5. Oktober 2021, 4:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Entzündete Mandeln sind sehr schmerzhaft. Besonders unangenehm wird es, wenn die Beschwerden immer wieder kommen. Im Extremfall müssen die Mandeln dann sogar raus. Doch wonach entscheidet sich, wann es so weit ist?
Autsch. Und das bei jedem Schlucken. Entzündete Mandeln sind sehr schmerzhaft. In der Regel verfliegt der Spuk nach einigen Tagen. Läuft es jedoch schlecht, kann sich die Vereiterung im Hals so ausweiten, dass selbst das Trommelfell der Ohren in Mitleidenschaft gerät. Dann dröhnen Hals und Kopf unerträglich vor Schmerzen. Und dann ist es Zeit, über eine Mandel-OP nachzudenken. Doch wann ist es eigentlich sinnvoll, entzündete Mandeln zu entfernen und wann nicht?
Übersicht
Ursachen für eine Mandelentzündung
Die akute Tonsillitis bzw. Mandelentzündung wird überwiegend von viralen (70 bis 95 Prozent), seltener von bakteriellen Erregern verursacht. Im Falle einer bakteriellen Infektion sind vor allem Streptokokken die Ursache. Normalerweise besiedeln diese Bakterien die Flora der Haut und der Schleimhaut, auch im Hals- und Rachenraum. Einige Bakterienarten lösen aber auch Infektionen aus. Das geschieht vor allem, wenn das Immunsystem durch einen Virusschnupfen oder durch Stress vorab geschwächt ist. Eine Infektion mit Streptokokken behandelt man in der Regel mit Antibiotika.
Symptome einer Mandelentzündung
- Fieber (über 38° C)
- geschwollene und schmerzhafte Halslymphknoten
- eitrig belegte Mandeln
- kein Husten
Entzündete Mandeln – wann sollten sie herausoperiert werden?
Kehren in einem Zeitraum von einem Jahr wiederholt Entzündungen auf und gar Abszesse auf den Mandeln auf, empfehlen viele Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (HNO) eine Operation. Bei einer „Tonsillektomie“ werden die beiden Gaumenmandeln vollständig entfernt. Wird nur eine Mandel entfernt, nennt man das „Tonsillotomie“. Die operative Entfernung der Mandeln gilt als Routine-Eingriff. Die Operation wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt. Nach Angaben der Experten des „Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte“ ist es eine der am meisten durchgeführten Operationen überhaupt.
Dennoch sollte stets im Einzelfall abgewogen werden, ob eine Operation sinnvoll ist oder nicht. Während auf der einen Seite natürlich die Hoffnung besteht, dass nach dem Eingriff die Beschwerden verschwinden, gibt es auf der anderen Seite keine Garantie dafür, dass man nicht trotzdem weiter mit Halsschmerzen zu tun hat. In Langzeitstudien zeigte sich ein langfristiger Behandlungserfolg nur bei der vollständigen Entnahme der Rachenmandeln (Tonsillektomie), bei einer Tonsillotomie hingegen kann es langfristig immer wieder zu erneuten Tonsillitiden kommen.
Ein Eingriff kommt in Frage, wenn
- pro Jahr mindestens drei- bis fünfmal eine bakterielle Mandelentzündung auftritt,
- wiederholt ein Antibiotikum aufgrund von Tonsillitiden eingenommen wurde und…
- die Beschwerden sehr belastend sind.
Wie schmerzhaft ist es, wenn die Mandeln entfernt werden?
Mandelschmerzen sind das eine – die Schmerzen infolge einer operativen Entfernung sind noch heftiger. Der Trost: Sind sie raus, gibt es zukünftig keine Mandelentzündung mehr. Die ersten Tage nach einer Mandel-OP werden von vielen Patienten als erstaunlich schmerzfrei empfunden. Nach drei bis fünf Tagen kippt die Situation oftmals. Denn dann löst sich der erste Schorf der Wunde und legt die betroffene Stelle frei. Jedes Schlucken ist dann schmerzhaft.
Bei Nachblutungen Notarzt rufen
Im Krankenhaus bekommen „Mandel-Patienten“ nach dem Eingriff oftmals kalte Getränke, Eis oder weiche Kost angeboten. An Essen oder Trinken ist in der kritischen Phase nach der OP jedoch kaum zu denken. Patienten verbringen nach dem Eingriff generell eine Woche im Krankenhaus. Denn an den empfindlichen Stellen im Hals können Nachblutungen auftreten, es droht mitunter starker Blutverlust.
Nach rund sieben Tagen ist das Risiko für Nachblutungen zwar geringer. Nicht selten kommt es aber auch in der Genesungsphase zu Hause zu Nachblutungen. Riskant sind falsche Bewegungen mit Überanstrengung, heißes Baden oder Duschen oder falsche Ernährung. Säurehaltige Getränke oder zu grobe Nahrung sind zudem fiese Fallen. Kommt es in den eigenen vier Wänden zu Nachblutungen der Wunde, kann als Sofortmaßnahme ein kalter Lappen im Nacken helfen. Bei starken Blutungen muss umgehend der Notarzt gerufen werden.
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Mandel-OP bei Kindern
Auch bei Kindern stellt sich häufig bereits die Frage: Mandel-OP oder lieber noch nicht? Bei manchen Kindern entwickeln sich größere Mandeln als bei anderen aus. Das führt schnell zu Schluck- und Atembeschwerden. Eine Teilentfernung der Mandeln wird dann oftmals zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr durchgeführt. Ein Teil der Mandeln entfernt man dabei in der Regel ambulant. Das geschieht mithilfe eines Lasers oder mittels Radiofrequenz. Bei dieser Operationstechnik wird das betroffene Gewebe kontrolliert erhitzt und bildet sich zurück. Die Technik gilt als schmerzärmer als eine OP mit Skalpell. Außerdem bleibt die wichtige Abwehrfunktion, die die Mandeln im Kindesalter haben, erhalten. Viele HNO-Ärzte sind zudem der Meinung, dass Kinder einen Mandel-Eingriff leichter wegstecken als Erwachsene.
Eine vollständige Entfernung der Rachenmandeln sollte nur bei Kindern mit schweren Verläufen durchgeführt werden. Der Effekt der Tonsillektomie auf die Episodenzahl bei Kindern mit milden/moderaten Verläufen zeigte sich in aktuellen Studien als mäßig.
Quelle:
- HNO-Ärzte im Netz, herausgegeben vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Mandeloperation (Tonsillektomie/Tonsillotomie) (aufgerufen am 04.10.2021)
- Gesundheitsinformation.de. Wann ist eine Mandeloperation bei Erwachsenen sinnvoll? (aufgerufen am 04.10.2021)
- Medicality: Wie funktioniert Radiofrequenz in der Medizin? (aufgerufen am 04.10.2021)
- HNO-Ärzte im Netz: Mandelentzündung – Ursachen und Risiken (aufgerufen am 04.10.2021)
- Apotheken Umschau: Wenn Streptokokken krank machen (aufgerufen am 04.10.2021)