24. Februar 2021, 16:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Coronavirus scheint vergessen, wenn man sich aktuelle Fotos aus Deutschland ansieht. Die Straßen und Parks sind voll mit Menschen, die das schöne Wetter genießen wollen. Können sie sich draußen etwa nicht mit Corona anstecken? FITBOOK klärt über die Infektionsgefahr im Freien auf.
Schon lange sind sich Experten einig: In Innenräumen ist die Gefahr einer Corona-Infektion wesentlich höher als an der frischen Luft. Aber was ist, wenn so viele Menschen zusammenkommen, wie es aktuell auf deutschen Straßen und in Parks der Fall ist? Kann man sich bei diesem Getümmel nicht auch draußen mit Corona anstecken?
Übersicht
Draußen mit Corona anstecken – wie wahrscheinlich ist das?
Auch draußen besteht die Gefahr, in eine Wolke aus Aerosolen zu geraten. Eine Aerosol-Wolke bildet sich bei allen Menschen durch das Ausatmen vor dem Mund. Sprechen Menschen miteinander, dann werden diese Aerosole dem Gesprächspartner quasi ins Gesicht gepustet. Und bei Infizierten kann die Atemluft Coronaviren enthalten.
In ungelüfteten Zimmern können sich die Viren sammeln und somit eine Infektionsgefahr darstellen. Anders im Freien. Dort sei die ausgeatmete Luft schnell verdünnt und abtransportiert, wie die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) in Köln mitteilt.
Auch interessant: Dauer der Immunität nach Corona-Infektion – aktuelle Studienlage
Kurze Begegnung im Freien
Eine kurze Begegnung mit Menschen an der frischen Luft ist demnach ungefährlich. Davon zeigt sich auch Gerhard Scheuch, früherer Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin (und heute Berater der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA), überzeugt. Die Menge an Viren, die man im Vorbeigehen womöglich abbekommt, reiche für eine Infektion nicht aus. „Joggen, Laufen, Wandern, Spazierengehen, das halte ich für absolut ungefährlich“, so Scheuch kürzlich gegenüber „Deutschlandfunk Kultur“.
Empfehlung von Charité-Virologe Prof. Christian Drosten
Zu dem Thema hat sich auch Charité-Virologe Prof. Christian Drosten bereits geäußert. Er könne ebenfalls ausschließen, „dass man sich bei Begegnungen beim Spazierengehen sofort infiziert“. Das erklärte er vor einiger Zeit im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“. Dennoch empfiehlt er, auch draußen einen Sicherheitsabstand von eineinhalb bis zwei Metern zu anderen einzuhalten.
Längere Begegnungen
Wenngleich im Freien also wohl „so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel“ stattfinde – bei Gruppen, die keine Mindestabstände einhalten und/oder keine Masken tragen, sei Vorsicht geboten. Das erklärt die Forschervereinigung GAeF in ihrem Positionspapier. Insbesondere wenn es zu längeren Unterhaltungen kommt.
Auch interessant: Corona-Ansteckungsrisiko über Sportausrüstung geringer als gedacht
6-Sekunden-Regel
Das deckt sich mit dem, was auch der Charité-Experte zur Dauer von Unterhaltungen gesagt hat. Wenn eine infizierte Person huste oder nies, bleibe das dabei ausgestoßene Virus für eine gewisse Zeit in der Luft, bevor es zu Boden fällt. Bei den feineren Aerosolen könne es noch deutlich länger dauern. Laut Prof. Drosten sollte man daher maximal sechs Sekunden mit einem entfernten Bekannten stehen bleiben.“
Virologe skizziert Corona-Strategie Drosten rät zu einer Woche „Vorquarantäne“ vor Familienfeiern
Ansteckung durch Sars-Cov-2 Drosten über Corona: Lüften könnte wichtiger als Händedesinfizieren sein
Studie Wie groß ist die Corona-Gefahr auf öffentlichen Toiletten?
Fazit
Sich draußen mit Corona anstecken – das ist wohl tatsächlich eher unwahrscheinlich. Deshalb aber bitte nicht unvorsichtig werden. Wenn viele Menschen (und Aerosol-Wolken) zusammenkommen, ist eine Infektion auch unter freiem Himmel nicht ausgeschlossen. Zufällige Begegnungen gilt es deshalb, kurz und auf Abstand zu halten.