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Antibakteriell, appetitanregend …

Studienlage zur Gesundheitlichen Wirkung von Estragon

Ein Bündel Estragon
Estragon ist als Küchengewürz bekannt – weniger bekannt ist seine Wirkung auf die Gesundheit. FITBOOK klärt auf. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

15. Juli 2024, 20:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Feiner Duft, leicht würziger und bittersüßer Geschmack: Estragon zählt nicht ohne Grund zu den vier „Fines Herbes“ der französischen Haute Cuisine. Auch in der Volksheilkunde hat Estragon ein Stein im Brett, so sollen seine Inhaltsstoffe gegen Zahnschmerzen, Verdauungsbeschwerden und sogar rheumatische Beschwerden helfen. Kann die Forschung eine gesundheitliche Wirkung bestätigen? FITBOOK hat sich die Studienlange angesehen.

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Estragon kommt ursprünglich aus China, Sibirien und Südostasien und gehört zur Familie der Korbblütler. Die alten Ägypter stellten daraus Duftöl und Parfüm her. Als Heil- und Gewürzpflanze fand es schließlich bei den Griechen Anwendung und ist bis heute ein beliebtes Küchenkraut. FITBOOK hat sich verschiedene Studien angesehen, die etwas zur gesundheitlichen Wirkung von Estragon aussagen können: Denn das Gewürz soll nicht nur den Stoffwechsel ankurbeln, sondern auch rheumatische Beschwerden helfen können.

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Woher die Bezeichnung „kleiner Drache“ kommt

Der Name Estragon (griech. Artemisia dracunculoides) leitet sich vermutlich von lateinischen Wort draco und dem griechischen Wort drákoon ab, was Drache oder Schlange bedeutet. Aus diesem Grund wird Estragon manchmal auch als „kleiner Drache“, „Dragun“ oder „Schlangenkraut“ bezeichnet. Seinen Blättern wurde früher die Wirkung zugeschrieben, gegen Schlangenbisse zu helfen und vor Drachen zu schützen.

Ins Mittelmeergebiet gelangte die stark aromatisch duftende Staude vermutlich zu Zeiten der Kreuzzüge zwischen zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert und wurde fortan zunehmend als Küchengewürz genutztHeutzutage ist Estragon fast in den meisten europäischen Ländern beheimatet.1gelangte das Kraut wahrscheinlich ins Mittelmeergebiet .

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Aussehen, Duft, Geschmack und Sorten

Estragon bildet stark verzweigte Wurzeln und wächst relativ buschig. Die Staude hat schmale, leicht behaarte Blätter, die grün sind und spitz zulaufen. Zerreibt man sie, strömt einem ein angenehmer Duft in die Nase, der an eine Mischung aus Fenchel, Süßholz und Anis erinnert. Der Geschmack kann als intensiv herb-pikant beschrieben werden.

Allgemein unterscheidet man zwei Sorten von Estragon:

  • Russischer Estragon (Artemisia dracunculus var. inodorus) hat behaarte Blättchen
  • Französischer Estragon (Artemisia dracunculus var. sativus), der auch als deutscher Estragon (Artemisia dracunculus var. thuringiae) auf dem Markt ist, besitzt glatte Blätter und zeichnet sich durch einen eher würzigen Geschmack aus

Auch interessant: Pflanz- und Pflegetipps für Estragon (via myHOMEBOOK)

Anwendung in der Volksheilkunde

Die Volksheilkunde sagt Estragon eine positive Wirkung auf die Verdauung nach. Grund dafür sind die enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe, welcher die Magensaftproduktion anregen. Bei wie Magenkrämpfen oder Blähungen setzen manche daher auf Estragon-Tee.

Die enthaltenen ätherischen Öle sollen, äußerlich aufgetragen, eine durchblutungsfördernde und gleichzeitig wärmende Wirkung entfalten. Daher wird Estragon auch nachgesagt, in Zusammenwirkung mit anderen ätherischen Ölen, rheumatische Beschwerden lindern zu können.

Auch wird Estragon in der Volksheilkunde zugesprochen, gegen Zahnschmerzen helfen zu können. Empfohlen wurde gerne das Kauen der Wurzel der Pflanze.2

Diese Mineralstoffe, Pflanzenstoffe, Vitamine und ätherischen Öle enthält Estragon

Estragon enthält viele unterschiedliche Inhaltsstoffe, die nicht nur typisch für den Geschmack sind, sondern auch positive Wirkungen auf den Körper haben. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören:

  • Vitamine und Mineralstoffe: In Estragon sind geringe Mengen an Vitamin A, Vitamin C, Vitamin B und auch Kalium sowie Calcium enthalten.
  • Flavonoide: sie haben eine nachweislich antioxidative Wirkung und können sich positiv auf das Immunsystem, Herz-Kreislauf-System und Blutdruck auswirken. Zudem sollen Flavonoide schützend gegen Krebs wirken.3
  • Gerbstoffe und Bitterstoffe: haben eine verdauungsfördernde Wirkung und regen den Appetit an.
  • Ätherische Öle: Zu den enthaltenen ätherischen Ölen zählen Ocimen, Phellandren und Estragol – die auch für das charakteristische Aroma des Estragons zuständig sind.4

Gesundheitliche Wirkung von Estragon – Studienlage

Antibakterielle Wirkung

2012 hat eine Studie die Auswirkungen von ätherischem Estragonöl auf die beiden Bakterienarten Staphylococcus aureus und Escherichia coli untersucht. Der erste besiedelt Menschen häufig, ohne gesundheitliche Probleme zu verursachen – kann dies aber in seltenen Fällen; der zweite ist Bestandteil der Darmflora des Menschen. Iranischer Weißkäse wurde dazu mit 15 und 1.500 Mikrogramm pro Milliliter ätherischem Estragonöl behandelt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verringerten sich auf dem behandelten Käse die Bakterienstämme. Demnach liefern die Ergebnisse der Studie Hinweise darauf, dass Estragonöl eine antibakterielle Wirkung haben könnte.5

