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Durchsichtige Zahnschienen

Dr. Martin Jaroch: »Aligner-Therapien aus dem Internet bergen erhebliche Risiken

Aligner aus dem Internet
Bei Zahnfehlstellungen kann man inzwischen im Internet durchsichtige, herausnehmbare Zahnschienen bestellen. Auf die Risiken einer solchen „Behandlung“ weist ein Zahnmediziner bei FITBOOK hin. Foto: Getty Images
Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Martin Jaroch
Dr. Martin Jaroch Zahnmediziner

10. November 2024, 8:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Schiefe Zähne und Kieferprobleme? Kein Problem – im Internet kann man sich mit wenigen Klicks durchsichtige, herausnehmbare Zahnschienen bestellen. Doch solche Aligner-Therapien, wie sie etwa bei „DrSmile“ angeboten werden, erfüllen niemals die Standards der Zahnmedizin oder Kieferorthopädie, sagt unser Gastautor Dr. Martin Jaroch. Aus Sicht des Zahnmediziners bergen sie sogar erheblichen Risiken für die Zahngesundheit.

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Als Zahnarzt und Spezialist für ästhetische Zahnmedizin ist mir die Bedeutung einer fundierten, fachärztlich betreuten Behandlung von Fehlstellungen im Zahn- und Kieferbereich bewusst. Aligner – durchsichtige, herausnehmbare Zahnschienen – sind eine moderne Methode der Zahnkorrektur und werden immer beliebter. Doch nicht jede Behandlung, die im Internet oder in der Werbung als Aligner-Therapie angepriesen wird, erfüllt die Standards der Zahnmedizin oder Kieferorthopädie. Hier möchte ich die wesentlichen Unterschiede zwischen einer echten, fachlich fundierten Behandlung und sogenannten „Fake-Behandlungen“ erläutern.

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Aligner aus dem Internet vs. Behandlung beim Zahnarzt: Der wichtigste Unterschied

Bei einer echten Aligner-Behandlung wird der Patient von einem erfahrenen Zahnarzt oder Kieferorthopäden betreut. Nur solche Spezialisten besitzen das notwendige Fachwissen, um eine sichere und effektive Zahnkorrektur durchzuführen. Sie sind in der Lage, eine fundierte Diagnostik vorzunehmen, den genauen Behandlungsbedarf einzuschätzen und das individuelle Vorgehen festzulegen.

Im Gegensatz dazu bieten viele unseriöse Anbieter im Internet Aligner als vermeintlich kosmetische Behandlung an. In diesen Fällen erfolgt die gesamte Kommunikation meist online oder per App. Es gibt keinen direkten Kontakt zu einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden, und es wird keine individuelle, fachliche Untersuchung durchgeführt. Stattdessen basieren diese „Behandlungen“ oft lediglich auf eingesendeten Fotos oder Abdrücken, was aus medizinischer Sicht völlig unzureichend ist und zu schwerwiegenden Problemen führen kann.

Diagnose und Behandlungsplan: Präzision versus Pauschalität

Eine korrekte Diagnose und ein individueller Behandlungsplan sind essenziell für den Erfolg einer Aligner-Therapie. Ein Facharzt erstellt diesen Plan auf Grundlage einer umfassenden Diagnostik, die in der Regel eine klinische Untersuchung, Röntgenbilder und digitale Scans umfasst. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Zahnstellung sicher und vor allem nachhaltig korrigiert wird. Zudem lassen sich so eventuelle Risiken oder Kontraindikationen frühzeitig erkennen.

Bei Fake-Anbietern fehlen solche fundierten diagnostischen Schritte völlig. Diese Angebote basieren oft auf standardisierten Schienen, die weder individuell angepasst noch medizinisch sinnvoll eingesetzt werden. Ohne präzise Analyse der Kiefer- und Zahnstellung kann keine seriöse Korrektur erfolgen – die Schienen bewirken dann bestenfalls eine minimale, meist nur vorübergehende Veränderung der Zahnposition, die ästhetisch ansprechend scheint, aber keine tatsächliche Zahnmedizin darstellt.

