen beißt oder sich einnässt, weil keine Kontrolle mehr über den eigenen Körper vorhanden ist. Nachdem der Anfall vorbei ist, befindet sich der Betroffene häufig in einem erschöpften oder verwirrten Zustand.
Welche Folgen hat ein epileptischer Anfall?
Für gewöhnlich führen epileptische Anfälle nicht zu bleibenden Schäden im Gehirn oder zu geistigen Behinderung – anders als beim „Status epilepticus“, welcher, falls nicht rechtzeitig gehandelt wird, zu bleibenden Hirnschäden und im schlimmsten zum Tod führen kann.5
Die Folgen nach einem Anfall sind bei jedem individuell und hängen auch von dessen Stärke ab. Einige Menschen können sich schnell von einem Anfall erholen und ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, als sei nichts gewesen. Wiederum andere haben mit Verwirrtheit, Erschöpfung oder Erinnerungslücken zu Momenten des Anfalls zu kämpfen.
Besonders nach schweren Anfällen kann es sein, dass die Betroffenen verwirrt sind und viel Zeit benötigen, um sich wieder zu erholen. So kann es gerade in diesen Momenten zu Sprachstörungen, Niedergeschlagenheit, Vergesslichkeit oder aber auch Lähmungen kommen. Auch die Angst erneut einen epileptischen Anfall zu bekommen, kann die Betroffenen psychisch belasten und das Risiko an Depressionen zu erkranken, erhöhen.6
Hohes Verletzungsrisiko
Ein weiteres Risiko stellt die hohe Verletzungsgefahr dar, die mit den Anfällen einhergeht. Die Betroffenen können sich neben Sturzverletzungen auch Prellungen zuziehen. In einigen Fällen müssen Menschen die an schweren Anfällen leiden, lernen, ihren Alltag und Lebensstil umzustellen. So ist es ihnen beispielsweise nicht möglich, bestimmte Berufe zu erlernen oder Auto zu fahren. Auch Freizeitaktivitäten sollten immer in Begleitung durchgeführt werden.7
Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Einer Epilepsie-Diagnose geht eine Anamnese und körperliche Untersuchung voraus. Es gibt unterschiedliche bildgebende Verfahren, die dabei helfen können, die Erkrankung festzustellen. Beispielsweise kann man mithilfe eines Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnströme des Betroffenen messen und sehen, ob eine Neigung zu epileptischen Anfällen vorhanden ist. Es ist ebenfalls möglich neurologische Veränderungen im Gehirn zu untersuchen. Dazu werden dann Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder der Magnetresonanztomografie (MRT) herangezogen.
Eine Untersuchung des Blutes kann dabei helfen, mögliche Ursachen für einen Krampfanfall oder eine Epilepsie festzustellen. In einigen Fällen kann auch ein genetischer Test durchgeführt werden, um zu festzustellen, ob erbliche Ursachen vorhanden sind.
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Behandlungsmöglichkeiten
Wenn es sich um einen ersten Anfall handelt, so ist dieser meistens kurz und hört auch von selbst wieder auf. In solchen Situationen ist es nicht notwendig, mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen. Diese greift erst, wenn sich die Anfälle häufen und eine Epilepsie bei dem Betroffenen festgestellt wird. Dann setzt man sogenannte „Antiepileptika“ ein, die die Funktion haben Krampfanfälle im Gehirn zu unterdrücken. In einmaligen Fällen kann eine Operation durchgeführt werden. Das ist jedoch nur möglich, wenn es sich bei dem betroffenen Hirnbereich um einen engen Bereich handelt, der keine lebenswichtigen Funktionen erfüllt.8