Appetitanregend

Ergebnisse einer Mäusestudie aus dem Jahr 2010 deuten darauf hin, dass Estragonextrakt eine appetitanregende Wirkung hat.6

Verbesserung von Schlaf

2015 haben Forscher beobachtet, dass Pflanzen der Gattung Artemsia (Estragon gehört dazu) eine beruhigende Wirkung auf den Schlaf von Mäusen hat und gar zu einer Regulation des Schlafrhythmus führen kann.7

Entzündungshemmende Wirkung

Ein bestimmter ethanolischer Extrakt von Estragon hat bei einer Studie aus dem Jahr 2015 mit männlichen Mäusen eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung gezeigt.8

Senkung des Blutzuckerspiegels

Es gibt aber eine – wenn auch sehr kleine – Humanstudie zur Wirkung von Estragon: Offenbar kann die Pflanze dabei helfen kann, den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten.

Forscher hatten 2019 die Wirkung von Artemisia dracunculus auf die Blutzuckerwerte, Insulinsekretion sowie Insulinempfindlichkeit von 24 Patienten untersucht. Alle hatten vor Beginn der Studie eine gestörte Glucosetoleranz. 12 Patienten erhielten 90 Tage lang jeweils vor dem Frühstück und Abendessen 1000 Milligramm Estragonöl. Die restlichen Probanden bekamen ein Placebo. Ergebnis der Studie: Bei denjenigen, die Estragon eingenommen hatten, wurde ein deutlicher Rückgang der Gesamtinsulinausschüttung beobachtet.9

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Ist Estragon krebserregend?

Estragon enthält, wie bereits erwähnt, unter anderem das ätherische Öl Estragol. Es handelt sich dabei ein in vielen Pflanzen aus L-Phenylalanin gebildetes Phenylpropanoid. Die ätherischen Öle des Estragon bestehen zu 60 bis 75 Prozent aus Estragol. Estragol ist aber auch in Anis, Sternanis, Basilikum, Muskatnuss, Lemongras oder Piment enthalten. Überdies ist Estragol in vielen Süß- und Bitterfencheltees enthalten, welche zur Anwendung bei Babys und Stillenden beliebt sind.

Tierstudien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Estragol – in hohen Dosen – eine potenziell krebserregende und erbgutschädigende Wirkung hat. Bei Mäusen traten etwa Lebertumoren auf. Laut Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) ist es daher wichtig, die Aufnahme von Estragol so niedrig wie möglich zu halten. Das bezieht sich jedoch auf die genannten Tees – und nicht auf das Gewürz Estragon, wenn es in den gewöhnlichen Mengen der Küche eingesetzt wird.

Als sensible Gruppen gelten insbesondere Stillende und Kinder bis elf Jahre: Stillende sollen laut Leitlinie der European Medicines Agency maximal 0,052 Milligramm Estragol pro Tag aufnehmen, Kinder nicht mehr als 1 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.10,11 Das BgVV rät, einen dauerhaften oder häufigen Konsum der angeführten Gewürze und Tees zu vermeiden und stattdessen sparsam zu nutzen.11

Quellen

  1. Leni&Hans. Estragon. (aufgerufen am 04.06.2024). ↩︎
  2. Gesundheit.de. Estragon: Heilwirkung & Verwendung als Gewürz. (aufgerufen am 04.06.2024). ↩︎
  3. 3. Woo H.D., Kim J. (2013): Dietary flavonoid intake and risk of stomach and colorectal cancer. World Journal of Gastroenterology. ↩︎
  4. Vitamine.com. Estragon. (aufgerufen am 07.06.2024) ↩︎
  5. Raeisi, M., Tajik, H. et al. (2012). Essential oil of tarragon (Artemisia dracunculus) antibacterial activity on Staphylococcus aureus and Escherichia coli in culture media and Iranian white cheese. Iran J Microbiol. ↩︎
  6. Ilnytska, O., Stütz, AM. et al. (2010). Molecular mechanisms for activation of the agouti-related protein and stimulation of appetite. Diabetes. ↩︎
  7. dela, Peña, IJ., Hong, E., Kim, HJ. et al. (2015). Artemisia capillaris Thunberg Produces Sedative-Hypnotic Effects in Mice, Which are Probably Mediated Through Potentiation of the GABAA Receptor. Am J Chin Med. ↩︎
  8. Eidi, A., Oryan, S. et al. (2016). Antinociceptive and anti-inflammatory effects of the aerial parts of Artemisia dracunculus in mice. Pharm Biol.  ↩︎
  9. Méndez-Del, Villar M., Puebla-Pérez, AM. et al. (2016). Effect of Artemisia dracunculus Administration on Glycemic Control, Insulin Sensitivity, and Insulin Secretion in Patients with Impaired Glucose Tolerance. J Med Food. ↩︎
  10. European Medicines Agency: ICH M7 Assessment and control of DNA reactive (mutagenic) impurities in pharmaceuticals to limit potential carcinogenic risk - Scientific guideline (2023, aufgerufen am 18.06.2024) ↩︎
  11. Bundesinstitut für Risikobewertung. Estragol- und Methyleugenolgehalte in Lebensmitteln verringern. (aufgerufen am 07.06.2024) ↩︎
  12. Bundesinstitut für Risikobewertung. Estragol- und Methyleugenolgehalte in Lebensmitteln verringern. (aufgerufen am 07.06.2024) ↩︎
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