12. Juni 2024, 4:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Schauspielerin Emilia Clarke ist weltberühmt für ihre „Game of Thrones“-Rolle Daenerys Targaryen. Was lange keiner wusste: Während dieser Zeit erlitt sie zwei Hirnaneurysmen. Welche Ängste sie deswegen ausstand und mit welchen Folgen sie leben muss, hat die Schauspielerin in Interviews verraten.
Mit gerade einmal Mitte 20 erhielt Emilia Clarke während der Anfänge der Erfolgsserie „Game of Thrones“ (GoT) zweimal die Schockdiagnose Hirnaneurysma. Operationen und Schlaganfälle waren die Folge, die die Schauspielerin nur mit viel Glück überlebte. Jetzt erzählte sie, wie groß damals ihre Angst war, ihren Job in der Hitserie zu verlieren und sie sich sogar ausmalte, wie es wäre, infolge der stressigen Dreharbeiten zu sterben.
Übersicht
Jegliche Selbstsicherheit dahin
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass sich Emilia Clarke zunächst 2011 und erneut 2013 Gehirnoperationen aufgrund von Aneurysmen unterziehen musste. Damit fielen ihre dramatischen gesundheitlichen Erlebnisse genau in die Zeit, als sie in den ersten GoT-Staffeln in der Rolle von Daenerys Targaryen durchstartete. Hätte sie eigentlich Grund gehabt, stolz zu sein und sich selbstsicher zu fühlen, war gerade dies nicht der Fall. Das verriet die Engländerin jetzt im Interview mit dem Magazin „Big Issue“: „Wenn man eine Hirnverletzung hat und sich deswegen das Selbstverständnis auf dramatische Weise verändert, führt dies dazu, dass sich alle deine Unsicherheiten, mit denen man zur Arbeit geht, über Nacht vervierfachen.“
Ihre Unsicherheit ging sogar so weit, dass Emilia Clarke Angst hatte, ihre Serienrolle zu verlieren: „Meine Hauptangst war: ‚Oh mein Gott, werde ich jetzt gefeuert? Werde ich gefeuert, weil sie denken, dass ich nicht in der Lage bin, meine Aufgabe zu erfüllen?’“
Angst, zu sterben
Eine Sorge, die offensichtlich unbegründet war. Bekanntlich blieb Emilia Clarke der Serie bis zum Schluss erhalten. Doch die Angst, ihren Job zu verlieren, war nicht die einzige, die die Schauspielerin umtrieb. Sie erzählte im Interview jetzt auch, dass sie fürchtete, der Stress der Dreharbeiten und der Druck, vor so vielen Menschen zu schauspielern, könnte ein weiteres Aneurysma verursachen. Heute kann sie auf die Angst, während der Dreharbeiten erneut lebensbedrohlich zu erkranken, mit Humor kommentieren: „Gut, wenn ich sterbe, dann wenigstens live im TV.“
Gehirnoperation machte einsam
Nicht nur körperlich, sondern auch mental nahmen die Aneurysmen sowie die lebensrettenden Gehirnoperationen Emilia Clarke stark mit. Das lag vor allem daran, dass sie ihre Schauspielleidenschaft und gerade beginnende Hollywood-Karriere in Gefahr sah. „Eine chronische Erkrankung, die dein Vertrauen in das Einzige, was du als deinen Lebensinhalt empfindest, erschüttert, schwächt dich so sehr und macht dich so einsam. Eines der größten Probleme, die ich mit einer Hirnverletzung hatte, war das Gefühl, zutiefst allein zu sein“ so die 37-Jährige, die mit ihrer Geschichte anderen Menschen helfen möchte, ebendies nicht empfinden zu müssen.
