8. Mai 2019, 12:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Idealerweise sind Mediziner und Patient Partner. Dafür muss der Patient gut informiert sein und die richtigen Fragen stellen. Dabei helfen ein Spickzettel, Online-Recherche und etwas Selbstbewusstsein – und im Notfall auch ein zweiter Arzt.
Erst sitzt man ewig im Wartezimmer, dann geht es endlich los – und dann ist alles ganz plötzlich vorbei. Erst später fallen dem Patienten die vielen Fragen ein, die er noch stellen wollte. Und eigentlich hat er nicht alles verstanden, was der Doktor gesagt hat.
Eine Seltenheit sind solche Erlebnisse nicht, auch wenn es anders sein sollte. „Patient und Arzt sollen partnerschaftlich miteinander umgehen, der Patient soll alle Entscheidungen für eine Behandlung informiert treffen“, erklärt Johannes Schenkel das Idealbild der Beziehung. Schenkel ist ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) in Berlin.
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Vorsicht vor Unsinn im Internet
Doch weil sich viele Patienten nicht gut informiert fühlen, suchen sie anderswo Informationen – im Internet etwa. Doch Vorsicht: „Da findet man viel Unsinn“, warnt Schenkel.
„Es ist nicht die Frage, wie viel man vorher googeln sollte, sondern auf welche Quellen man vertraut“, sagt Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin. Es gibt aber einige Webseiten, die verlässlich informieren. Offline helfen Experten bei Patientenberatungen, der eigenen Krankenkasse oder einigen Verbraucherzentralen im Zweifel weiter.
Dennoch können all diese Angebote nicht die Diagnose eines Arztes ersetzen. Wer einen Termin vereinbart hat, nimmt sich dafür am besten einen Spickzettel mit. So vergisst man in der Aufregung nichts. „Man sollte sich notieren, was man geklärt haben möchte und wovor man Angst hat“, rät Schenkel.
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Diagnose ist wie ein Puzzle
Schlägt der Mediziner für die Diagnose Untersuchungen vor, sollte er seinen Patienten erklären, warum diese nötig sind. Mit einer fertigen Diagnose und fordernden Ansagen sollte man aber nicht im Behandlungszimmer sitzen. „Der diagnostische Prozess ist ein Puzzle“, sagt Schenkel. Das bedeutet, dass der Arzt Schritt für Schritt Untersuchungen macht und sich so einer Diagnose nähert.
Der Patient sollte dabei abwägen können, welche Untersuchung er will. Das gilt für die Diagnose und die Behandlung: Der Patient muss nicht sofort entscheiden, kann Bedenkzeit nehmen und einen weiteren Termin vereinbaren. Das gilt übrigens auch für die IGEL-Leistungen – Angebote also, die Krankenkassen nicht bezahlen.
Es kann passieren, dass der Arzt davon nicht begeistert ist. Das ist dann aber Problem des Mediziners: „Ärzte müssen lernen, mit einem mündigen Patienten umzugehen. Ein guter Arzt kann das auch“, sagt Charlotte Henkel. Die Juristin berät Patienten bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
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Das Recht auf eine zweite Meinung
Auch hat jeder Patient das Recht, eine zweite Meinung einzuholen. Im Sinne der freien Arztwahl kann er dafür einfach einen Termin bei einem Arzt machen. Und wer zu einem Spezialisten gehen möchte, kann das auch tun – notfalls ohne Überweisung.
Bleibt die Frage, ob man seinem Arzt mitteilt, dass man eine zweite Meinung einholt. Auch da gilt: Arzt und Patient sind Partner. Man braucht also weder die Erlaubnis vom Mediziner noch muss man Sorge haben, ihn zu verärgern. Hat man bereits Befunde wie Blutwerte oder Röntgenaufnahmen, sollte man diese zum zweiten Arzt mitnehmen.
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Geht man zu dem anderen Arzt, ist es allerdings fair, ihn über die Umstände zu informieren. Auch bei der Rückkehr zum Original-Arzt spielen Patienten am besten mit offenen Karten. „Wenn ein Arzt ein Problem damit hat, dass man eine Zweitmeinung einholt oder öfter nachfragt, ist es der falsche Arzt“, sagt Schenkel.