
19. März 2025, 11:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine neue Betrugsmasche setzt gezielt bei Menschen mit Diabetes an: Unseriöse Anbieter drängen ihnen wirkungslose Nahrungsergänzungsmittel als angebliche Alternative zu dem Medikament Metformin auf. Allerdings kann das selbstständige Absetzen einer verschreibungspflichtigen Medizin gefährliche Folgen haben. Nun rät die Verbraucherzentrale NRW zur Vorsicht.
Immer häufiger berichten Diabetes-Patienten von unerwarteten Anrufen oder auffälligen Online-Anzeigen, die Nahrungsergänzungsmittel als Lösung für Insulinresistenz und Blutzuckerprobleme anpreisen. Angeblich soll der Blutzuckerspiegel innerhalb weniger Wochen stabilisiert werden – doch medizinische Beweise fehlen.
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Übersicht
Betrug mit Nahrungsergänzungsmitteln
Mit der Frage: „Sie haben doch Diabetes?“, fängt das Werbegespräch mit dem unseriösen Anbieter meistens an. Dann wird das vermeintliche Wundermittel vorgestellt: bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Damit soll die Insulinresistenz bekämpft und der Blutzuckerspiegel innerhalb von zwei bis drei Wochen normalisiert werden. Dafür bräuchte es nur zwei Kapseln pro Tag – was doppelt so viel ist wie die empfohlene Tagesdosis auf der Packung.
Besonders gefährlich: Die Verkäufer behaupten, dass Betroffene ihre Diabetesmedikamente, insbesondere Metformin, schon nach dem ersten Tag absetzen könnten. „Wir raten dringend davon ab, auf solche Angebote einzugehen“, warnt Angela Clausen, Expertin für Nahrungsergänzungsmittel bei der Verbraucherzentrale NRW. „Das kann zu erheblichen gesundheitlichen Risiken führen.“ Ähnliche Versprechungen beobachtet sie auch vermehrt auf dubiosen Internetseiten.1
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Warum ist Metformin so wichtig?
Metformin gehört zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. So reduziert es die Glukose-Neubildung in der Leber, verlangsamt die Aufnahme von Glukose im Darm und verbessert die Insulinempfindlichkeit. Es hilft damit also dabei, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, ohne das Risiko einer Unterzuckerung zu erhöhen.
Darüber hinaus kann Metformin das Hungergefühl mindern und eine Gewichtsabnahme begünstigen. Es trägt zur Verbesserung des Fettstoffwechsels bei und besitzt entzündungshemmende Eigenschaften. Studien deuten zudem darauf hin, dass es das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Typische Nebenwirkungen sind häufig Magen-Darm-Probleme, insbesondere Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall.2
Gesundheitsrisiken durch das Absetzen von Medikamenten
Einige Patienten berichten, dass sie sich nach dem Absetzen ihrer Diabetesmedikamente zunächst besser gefühlt hätten. Laut Clausen liegt das vermutlich daran, dass unangenehme Nebenwirkungen der Medikamente wie Verdauungsbeschwerden, Durchfall, Übelkeit oder Muskelschmerzen wegfallen. Dieser kurzfristige Effekt kann jedoch täuschen: Auf lange Sicht steigt der Blutzuckerspiegel deutlich an, was das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Demenz erhöht.
Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für Medikamente
Zusätzlich betont die Verbraucherzentrale NRW, dass Nahrungsergänzungsmittel kein Ersatz für ärztlich verschriebene Medikamente sind. „Diabetes ist eine ernste Erkrankung und sollte stets ärztlich begleitet und behandelt werden“, mahnt Clausen.
Sollte man trotzdem solche Nahrungsergänzungsmittel ausprobieren wollen, ist es wichtig, sich unbedingt an die Dosierempfehlungen und Anweisungen auf der Packung halten und nicht an das, was Verkäufer am Telefon sagen. Auf keinen Fall sollte man ohne vorherige Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt die Einnahme von verordneten Medikamenten abbrechen.

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Achtung vor versteckten Abo-Fallen
Abgesehen von den gesundheitlichen Risiken droht vielen Betroffenen auch eine finanzielle Falle: So schließen sie in manchen Fällen unbewusst teure Abonnements ab. Da dies häufig am Telefon oder über das Internet geschieht, besteht ein gesetzliches Widerrufsrecht von 14 Tagen. Fehlt eine ordnungsgemäße Belehrung, verlängert sich diese Frist sogar auf ein Jahr.
Wichtig dabei: Das Produkt sollte man nicht öffnen, da sonst das Widerrufsrecht erlöschen kann. Betroffene, die keine Kontaktdaten des Anbieters haben, können sich an die Verbraucherzentrale NRW wenden. Falls die Ware per Nachnahme geliefert wurde, empfiehlt es sich, die Annahme zu verweigern.
Telefonische Werbung melden
In der Regel ist unaufgeforderte Telefonwerbung in Deutschland ohne vorherige Zustimmung illegal. Wer dennoch von dubiosen Anbietern kontaktiert wird, sollte dies melden. Verträge (auch für Nahrungsergänzungsmittel), die unter solchen Bedingungen abgeschlossen wurden, sollten unbedingt widerrufen werden.
Die Verbraucherzentrale NRW rät daher: Keine Bestellungen am Telefon tätigen, keine Medikamente ohne ärztliche Rücksprache absetzen – und dubiose Angebote sofort ablehnen.