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Angebliches Wundermittel

Warum man bei Kater auf Elotrans verzichten sollte – und was viel besser hilft

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FITBOOK Redaktion

1. Januar 2023, 8:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Silvesterpartys hinterlassen manchmal einen dicken Schädel. Das Durchfallmedikament Elotrans soll bei einem Alkohol-Kater wie ein Wundermittel wirken, heißt es in sozialen Medien. Die Folge: Engpässe in Apotheken und schockierte Eltern, deren Kinder an Durchfallerkrankungen oder Erbrechen leiden und das Medikament wirklich benötigen. Dabei gibt es Alternativen, die mindestens genauso gut helfen.

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„Extra noch ’ne Packung vorm Wochenende besorgt“, schreibt ein Nutzer auf dem Instagram-Account von Elotrans. In den sozialen Medien ist zuletzt um das Durchfallmedikament ein regelrechter Hype entstanden. Dabei wird immer wieder behauptet: Ein Beutelchen der Trinkmischung würde nach ein paar Glühwein zu viel auf dem Weihnachtsmarkt oder einer durchzechten Silvesternacht den Kater wie von Zauberhand verschwinden lassen. Elotrans gegen Kater – diese Annahme ist tatsächlich irreführend. Altbewährte Hausmittel hingegen helfen sehr wohl… und sind obendrein kostengünstiger.

Wie wirkt Elotrans im Körper?

Das rezeptfreie Mittel aus der Apotheke, das pro Dosis rund 70 Cent kostet, gleicht dem Hersteller Stada zufolge den Verlust von Wasser und Elektrolyten aus. Zudem kann Elotrans die Dauer von Durchfall verkürzen und das Wohlbefinden bei Magen-Darm-Erkrankungen verbessern. Es liefere dem Körper Salze, Mineralstoffe und Glucose in der optimalen Zusammensetzung und unterstütze so die Regeneration, heißt es in der Beschreibung des Medikaments auf der Firmenwebseite.

Elotrans bei Kater? Experte bescheinigt keine großen Effekte

Starker Alkoholkonsum könne sich auf den Elektrolythaushalt im Körper auswirken, erklärt Heiner Wedemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). In diesem Fall führe die Einnahme von Elotrans eventuell zu einer Verbesserung, sagt Wedemeyer und schränkt ein: „Aber die Effekte werden nicht groß sein.“

Zu den Symptomen eines Katers zählen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung etwa Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit und ein generelles Krankheitsgefühl.

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Was hilft sonst gegen Kater?

„Wenn man Alkohol konsumiert, sollte man darauf achten, dass man dann auch mineralhaltige Stoffe dazu mittrinkt“, erklärt Stefan Fink, Vorstand der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Das könne etwa ein Apfel- oder Orangensaft sein. Im Vergleich zu Elotrans sagt der Apotheker: „Wenn man eine Apfelsaftschorle trinkt und dann noch eine Banane dazu isst, dann haben Sie quasi den gleichen Effekt.“

Ähnlich sieht das auch Experte Wedemeyer: „Viel Geld für Elotrans auszugeben, macht keinen Sinn“, sagt er. „Die guten alten Hausmittel sind gleichwertig.“ Die Anti-Kater-Tipps des Ernährungsexperten: „Ausreichend trinken, Kohlenhydrate zufügen, gegebenenfalls eine Kopfschmerztablette, zum Beispiel Aspirin, salzig essen.“

Weitere Anti-Kater-Mittel wie Pfefferminzöl, Ingwertee oder ein passendes Frühstück hat FITBOOK hier für Sie zusammengetragen. Und leckere Kater-Suppen, die gegen einen Brummschädel helfen, finden Sie hier.

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Wie kam es eigentlich zu dem Hype?

Der Pharmakonzern Stada spielt auf Instagram mit der Verwendung von Elotrans als Anti-Kater-Mittel. Seit rund zwei Jahren bewirbt das Unternehmen das Durchfallmittel auf einem eigenen Account mit fast 13.000 Followerinnen und Followern. Dort sind etwa Bilder einer Silvester-Party zu sehen, auf der die Feiernden nach Elotrans-Packungen greifen. Häufig sind diese Beiträge mit scherzhaften Kommentaren zu starkem Alkoholkonsum und Partynächten versehen.

Im vergangenen Sommer sei die Nachfrage dann in den Apotheken aufgefallen, erinnert sich Fink. Der ABDA-Vorstand führt das auf den Hype im Netz zurück: „Es scheint wirklich einen starken Zusammenhang zu geben.“ Die große Nachfrage habe wiederum zu Lieferengpässen geführt. Man könne nicht damit rechnen, dass das Medikament demnächst wieder in ausreichender Menge verfügbar sei, warnt Fink.

Stada teilte bereits vor einigen Wochen über Instagram mit: „Uns erreichen immer mehr Nachrichten, weil Elotrans in vielen Apotheken ausverkauft ist.“ Der Hersteller wolle „mit Hochdruck daran arbeiten, die Produktionskapazitäten auszuweiten und die Nachfrage bestmöglich zu bedienen“, hieß es damals.

Auf Nachfrage zu den Hintergründen Social-Media-Aktivitäten erklärte das Unternehmen: „Hintergrund des Auftritts in sozialen Medien ist die Tatsache, dass sich Patienten mit Durchfall schambedingt vor der Gesellschaft zurückziehen. Durch die lebhaften Inhalte versucht Stada einen offenen Umgang mit diesem unangenehmen Thema zu schaffen.“

Wofür wird Elotrans eigentlich eingesetzt?

Elotrans ist ein Arzneimittel zum Ausgleich eines Flüssigkeitsmangels bei Durchfallerkrankungen, wie es in der Packungsbeilage des Medikaments heißt. Das Gemisch, das man in einem Glas Wasser auflösen und anschließend trinken soll, enthält Salze (Elektrolyte) und Glucose.

Apotheker Fink sieht dabei zwei eigentliche Hauptanwendungsgebiete. Zum einen sei es für Säuglinge und Kleinkinder bei Durchfallerkrankungen und Erbrechen gedacht, zum anderen würden es Reisende, die Angst vor Magen-Darm-Infekten unterwegs hätten, prophylaktisch kaufen.

Mit dem Hype, übermäßigem Alkoholgenuss mit Elotrans zu begegnen, geht Fink deshalb hart ins Gericht. „Es ist nicht notwendig, dass man Medikamente für Säuglinge wegkauft“, so der Apotheker. Denn, wie es im Beipackzettel der Arznei heißt: „Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern können Durchfälle, besonders bei gleichzeitigem, unstillbarem Erbrechen, rasch zu schweren Krankheitserscheinungen führen.“ Dazu zählen Bewusstseinstrübungen und Schocks.

Welche Nebenwirkungen und andere Gefahren gibt es?

Bei einem übermäßigen Konsum der Elotrans-Mischung könne es zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln – etwa Herzmedikamenten – kommen, erklärt Apotheker Fink. Wer zu viel davon trinke, setze seinem Mineralhaushalt auch der Gefahr aus, zu kippen.

Auch Wedemeyer warnt: „Wenn andere Erkrankungen vorliegen, zum Beispiel eine Niereninsuffizienz, oder andere Medikamente genommen werden, kann man Probleme bekommen.“

Mit Material von dpa

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