
29. April 2025, 17:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wenn Leidenschaft für Sport auf Stress, Übergewicht und die Tücken der Lebensmitte trifft, kann das Herz zum Risikofaktor werden. Im Video-Podcast „Meet the Expert“ verraten Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler und Kardiologe Dr. med. Christopher Schneeweis, was man jenseits der 40 für sein Herz tun kann.
Auf seinem YouTube-Kanal „Fitnessprofessor“ trifft Prof. Dr. Stephan Geisler – renommierter Sportwissenschaftler und einer der führenden Experten für Krafttraining im deutschsprachigen Raum – auf den Dr. Christopher Schneeweis, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Der Herzspezialist mit Praxiserfahrung in Prävention und Sportkardiologie beantwortet Fragen rund um die Herzgesundheit bei Menschen, die leidenschaftlich Sport treiben und sich in der Lebensmitte befinden. Unter anderem geht es um diese Frage: Kann es gefährlich sein für das Herz, wenn man Ende 40 ist, etwas Übergewicht und im Alltag Stress hat? Lesen Sie, wie hoch Ihr LDL-Cholesterin maximal sein sollte, welche anderen Laborwerte man in diesem Alter kennen sollte und wie Training und Ernährung dann idealerweise aussehen.
Übersicht
- Erkältet trainieren – schadet das dem Herzen?
- Ende 40, etwas übergewichtig, Stress – was kann man für die Herzgesundheit tun?
- Möglichst niedrigen LDL-Wert anstreben
- Ernährung und Entspannung für ein gesundes Herz – nicht erst ab Ende 40
- Ende 40 sollte an allen Stellschrauben gedreht werden
- Das Herzinfarktrisiko möglichst gering halten
Erkältet trainieren – schadet das dem Herzen?
„Herz und Kraft – Freund oder Feind?“ lautet der aktuelle Titel des Video-Podcasts „Meet the Expert“, den Stephan Geisler, Professor für Fitness und Gesundheit an der IST-Hochschule in Köln auf seinem YouTube-Kanal „Fitnessprofessor“ veröffentlicht hat. Sein Gegenüber ist Kardiologe Dr. med. Christopher Schneeweis, FITBOOOK-Lesern nicht unbekannt. Aufgerollt wird das Thema Herzgesundheit für die sehr sportliche Zielgruppe, die, so hört man aus den Erfahrungsberichten von Fitnessprofessor Stephan Geisler heraus, bei einer Erkältung das Training eigentlich ungern aussetzen möchte. Kann das eine Training unter Infekt schon dem Herzen schaden?
„Auf keinen Fall hohe Ausdaueraktivitäten machen – auch nicht mit einem leichten Schnupfen“, rät Schneeweis. Unter Umständen könne man etwa auf Yoga ausweichen. Wer sich im Alltag aufgrund eines Infekts schlapp fühle, solle, um dem Herzen nicht zu schaden, Sport komplett sein lassen. Sich mit Infekt zum Sport zwingen, sei in jedem Fall der falsche Weg, um dauerhaft Herzgesund trainieren zu können, so der Mediziner.
Auch interessant: Kardiologe Dr. Schneeweis: »Der optimale Trainingsumfang für Herzgesunde
Ende 40, etwas übergewichtig, Stress – was kann man für die Herzgesundheit tun?
Worauf man achten muss, um trotz Belastung fit zu bleiben und das Risiko für ernste Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa den Herzinfarkt zu senken? „Ende 40, etwas übergewichtig, Stress. Worauf muss man achten?“, möchte Geisler wissen. Der Kardiologe verweist zunächst darauf, einen Blick auf die Familienvorgeschichte zu werfen: „Gab es bei Eltern, Geschwistern Ereignisse, vor allem vorzeitige?“ Auch bestimmte Laborwerte solle man in diesem Alter kennen – man sehe „jemandem nicht an, ob er hohe Cholesterinwerte hat“.