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Die Rolle der Überwachung: Kontinuierliche Kontrolle ist entscheidend

Eine echte Aligner-Behandlung bei einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden wird durch regelmäßige Kontrollen begleitet. Diese sind entscheidend, um die Fortschritte zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Der Facharzt prüft, ob die Schienen wie geplant wirken, und kann den weiteren Behandlungsverlauf optimieren, wenn nötig.

Bei unseriösen Angeboten hingegen gibt es meist keinerlei Kontrolle. Patienten erhalten die Schienen per Post und wechseln diese nach einem festen Zeitplan – oft ohne Rücksicht auf die tatsächliche Entwicklung der Zahnstellung. Dadurch bleibt die Behandlung unkontrolliert, und es können Fehlstellungen, Zahnlockerungen oder andere Komplikationen entstehen, die bei einer professionell betreuten Behandlung hätten verhindert werden können.

Risiken und Komplikationen: Ein hoher Preis für falsche Ersparnisse

Eine echte Aligner-Behandlung berücksichtigt die komplexe Anatomie des Kiefers und des Zahnfleisches. Zahnarzt oder Kieferorthopäde sind darin geschult, Risiken frühzeitig zu erkennen und die Therapie so anzupassen, dass keine Schädigungen entstehen. Ein unseriöser Anbieter hingegen arbeitet pauschal und ohne die nötige Fachkenntnis. Fehlende Kontrolle und mangelnde Diagnostik führen dazu, dass etwaige Risiken – wie Zahnfleischentzündungen, Zahnlockerungen oder sogar Kiefergelenksprobleme – übersehen oder falsch behandelt werden.

Die vermeintlich kostengünstigen Angebote aus dem Internet sparen auf Kosten der Patientensicherheit. Eine solche „Fake-Behandlung“ ist nicht nur ineffektiv, sondern kann langfristig hohe Kosten nach sich ziehen, wenn Fehler von Fachärzten korrigiert werden müssen. Was zunächst nach einer günstigen Lösung aussieht, endet oft in teuren Nachbehandlungen.

Die ethische und rechtliche Dimension: Zahnmedizin ist keine Kosmetik

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die ethische und rechtliche Verantwortung. Zahnmedizinische Leistungen, insbesondere kieferorthopädische Behandlungen, dürfen nur von zugelassenen Zahnärzten und Kieferorthopäden angeboten werden. Diese Fachkräfte unterliegen strengen Qualitäts- und Berufsethik-Richtlinien. Fake-Anbieter umgehen diese Vorgaben, indem sie Aligner als rein kosmetische Maßnahme bewerben und so tun, als sei eine medizinische Betreuung überflüssig.

Dabei ist wichtig zu betonen, dass eine Aligner-Therapie keine kosmetische, sondern eine zahnmedizinische Behandlung ist. Sie greift in die Zahnstellung und Kieferfunktion ein und sollte ausschließlich von Fachleuten durchgeführt werden, die die anatomischen und funktionalen Konsequenzen verstehen und verantworten können.

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Fazit

Die Unterschiede zwischen einer echten Aligner-Behandlung bei einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden und den Angeboten unseriöser Online-Anbieter sind immens. Eine fachärztlich betreute Aligner-Therapie bietet Sicherheit, Effektivität und Nachhaltigkeit. Fake-Behandlungen hingegen basieren auf fahrlässiger Pauschalisierung und bergen erhebliche Risiken für die Zahngesundheit. Aus zahnmedizinischer Sicht kann ich nur dazu raten, sich bei Zahnkorrekturen ausschließlich auf fundierte Behandlungen zu verlassen – zum Wohl der Zahngesundheit und mit dem nötigen Respekt vor diesem sensiblen Bereich der Medizin.

Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Martin Jaroch
Dr. Martin Jaroch Zahnmediziner

Über den Autor

Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Martin Jaroch ist niedergelassener Zahnarzt in Singen (Baden-Württemberg). Nach dem Studium der Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin promovierte er an der Charité in Berlin. Jaroch hat darüber hinaus einen Master of Science (M.Sc.) in Parodontologie und Implantattherapie (Uniklinik Freiburg) sowie in Kieferorthopädie (Donau-Universität in Krems) erworben. Für FITBOOK prüft er regelmäßig Beiträge auf fachliche Richtigkeit und berät die Redaktion bei Themen und im Rahmen der Recherchen.

Themen Zahngesundheit
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