24. September 2024, 12:50 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Für Lungenkrebs gibt es – anders als z. B. für Darmkrebs – keine standardisierte Vorsorge. Das wollen die Gründer von DogScan ändern: Mit ihren fünf Hunden, die Lungenkrebs erschnüffeln können. Wie das geht, stellten sie in „Die Höhle der Löwen“ vor – und erklären sie bei FITBOOK.
Lungenkrebs zählt zu den Krebsarten mit ungünstiger Prognose. Nur rund 25 Prozent der diagnostizierten Frauen und 19 Prozent der diagnostizierten Männer überleben länger als fünf Jahre. Die Überlebenschancen verbessern sich mit möglichst früher Erkennung der Erkrankung. Doch gibt es in Deutschland keine standardisierte Lungenkrebsvorsorge.1 Hier wollen die Gründer von DogScan eine Lösung anbieten. Die Gründer sind Ali Bouklloâ, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Hundetrainer Florian Wienen und Alexander Maßen, der seinen Vater durch Lungenkrebs verlor.
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Übersicht
- Innovative Idee nach Schicksalsschlag
- Wie funktioniert die Lungenkrebsvorsorge mit DogScan?
- Warum Hunde medizinischer Technologie etwas voraus haben
- Wie stehen Arztpraxen und Krankenkassen zum Lungenkrebs-Test?
- Emotionaler Pitch für Judith Williams
- Wie groß war die Enttäuschung über verpassten Deal?
- So ging es nach DHDL für DogScan weiter
- Die DHDL-Erfahrung gab den DogScan-Gründern Auftrieb
- Eine Mentorin gewonnen
- Quellen
Innovative Idee nach Schicksalsschlag
Der Verlust des Vaters war für Alexander Maßen, der damals mit seinem Welpen die Hundeschule von Florian Wienen besuchte, der Anstoß dafür, etwas verändern zu wollen. Gemeinsam mit dem Hundetrainer und dem Mediziner Ali Bouklloâ entwickelte er DogScan. Das Konzept: Speziell ausgebildete Hunde erschnüffeln Lungenkrebszellen im Atem von Menschen!
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Wie funktioniert die Lungenkrebsvorsorge mit DogScan?
Die Gründer haben ein Test-Kit entwickelt, das man sich zuschicken lassen kann. So erhält man eine spezielle Maske, mit der man eine Atemprobe nehmen kann. „Unsere Spezialmaske enthält im Inneren einen Absorber, der die ausgeatmeten Aerosole bestmöglich aufnimmt. Daher muss sie nur fünf Minuten getragen werden, um ein auswertbares Ergebnis zu erhalten“, erklärt Florian Wienen bei DHDL. Die Probe schickt man an DogScan zurück, wo der Schnüffeltest mit Hunden erfolgt. Die speziell ausgebildeten Tiere können mit ihren hochsensiblen Nasen die Krebszellen frühzeitig im Atemmuster erkennen.
Was es genau ist, was die Hunde bei positiven Proben anschlagen lässt, spezifizieren die DogScan-Gründer auf FITBOOK-Nachfrage: „Hunde können Krebs durch ihren außergewöhnlichen Geruchssinn erkennen, der es ihnen ermöglicht, winzige Mengen von flüchtigen organischen Verbindungen, sogenannte VOCs oder auch ‚volatile organic compounds‘ wahrzunehmen. Diese VOCs entstehen durch biochemische Veränderungen, die bei Krebszellen und deren Stoffwechsel auftreten. Krebserkrankungen, insbesondere Lungen-, Brust-, Haut- und Blasenkrebs, führen oft dazu, dass der Körper spezifische chemische Substanzen produziert oder freisetzt, die Hunde in Atem, Urin, Schweiß oder Blut riechen können.“
Eine Methode, die sich bereits bewährt hat. Die Gründer erläutern, dass ihre Hunde bisher 12.500 Masken erschnüffelt und darunter 800 positive (also mit Lungenkrebszellen) erkannt hätten. Die Trefferquote läge bei 99 Prozent. „Um Fehler zu vermeiden, setzen wir immer fünf Hunde unabhängig voneinander ein“, so Alexander Maßen. Ali Bouklloâ ergänzt: „Hierbei ist es wichtig, dass weder der Hundehalter noch der Hund gesehen haben, was der vorherige Hund angezeigt hat. Um ein positives Ergebnis zu erhalten, müssen mindestens drei Hunde angezeigt haben. Für ein negatives Ergebnis darf wiederum keiner der Hunde angezeigt haben.“
Warum Hunde medizinischer Technologie etwas voraus haben
Dass Hunde Krebskrankheiten erschnüffeln können, darunter auch speziell Lungenkrebs, hat die Wissenschaft in Studien bereits aufzeigen können.2,3 Aufbauend auf diesen Erkenntnissen haben die DogScan-Gründer ihre Hunde trainiert sowie ein Test-Kit für zu Hause entwickelt, die Methode also für Menschen in Deutschland einsetzbar gemacht.
