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„Buffy“-Star starb daran

So tödlich kann Diabetes sein

Diabetes verläuft oft tödlich
Diabetes kann Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die schlimmstenfalls tödlich enden. Doch auch die Stoffwechselstörung selbst kann zum Tod führen. Foto: Getty Images / Noppawan Laisuan

17. April 2025, 14:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Stoffwechselkrankheit Diabetes ist bekanntlich ernst zu nehmen: Ohne gezielte Behandlung drohen schwere Komplikationen, die Betroffene schlimmstenfalls das Leben kosten können. So erging es der kürzlich verstorbenen Schauspielerin Michelle Trachtenberg, wie neueste Laborergebnisse zeigen. FITBOOK erklärt, wie tödlich Diabetes sein kann.

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Diabetes kann zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen, darunter nach neueren Erkenntnissen mehrere Krebsarten.1 Ein durch die Stoffwechselstörung dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann Blutgefäße, Organe und Nerven angreifen. So können unter anderem die Arterien verkalken und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Außerdem kann es zu Nervenschäden – vor allem an den Füßen – kommen, im schlimmsten Fall zum sogenannten diabetischen Fußsyndrom. Diese sind nur einige der möglichen und teils lebensbedrohlichen Folgen von Diabetes, die FITBOOK in diesem Beitrag näher beleuchtet. Doch auch Komplikationen der Primärerkrankung selbst sind potenziell tödlich.

So häufig verläuft Diabetes tödlich

Ein aktueller Fall, der die Letalität von Diabetes auf schockierende Weise verdeutlicht, ist der der Schauspielerin Michelle Trachtenberg. Sie wurde Ende Februar 2025 tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Monate später nun bestätigten New Yorker Gerichtsmediziner laut einem Bericht der US-Website „TMZ“, dass sie Komplikationen ihres Diabetes mellitus erlegen sei. Ob der „Buffy“-Star an Typ-1- oder Typ-2-Diabetes gelitten hatte, geht aus der Veröffentlichung nicht hervor.

Für Michelle Trachtenberg endete Diabetes tödlich
Die Schauspielerin Michelle Trachtenberg, bekannt etwa aus „Buffy“ und „Gossip Girl“, starb an Komplikation im Zusammenhang mit ihrer Diabeteserkrankung Foto: Getty Images

Diabetes-Tode in Deutschland

Nach der amtlichen Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis), auf die das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite hinweist, starben im Jahr 2022 in Deutschland 26.891 Menschen an den Folgen von Diabetes mellitus.2 Dabei stieg die Sterblichkeit mit zunehmendem Alter deutlich an. Bei den 45- bis 64-Jährigen war sie relativ gering, bei den 80-Jährigen lag sie bereits bei über 300 pro 100.000 Personen. Auch hier ist der Diabetes-Typ nicht definiert.

Studie mit Fokus auf Diabetes Typ 2

Eine Studie hat untersucht, wie viele Todesfälle in Deutschland im Jahr 2010 auf einen diagnostizierten Diabetes – insbesondere Typ-2-Diabetes – zurückzuführen waren.3 Ziel der Untersuchung war, die direkt oder indirekt durch Diabetes verursachte Sterblichkeit genau zu bestimmen. Für die Analyse nutzten die Forscher die Abrechnungsdaten von rund 65 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland aus dem Jahr 2010. Mithilfe von Zahlen aus dem dänischen Nationalen Diabetesregister – für Deutschland lagen keine spezifischen Sterblichkeitsdaten für Menschen mit Diabetes vor – rechnete das Team die sogenannte Übersterblichkeit hoch. Darunter versteht man Todesfälle, die über die statistisch zu erwartende Sterblichkeit hinausgehen und (in diesem Fall) auf Diabetes zurückzuführen sind.

Die Autoren der Studie kamen in ihrer Hochrechnung zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2010 in Deutschland wohl 174.627 Todesfälle auf Diabetes zurückzuführen waren, davon rund 137.950 auf Typ-2-Diabetes. Damit wären rund 21 Prozent aller Todesfälle im Land von der Stoffwechselkrankheit verschuldet, immerhin 16 Prozent speziell von Typ 2. Besonders häufig betroffen waren ältere Menschen: Rund zwei Drittel der erfassten Todesfälle entfielen auf die Altersgruppe der 70- bis 89-Jährigen.

Bedeutung

Die Ergebnisse legen nahe, dass die Sterblichkeit an Diabetes in Deutschland vermutlich stark unterschätzt wird. Allerdings fehlen in Deutschland direkte Daten zur Sterblichkeit von Diabetikern. Häufig wird Diabetes auf den Totenscheinen nicht als Hauptursache angegeben, sondern nur Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenversagen. Außerdem ist zu beachten, dass die Übertragung der dänischen Sterberaten auf die deutsche Bevölkerung zu Ungenauigkeiten geführt haben könnte.

Man kann sagen: Typ-2-Diabetes führt allein aufgrund seiner höheren Prävalenz zu mehr Todesfällen insgesamt. Es handelt sich um eine Volkskrankheit, in Deutschland und darüber hinaus. Experten gehen sogar davon aus, dass bis zum Jahr 2050 weltweit mehr als 1,3 Milliarden Menschen betroffen sein werden.4 Tragisch, wenn man bedenkt, dass diese Entwicklung eigentlich vermeidbar wäre. Denn die Hauptursachen für den durch Lebensstilfaktoren begünstigten Typ-2-Diabetes sind Bewegungsmangel in Kombination mit Übergewicht und zuckerreicher Ernährung. Diese Form der Zuckerkrankheit wird mit der Zeit chronisch bedrohlich, vor allem durch Spätfolgen. Etwas anders verhält es sich beim nicht minder tödlichen Typ-1-Diabetes.