Möglichst niedrigen LDL-Wert anstreben
Herzgesundheit ab Ende 40 – ein wichtiges Thema. Anzustreben ist etwa ein möglichst geringer LDL-Cholesterinwert. „Unter 115 ist gut – Achtung, manche Labore geben 160 noch als gut aus!“, erläutert Schneeweis.
Außerdem soll man die Werte ApoB-100, das genetisch vorgegebene Lipoprotein (a) sowie den HbA1c bestimmen lassen sowie auf Bluthochdruck testen – allesamt Warnsignale für Herzereignisse. Ab welchen Werten man von Bluthochdruck spricht, lesen Sie hier. Rauchen sollte man ganz aus der Gleichung nehmen, bei der Bewegung sprechen Studien minimum von „150 Minuten moderates oder 75 Minuten anstrengendes Training plus zweimal pro Woche Krafttraining“, konkretisiert Kardiologe Christopher Schneeweis.
Ernährung und Entspannung für ein gesundes Herz – nicht erst ab Ende 40
Auch sei es ein Fehler, den Schlaf zu vernachlässigen und weniger als sieben Stunden zu schlafen. Besser seien acht bis neun Stunden. Bei der Ernährung rät er, zu gesunden Ölen zu greifen („gesättigte Fette rausnehmen“) und auf die Glukoseaufnahme zu achten: Komplexe Kohlenhydrate statt Zucker; zudem ausreichend Proteine aufnehmen. Stichwort: Mittelmeerdiät. Eine Diät bringt aus Sicht des Herzexperten nichts. Auf die Herzgesundheit zähle auf Dauer nur ein, „was dauerhaft funktioniert“, betont Schneeweis.
Und was ist mit Stress? Für viele nicht erst mit Ende 40 ein täglicher Begleiter. Stress, so Schneeweis, lasse sich zwar nicht vermeiden – wer aber darum wisse, könne und solle sein Stressniveau reduzieren. Wie das gelingen kann, hat der Kardiologe in einer Ausgabe von FITBOOK Experts bereits erläutert: „Durch Entspannungstechniken kann man versuchen, den sogenannten Vagusnerv, also den Entspannungsnerv, anzusprechen. Dafür gibt es Atemübungen, aber auch Meditationstechniken können hilfreich sein, um eine Stressbewältigung durchzuführen“, so Schneeweis. Einige Techniken finden Sie hier.
Ende 40 sollte an allen Stellschrauben gedreht werden
Deutlich wird: Es gibt nicht die eine Stellschraube in der Lebensmitte, die man dreht und dann ist die Grundlage für eine optimale Herzgesundheit gelegt. Vielmehr sollte man an sämtlichen Stellschrauben wie Ernährung, Entspannung etc. drehen. So sieht es auch Fitnessprofessor Dr. Stephan Geisler. Auf Nachfrage von FITBOOK sagte er: „Als Fitnesswissenschaftler möchte ich hier die besondere gesundheitliche Bedeutung des Muskeltrainings hervorheben. Ein regelmäßiges Muskeltraining ist aus Sicht der Prävention unerlässlich und kann so manch einer Krankheit sehr gut vorbeugen.“

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Das Herzinfarktrisiko möglichst gering halten
Klar, man kann das Risiko eines Herzinfarkts oder anderer Herzereignisse nicht auf null setzen. Weder in jungen Jahren noch ab 40 und darüber hinaus – die Herzgesundheit hängt von vielen Faktoren ab und nicht alle sind beeinflussbar. Welhe „Minimizer“ von Herzinfarkt und Co. aber eine gewisse Wirkung haben, wenn man „in die Jahre“ kommt, wissen Sie nun. So lässt sich das Risiko immerhin möglichst gering halten. Den Fitnessprofessor hat übrigens am meisten motiviert, einen möglichst geringen LDL-Wert anzustreben. „Das werde ich mal ausprobieren“, so Geisler zu FITBOOK.