Doch können nicht langfristig medizinische Geräte Lungenkrebs ebenfalls in Atemproben erkennen und die Vorsorge in größerem Umfang leisten? „Der genaue Mechanismus, wie Hunde Krebs riechen, ist noch nicht vollständig verstanden, aber sie können extrem niedrige Konzentrationen dieser VOCs wahrnehmen, die oft für moderne medizinische Geräte nicht nachweisbar sind. Ihre Riechzellen sind hoch spezialisiert und können Molekülmuster unterscheiden, die auf krankhafte Veränderungen im Körper hinweisen“, so die Gründer gegenüber FITBOOK. „Die Wissenschaft arbeitet daran – oder hat bereits versucht –, eine Maschine zu entwickeln, die das nachahmt, was Hunde von Natur aus beherrschen. Forscher versuchen, herauszufinden, was genau die Hunde riechen können. Die Nachbildung der Hundenase ist also ein teurer und schwieriger Weg. Warum etwas künstlich reproduzieren, was die Natur bereits perfekt erschaffen hat?“
Erste Bemühungen, Atemproben zur Erkennung von Lungenkrebs zu nutzen, gibt es in der Forschung tatsächlich schon, wie u. a. eine vielversprechende Studie (FITBOOK berichtete).4 Bis aus diesen Erkenntnissen aber ein breites Vorsorgeangebot wird, wird wohl noch eine Zeit vergehen.
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Wie stehen Arztpraxen und Krankenkassen zum Lungenkrebs-Test?
Online kann man die Testpakete von DogScan bereits bestellen, und es gibt auch schon Ärzte, die ihre Patienten an das Gründer-Team verweisen, heißt es auf FITBOOK-Nachfrage: „Tatsächlich gibt es bereits erste Radiologen, die uns Patienten empfehlen, da sie manchmal aufgrund der Strahlenschutzverordnung keine weiteren Schritte in die Wege leiten können.“
Noch müssen Personen, die die Schnüffel-Methode machen wollen, diese selbst zahlen. Auch das wollen die DogScan-Gründer langfristig ändern – und die Krankenassen davon überzeugen, sich an den Kosten zu beteiligen. „Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit verschiedenen Krankenkassen bezüglich der Kostenübernahme. Dennoch ist eine Studie erforderlich, um die Nachweisbarkeit und Wirksamkeit unseres Ansatzes zu belegen. Dies ist ein entscheidender Schritt. Sobald die Studie abgeschlossen ist, wird der nächste Schritt darin bestehen, die konkreten Verhandlungen mit den Krankenkassen aufzunehmen. Derzeit halten wir alle Krankenkassen regelmäßig über die aktuellen Fortschritte auf dem Laufenden.“
Emotionaler Pitch für Judith Williams
Um ihre Idee und die Lungenkrebsvorsorge vorantreiben zu können, erhofften sich Bouklloâ, Wienen und Maßen tatkräftige Unterstützung der DHDL-Investoren. Die Löwen waren von DogScan auch sehr beeindruckt. Besonders emotional zeigte sich Judith Williams. „Die Person, von der ihr sprecht und die das gebraucht hätte, ist meine Mama. Weil es viel zu spät erkannt worden ist“, kämpfte die Löwin während des Pitchs mit den Tränen. „Egal in welchem Alter Krebs erkannt wird, ist es für die Familie immer sehr bewegend. Das, was ihr macht, ist gigantisch.“
Wie groß war die Enttäuschung über verpassten Deal?
