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24. Februar 2025, 13:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In so manchen heterosexuellen Beziehungen haben Freunde oder Arbeitskollegen des anderen Geschlechts schon für Verunsicherung und Streit gesorgt. Die Forschung zeigt allerdings, dass die – zumindest vermeintliche – Konkurrenz von „Vorteil“ sein kann. Sie hat offenbar einen Einfluss auf das Ejakulat des Mannes.
Schon mal etwas von Spermienkonkurrenz gehört? Genau diese haben Forscher der Oakland University jetzt untersucht. Ihre Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Qualität des Ejakulats von Männern durch den Freundeskreis ihrer Partnerin beeinflusst werden könnte. Genauer besteht der entscheidende Faktor in der Menge an männlichen Freunden und Kollegen der Frau, also der Wahrnehmung potenzieller Rivalen. Auch das Vertrauen in die Treue ihrer Partnerin spielt eine Rolle.
Übersicht
Spermienkonkurrenz
Die Frage, ob die Evolution es vielleicht so eingerichtet hat, dass mögliche Fortpflanzungskonkurrenz die Fruchtbarkeit beeinflussen könnte, beschäftigt die Forschung bereits länger. Bereits 1989 fand ein Forschungsteam aus Manchester Hinweise dafür. In ihrer Studie kamen sie zu der Erkenntnis, dass die Spermienanzahl im Ejakulat von Männern gemäß der sogenannten Spermienkonkurrenz variierte.1 Spermienkonkurrenz entsteht, wenn die Ejakulate von zwei oder mehr Männchen um die Befruchtung derselben Eizelle konkurrieren.2 Gab es mehr männliche Konkurrenz um die Frau, also eine erhöhte theoretische Gefahr, dass sie außer mit ihm auch noch Sex mit einem anderen Partner haben könnte, erhöhte sich die Spermienanzahl beim Mann, der die Konkurrenz wahrnahm. Auch die Zeit, die Mann und Frau zwischen Sex getrennt verbrachten, hatte Einfluss auf Anzahl der Spermien.
Wie beeinflussen „Rivalen“ das Ejakulat von Männern?
Auf Basis der vorangegangenen Forschung wollten die Wissenschaftler der Oakland University untersuchen, inwieweit das Risiko der Spermienkonkurrenz die Ejakulatanpassung bei Männern vorhersagen kann.3
Dafür sammelten die Forscher Daten von 34 heterosexuellen Paaren (Altersspanne 18 bis 32 Jahre). Um das Risiko der Spermienkonkurrenz zu bestimmen, fragten sie über Selbstauskünfte die Beziehungsdynamiken der Probanden ab. Abgefragt wurde z. B. die Wahrnehmung der Untreue des Partners und das Vorhandensein potenzieller sexueller Rivalen. Die Männer reichten zudem über einen Zeitraum von 45 Tagen sechs Ejakulatproben ein. Bei drei Proben jedes Mannes handelte es sich um kopulatorische Ejakulate (im Rahmen von Sex erfolgt) und bei drei Proben um masturbatorische Ejakulate (im Rahmen der Masturbation erfolgt). Mithilfe laseroptischer Spermaanalysetechnik ermittelten die Wissenschaftler die Spermaqualität.4
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Mehr Spermien im Ejakulat
Tatsächlich ergab die aktuelle Analyse ähnliches wie schon die frühere Studie aus England. Die Spermienkonzentration war bei kopulatorischen Ejakulationen bei Männern höher, die mehr potenzielle sexuelle Rivalen wahrnahmen. Die unter diesem Druck stehenden Männer können also offenbar davon ausgehen, dass sie mehr Spermien im Ejakulat haben. Allerdings gilt das nur für das Ejakulat, das beim Geschlechtsverkehr entsteht – nicht, wenn es durch Masturbation ausgelöst wurde.
Allerdings kamen die Forscher aus Oakland zu einem anderen Ergebnis als die ältere Studie, was die getrennte Zeit der Männer und Frauen anging. Die Zeit, die das Paar seit der letzten Kopulation miteinander verbracht hatte, stand in keinem signifikanten Zusammenhang mit der Qualität des Ejakulats.
Bemerkenswert ist auch eine weitere Erkenntnis der aktuellen Untersuchung. Die Spermien der Männer waren beweglicher im Ejakulat, wenn es durch Masturbation ausgelöst wurde als beim Sex. Ähnlich war es, wenn die Männer ihre Partnerinnen als treu einschätzten.
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Einordnung der Studienergebnisse
Die Studie aus Oakland ging den Fragen der älteren Studie erneut auf die Spur – mit moderner Analysetechnik. Die Probenentnahme in verschiedenen Situationen (Sex vs. Masturbation) ermöglichte detailliertere Erkenntnisse über die Adaption des Ejakulats der Männer. Da es sich allerdings um eine kleine Probandengröße handelte, ist fraglich, inwieweit sich die Studienergebnisse verallgemeinern lassen.
Auch ist unklar, ob völlig ausgeschlossen werden kann, dass andere Faktoren die Spermienanzahl beeinflusst haben könnten. Zudem kann die Studie die Wirkmechanismen im Körper von Männern, die das Ejakulat auf Basis der Umweltwahrnehmung (Konkurrenz durch Rivalen) anpassen, nicht abschließend erklären.
Weitere Fragen bleiben offen: etwa, warum die Spermien bei Masturbation beweglicher zu sein scheinen? Damit liefert die Studie spannende Hinweise und womöglich Gesprächsstoff für heterosexuelle Paare, sollte aber die Basis für weitere Untersuchungen in diesem Bereich bieten.