Diabetes Typ 1 oft „akuter“ tödlich

Das tödliche Potenzial von Typ-1-Diabetes – der Autoimmunerkrankung also, die unter anderem durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet ist – ist bekannt. Sie gilt vor allem in jungen Jahren als akut lebensbedrohlich. Eine der häufigsten Todesursachen vor dem 35. Lebensjahr ist das dauerhafte Nierenversagen im Rahmen einer terminalen Niereninsuffizienz (ESRD).5

Auch ist in diesem Zusammenhang eine Studie aus dem Jahr 2009 hervorzuheben.6 Sie untersuchte die Sterblichkeitsraten und Todesursachen von 4246 Frauen und Männern, die zwischen 1978 und 2004 vor ihrem 30. Lebensjahr an Typ-1-Diabetes erkrankten. Nach Auswertung von Totenscheinen und Obduktionsberichten stellten die Autoren fest, dass junge Menschen mit dieser Erkrankung ein deutlich erhöhtes Sterberisiko aufweisen – insbesondere aufgrund akuter Komplikationen des Diabetes. 44 Prozent der Todesfälle waren konkret auf Komplikationen der Erkrankung zurückzuführen. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die diabetische Ketoazidose – eine Stoffwechselentgleisung, die zum diabetischen Koma und schließlich zum Tod führen kann.7 Daneben starben viele der Probanden an Hypoglykämie (Unterzuckerung), bei der der Blutzuckerspiegel nicht rechtzeitig stabilisiert wurde.8

„Dead-in-Bed“-Syndrom

Speziell im Zusammenhang mit jungen Typ-1-Diabetikern ist das sogenannte „Dead-in-Bed“-Syndrom (DIB-Syndrom) zu erwähnen. Dabei handelt es sich um plötzliche und scheinbar unerklärliche Todesfälle bei jungen Erwachsenen oder Jugendlichen mit der Diagnose. Diese Todesfälle sind auf die erwähnten Blutzuckerausschläge zurückzuführen. Bei den Betroffenen sinkt der Blutzuckerspiegel nachts plötzlich stark ab (Hypoglykämie) oder steigt plötzlich extrem an (Ketoazidose). Im Schlaf verpassen sie die Chance, zu reagieren. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, dass das DIB-Syndrom unabhängig von vorher beobachteten Komplikationen auftreten kann.9 Die Betroffenen weisen oft keine Anzeichen einer drohenden Unterzuckerung auf.

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Tod durch Diabetes ist meist vermeidbar

Die Zahlen veranschaulichen die Herausforderungen im Umgang mit Diabetes. Die Krankheit kann lebensbedrohlich sein – sei es akut, wie beim Typ 1, oder als längerfristige Folge beim Typ 2. Um Komplikationen zu vermeiden, ist ein rascher Therapiebeginn und eine konsequente Behandlung entscheidend. Auch unerwartete Situationen wie beim DIB-Syndrom könnten durch entsprechende Vorkehrungen vermieden werden. „Die Anpassung der Insulindosis an Veränderungen der Ernährung und der körperlichen Aktivität hilft, plötzliche Blutzuckerschwankungen zu vermeiden“, mahnen die Autoren der Studie.

Ein geschärftes Bewusstsein für die Gefahren von Diabetes ist – insbesondere im Hinblick auf die zu erwartende Zunahme der Erkrankungen – von größter Bedeutung, um die Lebenserwartung zahlloser Menschen weltweit zu schützen.

Themen Diabetes Diabetes mellitus Typ 2

Quellen

  1. European Association for the study of Obesity. Study of UK biobank reveals link between new-onset type 2 diabetes and some but not all obesity-related cancers. EurekAlert! (aufgerufen am 31.3.2025)  ↩︎
  2. RKI: Diabetes mellitus: Sterblichkeit (aufgerufen am 17.4.2025) ↩︎
  3. Jacobs, E, Hoyer, A., Brinks, R. et al (2010), Burden of Mortality Attributable to Diagnosed Diabetes: A Nationwide Analysis Based on Claims Data From 65 Million People in Germany, Diabetes Care ↩︎
  4. Zhou, Bin et al. (2024). Worldwide trends in diabetes prevalence and treatment from 1990 to 2022: a pooled analysis of 1108 population-representative studies with 141 million participants. The Lancet. ↩︎ ↩︎
  5. Secrest, A., Washington, R., Orchard, T. et al (2018), Mortality in Type 1 Diabetes, Diabetes in America ↩︎
  6. Feltbower, R., Bodansky, J., Patterson, C. et al. (2009), Acute Complications and Drug Misuse Are Important Causes of Death for Children and Young Adults With Type 1 Diabetes : Results from the Yorkshire Register of Diabetes in Children and Young Adults, Diabetes Care ↩︎
  7. MSD Manuals: Diabetische Ketoazidose (DKA) (aufgerufen am 17.4.2025) ↩︎
  8. MSD Manuals: Hypoglykämie (Unterzuckerung) (aufgerufen am 17.4.2025) ↩︎
  9. Poudel, R., Kafl, N., Belbase, B. et al (2015), Dead in bed syndrome: Mystery and fear, Health Diabetes ↩︎

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