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Studie aus den USA

Endometriose erhöht Risiko für seltene Krebsart deutlich

Frau hält sich wegen Endometriose den Bauch
Endometriose erhöht laut einer Studie das Risiko an einer seltenen Krebsart zu erkranken Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

23. Juli 2024, 13:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Frauen mit Endometriose haben einer aktuellen Studie zufolge ein deutlich erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs. Die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken steigt je nach Schwere des Leidens um das bis zu Zehnfache.

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„Frühere Studien haben einen kausalen Zusammenhang zwischen Endometriose und Eierstockkrebs gezeigt“, heißt es in einer Mitteilung der University of Utah, die zusammen mit dem Huntsman Cancer Institute und anderen Forschungseinrichtungen an der wegweisenden Studie mitgewirkt haben.1 Mit dem Ergebnis, dass betroffene Frauen durchschnittlich ein 4,2-fach höheres Risiko haben, Eierstockkrebs zu entwickeln, als Frauen ohne diese Erkrankung. Wer an einer besonders schweren Form leidet, muss mit einem 9,7-fach höherem Risiko rechnen.

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Weitere Erkenntnisse der Endometriose-Studie

Das Forscherteam untersuchte die Gesundheitsdaten von 450.906 Frauen zwischen 18 und 55 Jahren, von denen 78.476 an Endometriose litten. Zwischen 1992 und 2019 erkrankten 597 Frauen an Eierstockkrebs. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im „Journal of the American Medical Association (JAMA)“ veröffentlicht.2 Die Forscher kamen bei ihrer Analyse unter anderem zu weiteren Schlussfolgerungen:

  • Frauen mit einer schweren Form der Endometriose (tief infiltrierende Endometriose, ovarielle Endometriome oder beides) haben mit Abstand das höchste Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken.
  • Sie haben auch ein 19-mal höheres Risiko, an Eierstockkrebs Typ I (bei der milderen Form liegt der Faktor bei 7,5) zu erkranken. Dieser entwickelt sich zwar langsam, spricht aber weniger gut auf eine Chemotherapie an.
  • Das Risiko, an Eierstockkrebs Typ II zu erkranken – der aggressiver sein kann – ist rund 2,7-mal höher, was ebenfalls je nach Subtyp variiert.
  • Die Studie zeigt eine Verbindung zwischen Endometriose und Eierstockkrebs, aber keinen kausalen Zusammenhang. Sprich, es konnte nicht nachgewiesen werden, dass Endometriose Eierstockkrebs auslöst.
  • In einem Zeitraum von 12 Jahren erkranken durchschnittlich 9,2 von 10.000 Frauen mit Endometriose an Eierstockkrebs. Damit ist diese Krebsart auch bei Endometriose-Patientinnen vergleichsweise selten.

Was die Studie für Betroffene bedeutet

Für Studienleiterin Jennifer Doherty sind die Ergebnisse der Studie wichtige Erkenntnisse. „Sie haben Auswirkungen auf die klinische Versorgung und Beratung von Frauen mit schwerer Endometriose.“ Mitautorin Karin Schliep ergänzt: „Die große Frage für Frauen ist: Was kann ich dagegen tun? Unsere neuen Daten sind wichtig, wenn es darum geht, abzuwägen, welche Behandlungen sie in Anspruch nehmen sollten.“ Als vorbeugende Maßnahme könnten Frauen mit Endometriose Operationen wie die Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke in Betracht ziehen.

Auch interessant: FITBOOK-Redakteurin: „Ich wurde oft nicht ernst genommen auf meinem Weg zur Endometriose-Diagnose“

Was ist Endometriose?

Die Endometriose ist eine sehr schmerzhafte, chronische Erkrankung, bei der Gewebewucherungen außerhalb der Gebärmutter entstehen und wachsen. Das Gefährliche daran ist, dass sie sich im Bauch- und Beckenraum, im Darm oder im Bauchfell ansiedeln können. Die Folgen sind nicht nur starke Schmerzen – vor allem während der Menstruation – sondern auch Fruchtbarkeitsstörungen, Entzündungen, Vernarbungen oder Verwachsungen. Auch die Auswirkungen auf die Psyche und die Lebensqualität sind enorm. Endometriose ist nicht heilbar und wird oft erst nach jahrelangem Leiden diagnostiziert (FITBOOK berichtete). Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen acht und 15 Prozent aller Mädchen und Frauen von Endometriose betroffen, das sind etwa zwei Millionen. Das höchste Erkrankungsrisiko besteht zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr. 3

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Frauen mit Endometriose sollten auf Warnsignale für Eierstockkrebs achten

Das Erkrankungsrisiko in der Gesamtbevölkerung ist im Vergleich zum Beispiel zu Brustkrebs immer noch gering, auch wenn eine Endometriose vorliegt. Es ist dennoch wichtig, auf frühe Anzeichen zu achten, die auf Eierstockkrebs hindeuten könnten. Dazu gehören unklare Unterleibsschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen oder Blutungen außerhalb der Periode.4 Die Autoren der Studie betonen daher, dass weitere Untersuchungen dringend erforderlich sind, um die biologischen Mechanismen dahinter und weitere Zusammenhänge besser zu verstehen.

Themen Frauengesundheit Krebs

Quellen

  1. University of Utah Huntsman Cancer Institute. Landmark study shows elevated cancer risk for women with endometriosis (aufgerufen am 22. Juli 2024) ↩︎
  2. Barnard, M.E, Farland, L.V, Yan, B,. et al. (2024). Endometriosis Typology and Ovarian Cancer Risk. JAMA. ↩︎
  3. Schute, L, K. (2011). Prävalenz von Depressionen und Angststörungen und ihre Einflussfaktoren bei Frauen mit Endometriose. Refubium ↩︎
  4. Deutsche Krebsgesellschaft. Eierstockkrebs, Ovarialkarzinom - Symptome (aufgerufen am 22. Juli 2024) ↩︎
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