Teile von Emilia Clarkes Gehirn funktionieren nicht mehr
Auch wenn die dramatische Zeit mittlerweile lange hinter Emilia Clarke liegt, ohne Spätfolgen blieben die Aneurysmen nicht. In einem Interview mit „BBC“ verriet sie: „So viele Teile meines Gehirns funktionieren nicht mehr. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt noch sprechen und mein Leben ohne Einschränkungen leben kann.“
Die Schauspielerin betonte, welch riesiges Glück sie hatte. So gehöre sie zu einer sehr kleinen Minderheit, die so etwas überlebt habe. Der Kampf zurück ins Leben war alles andere als einfach, doch heute ist Emilia Clarke wieder gesund – und kann ihre Aneurysmen sogar mit einer guten Portion Humor nehmen: „Es fehlt mir wirklich eine ganze Menge (im Gehirn, Anm. d. Red.). Darüber muss ich immer lachen. Bei einem Schlaganfall ist es ja so: Sobald ein Teil des Gehirns eine Sekunde lang nicht durchblutet wird, ist er weg. Also sucht sich das Blut einen anderen Weg. Aber der Teil, der fehlt, ist dann weg.“
Emilia Clarke erlitt 2011 und 2013 Hirnaneurysmen
2011, kurz nach Abschluss der ersten GoT-Staffel, überkamen Emilia Clarke beim Sport plötzlich unerträgliche Kopfschmerzen. „Es fühlte sich so an, als würde mein Gehirn von einem Gummiband zusammengepresst“, berichtete Emilia Clarke in einem Essay über ihre Aneurysmen, das sie im Frühjahr 2019 für den „New Yorker“ verfasste. Es ging ihr so schlecht, dass der Notarzt kommen musste. Im Krankenhaus stellte sich dann heraus, dass sie ein Hirnaneurysma erlitten hatte. Die Folgen: ein Schlaganfall und eine Subarachnoidalblutung. Beides geschieht üblicherweise, wenn ein Aneurysma (eine ballonartige Ausbuchtung in einer Arterie) reißt und Blut in den das Gehirn umgebenden Raum strömt.
Schon dass die Schauspielerin ihr erstes Aneurysma überlebte, ist keine Selbstverständlichkeit. So sterben etwa 35 Prozent der Patienten nach der ersten aneurysmatischen Subarachnoidalblutung, weitere 15 Prozent sterben innerhalb einiger Wochen durch eine nachfolgende Ruptur. Nach sechs Monaten kann eine erneute Ruptur mit einer Häufigkeit von 3 Prozent pro Jahr auftreten, wie das „MSD Manual“ schreibt.1
Auch Emilia Clarke erlitt einen Rückfall. Bereits innerhalb der vier Wochen, die sie 2011 im Krankenhaus verbrachte – und aufgrund von Aphasie wieder sprechen und klar artikulieren üben musste – stellten Ärzte ein zweites Aneurysma bei ihr fest. Dieses war noch nicht gerissen, weshalb es in den folgenden Monaten beobachtet, aber zunächst nicht behandelt wurde.
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Mit welchen Eingriffen wurden die Aneurysmen behandelt?
2013 war das Aneurysma dann so groß geworden, dass Emilia Clarkes Ärzte entschieden, zu handeln. Wie beim ersten Mal unterzog sich die GoT-Darstellerin einem mehrstündigen Eingriff. Bei diesem wurde ein Katheter in ihre Leiste eingeführt und von ihrer Oberschenkelarterie bis zu ihrem Gehirn geführt. Dort setzte ein im Katheter befindlicher Draht winzige Platinspulen frei, die ein Blutgerinnsel verursachten, das wiederum das Aneurysma abdichtete.
Doch dieses Mal ging etwas schief. Weil sie während des Eingriffs eine massive Hirnblutung entwickelte, mussten die Ärzte eine andere Notoperation durchführen – am Gehirn selbst. Nach dem Eingriff hatte Emilia Clarke eine Drainage im Kopf, Titan als Ersatz für Teile ihres Schädels und eine Narbe von der Kopfhaut bis zum Ohr. Erneut musste der Hollywood-Star einen Monat im Krankenhaus verbringen, immer mit dem Risiko, dass ein weiteres Aneurysma auftreten könnte.
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Wie geht es Emilia Clarke heute?
Direkt im Anschluss an ihre erneute Erkrankung und Operationen hatte Emilia Clarke mit vielen Folgebeschwerden zu kämpfen. So litt sie an quälenden Kopfschmerzen und auch mental ging es ihr schlecht. In ihrem Essay berichtet sie von Panikattacken, sowie der ständigen Sorge, sich nicht wieder vollständig zu erholen. Ihre größte Angst: Kognitive oder sensorische Einschränkungen zurückzubehalten, sich nicht konzentrieren und nicht klar sehen zu können, oder Dinge zu vergessen. Denn das hätte auch bedeutet, dass sie ihren Traum, die Schauspielerei, nicht mehr hätte weiterleben können.
Im Verlauf der Monate ging es Emilia Clarke aber dann immer besser, sodass sie nicht nur in acht Staffeln „Games of Thrones“ eine Hauptrolle spielen konnte, sondern auch im Kino Erfolge feierte.