11. Februar 2024, 8:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mundwinkelrhagaden – so der Fachbegriff für eingerissene Mundwinkel – sind bereits unangenehm. Umso schmerzhafter wird es, wenn Erreger in die kleinen Wunden eingedrungen sind und Entzündungen ausgelöst haben. Eingerissene Mundwinkel sind also weitaus mehr als ein rein kosmetisches Problem. Welche ungeahnten (und nicht immer harmlosen) Ursachen dahinterstecken können und was man dagegen tun sollte, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die menschliche Haut ist mit Drüsen ausgestattet, die Talg absondern und dadurch eine Art schützenden Fettfilm bilden. Der zarten Lippenhaut fehlen diese Talgdrüsen, deshalb neigen die Lippen insbesondere im Winter zu Trockenheit und sollten mit Pflegestiften vor Kälte geschützt werden. Auch eingerissene Mundwinkel können mit Hauttrockenheit zusammenhängen. Manchmal weisen sie jedoch auf andere gesundheitliche Probleme hin.
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Übersicht
Was sind Mundwinkelrhagaden?
Rhagaden sind Einrisse in sehr trockener Haut, sie kommen nicht nur in den Mundwinkeln vor. Die Hautrisse können beispielsweise auch unter dem Ohrläppchen (am Übergang von Ohr zu Hals), zwischen den Fußzehen oder am After auftreten. Noch unangenehmer und behandlungsbedürftig werden Rhagaden, sollten sie sich entzünden. Das kann schnell passieren: Die Hautrisse bieten Erregern wie Bakterien und Viren eine mögliche Eintrittspforte.
Wenn die Haut in den Mundwinkeln einmal einreißt, ist das natürlich noch kein Grund zur Besorgnis und liegt an einer fehlenden Elastizität, die neben den Wetterverhältnissen – sowohl Kälte als auch starke Hitze können der Haut zusätzlich Feuchtigkeit entziehen – auch mit einer (kurzzeitig) unausgewogenen Ernährung zusammenhängen kann.
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Nährstoffmangel und eingerissene Mundwinkel
Eine häufige Ursache von Rhagaden, die sich einfach in den Griff bekommen lässt, ist ein Nährstoffmangel. Vor allem dann, wenn zu wenig vom Spurenelement Eisen oder vom Vitamin B12 zu sich genommen wird, kann sich das mit eingerissenen Mundwinkeln rächen. Beide Stoffe können im Rahmen einer veganen Ernährung potenziell zu kurz kommen und sollten ggf. supplementiert werden. Auch ein Zinkmangel begünstigt Rhagaden.
Weiterhin können Faktoren wie kaltes Winterwetter und Heizungsluft die Haut zusätzlich austrocknen und Rhagaden begünstigen.
Wenn Sie häufig mit eingerissenen Mundwinkeln zu kämpfen haben oder die Wunden nach zwei bis drei Wochen nicht verheilen wollen, empfiehlt sich der Besuch beim Hautarzt. Es kann eine Hefepilz-Infektion dahinterstecken. Der Mediziner kann ansonsten einen etwaigen Nährstoffmangel feststellen und überprüft, ob etwas Ernsteres dahintersteckt.
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Mögliche krankhafte Ursachen
Laut der Kölner Dermatologin Uta Schlossberger können auch Erkrankungen eine Rolle spielen. Neurodermitis sowie Heuschnupfen und andere Allergien beeinflussen die Empfindlichkeit der Haut, erklärt sie der deutschen Presse-Agentur (dpa).
Außerdem sind Personen anfällig für eingerissene Mundwinkel, die – grundsätzlich oder aufgrund einer Erkältung – an einem geschwächten Immunsystem oder Herpes leiden. Rhagaden können zudem auf Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder eine Entzündung im Magen-Darm-Bereich hindeuten.
Was kann der Hautarzt bei eingerissenen Mundwinkeln tun?
„Die Behandlung von eingerissenen Mundwinkeln sollte auf die individuelle Ursache abgestimmt sein“, so Schlossberger. Steckt eine Entzündung oder bakterielle Infektion dahinter, empfehle sich eine antibakterielle Salbe. Entzündungshemmend wirken z. B. Cremes mit Dexpanthenol. Je nach Grad der Entzündung könnte der Arzt Ihnen auch ein cortisonhaltiges Präparat empfehlen. Es gibt auch pflanzliche Mittel, die auf natürliche Weise antiseptisch wirken und Linderung verschaffen, etwa Salbei- oder Kamillentee.
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Was kann man selbst tun?
Bei der Ernährung sollte auf ausreichend Spurenelemente und Vitamine geachtet werden. Saures und scharfes Essen zunächst besser vermeiden, es kann die angegriffenen Mundwinkel zusätzlich reizen.
Außerdem ist es wichtig, die eingerissene Haut zu pflegen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Pflegeprodukte für die Mundwinkel keine Mineralöle enthalten, da diese der Haut zusätzlich Feuchtigkeit entziehen. Besser sei etwa Sheabutter.
Wichtige Verhaltensregel: nicht lecken!
Es mag vorübergehend wohltuend sein, die Wunde zu befeuchten. Langfristig trocknet der Speichel sie aber noch mehr aus.
Hausmittel, die helfen
Hausmittel können die Behandlung unterstützen. Das Auftragen von Honig, ggf. in Kombination mit Olivenöl, spendet nicht nur Feuchtigkeit, sondern hat auch eine leicht antibakterielle Wirkung. Das wirkt sich positiv auf die Wundheilung aus. Alternativ können laut Dermatologin Schlossberger abgekochte Salbei- oder Kamillenteebeutel für 15 Minuten auf die eingerissenen Stellen gelegt werden.
Zudem rät sie, in der kalten Jahreszeit lieber auf Kosmetikprodukte wie Lippenstifte und Lipgloss zu verzichten. Diese enthalten oft Silikonöle, die die Haut zusätzlich austrocknen.
Fachliche Beratung durch Dr. med. Timm Golüke, Dermatologe aus München.