Obwohl alle Anwesenden den Einsatz der DogScan-Gründer lobten und wertschätzten – für einen Deal (Investment von 500.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile) reiche es am Ende nicht.
„Wir waren nicht direkt enttäuscht darüber, dass wir keinen Deal bekommen haben. Vielmehr waren wir enttäuscht von uns selbst, weil es uns nicht gelungen ist, die Löwen davon zu überzeugen, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Markt waren. Daher konnten wir die Frage von Herrn Maschmeyer, ob wir bereits jemanden positiv erschnüffelt haben, dessen Diagnose anschließend bestätigt wurde, nicht mit einem klaren ‚Ja‘ beantworten“, offenbarte das Trio die Gefühlslage nach dem verpassten Deal auf FITBOOK-Nachfrage.
So ging es nach DHDL für DogScan weiter
Mittlerweile seien sie auf dem Markt und könnten erste Erfahrungswerte vermelden, verrieten uns die Gründer: Es konnte schon Lungenkrebs erschnüffelt werden. Was für das DogScan-Konzept ein Erfolg bedeutet, ist für die betroffene getestete Person natürlich eine Hiobsbotschaft. „Leider mussten wir einigen Kunden bereits mitteilen, dass ihre Atemprobe auf eine mögliche Erkrankung hinweist. Diese Hinweise wurden später von den Ärzten bestätigt“, so die Gründer. „Ein bemerkenswerter Fall zeigt, wie lebensrettend unsere Arbeit sein kann. In einem bekannten Beispiel konnten wir einen Tumor aufspüren, der von Stadium vier auf Stadium drei zurückgestuft wurde. Dank der Behandlung und der Tatsache, dass keine Metastasen vorhanden waren, konnte der Tumor so weit verkleinert werden, dass er nun operabel ist.“
Die DHDL-Erfahrung gab den DogScan-Gründern Auftrieb
Maschmeyers Frage nach positiv erschnüffelten Proben könnten Bouklloâ, Wienen und Maßen jetzt also mit einem klaren Ja beantworten. Generell ließen die Drei sich von dem verpassten Deal nicht entmutigen, sondern von der ansonsten positiven DHDL-Erfahrung noch zusätzlich anspornen: „Die konstruktive Kritik der Löwen hat uns geholfen, unseren Weg klarer zu sehen und zu verstehen, was nötig ist, um das, was wir geschaffen haben, durch unabhängige Stellen verifizieren zu lassen. Ihre Anmerkungen haben uns motiviert, uns weiterzuentwickeln, neue Perspektiven einzunehmen und alternative Wege zu erkunden.“
So hätten die DogScan-Gründer nun einen „Datensatz akribisch erstellt und dokumentiert“ und diese bereits Fachleuten vorgestellt. Nun stehe die erwähnte offizielle Studie an.
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Eine Mentorin gewonnen
Und noch eine Überraschung offenbarten die Bouklloâ, Wienen und Maßen im FITBOOK-Interview: Zu einem Deal ist es zwar nicht gekommen, dennoch erhielten sie von DHDL-Seite im Anschluss an die Sendung tatkräftige Unterstützung.
„Wir haben Judith Williams als Mentorin für uns gewonnen“, so das Gründer-Trio. „Es geht uns dabei nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern vor allem um die wertvolle Erfahrung und das Netzwerk, das sie mitbringt. Wir sind überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Judith Williams uns enorm weiterbringen wird.“
Die kompletten Folgen von „Die Höhle der Löwen“ können Sie bei Vox sehen oder bei RTL+ streamen.